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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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nichts essen. Zeit für unser nächstes Rendezvous. Haben Sie das Band dabei?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Zu Ihrer Freundin Miss Asakuma.«
    W ir schaukelten über die Schlaglöcher auf dem Santa Monica Freeway Richtung Innenstadt. Der nachmittägliche Himmel war grau; es sah nach Regen aus. Mein Rücken tat mir weh. Connor blickte aus dem Fenster und summte vor sich hin.
    In der Aufregung hatte ich Theresas Anruf vom Vorabend ganz vergessen. Sie hatte gesagt, sie habe sich die Schlußpartien der Bänder angesehen und glaube, daß es ein Problem gebe.
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?« fragte ich Connor.
    »Mit Theresa? Nur kurz. Ich habe ihr einen Tip gegeben.«
    »Gestern abend sprach sie von einem Problem mit den Bändern.«
    »Ach? Das hat sie mir gegenüber gar nicht erwähnt.«
    Ich fühlte, daß er mir nicht die Wahrheit erzählte, aber in meinem Rücken pochte der Schmerz, und ich hatte keine Lust, ihn auszufragen. Manchmal war mir, als wäre Connor selbst zum Japaner geworden, denn dann war er genauso zurückhaltend, genauso geheimnistuerisch.
    »Sie haben mir nie erzählt, warum Sie Japan verlassen haben«, sagte ich.
    »Ach das.« Er seufzte. »Ich hatte einen Job, arbeitete für eine Firma: Beratung in Sicherheitsfragen. Aber es funktionierte nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Na ja, der Job selbst war in Ordnung. War sogar sehr gut.«
    »Aber?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute, die einmal in Japan gelebt haben, gehen mit gemischten Gefühlen. Die Japaner sind in vieler Hinsicht ein wunderbares Volk. Sie arbeiten hart, sind intelligent und humorvoll. Sie sind wirklich integre Menschen. Gleichzeitig aber sind sie die größten Rassisten der Welt. Deshalb beschuldigen sie ständig andere Völker, rassistisch zu sein. Sie haben solche Vorurteile, daß sie allen anderen dasselbe unterstellen. Und in Japan zu leben … Ich hatte es einfach nach einer Weile satt, wie die Dinge dort liefen. Ich hatte es satt mitanzusehen, daß Frauen auf die andere Straßenseite wechselten, wenn sie mir nachts begegneten. Ich hatte keine Lust mehr, ständig bemerken zu müssen, daß die letzten beiden freien Sitze in der U-Bahn die neben mir waren. Es machte mir keinen Spaß mehr, mir anzuhören, wie die Stewardessen im Flugzeug japanische Passagiere fragten, ob es ihnen etwas ausmache, sich neben einen gajin zu setzen in der Annahme, ich würde nicht verstehen, was gesprochen wurde. Ich hatte genug davon, immer ausgeschlossen zu sein, unterschwellig gönnerhaft behandelt zu werden, mir hinter meinem Rücken Witze über mich anhören zu müssen. Ich hatte es endgültig satt, ein Nigger zu sein. Ich … ich hatte die Schnauze voll bis obenhin. Ich habe das Handtuch geworfen.«
    »Klingt ja nicht gerade so, als könnten Sie die Japaner besonders gut leiden.«
    »Doch«, sagte Connor, »ich mag sie. Ich mag sie sogar sehr. Aber ich bin nun mal kein Japaner, und das lassen sie einen nie vergessen.« Er seufzte noch einmal. »Ich habe viele japanische Freunde, die in Amerika arbeiten, und für die ist es auch schwierig. Beide Seiten bekommen den Unterschied zu spüren. Auch sie fühlen sich ausgeschlossen. Hier setzten sich die Leute ebenfalls nicht neben sie. Meine Freunde bitten mich immer, daran zu denken, daß sie in erster Linie Menschen sind, und dann erst Japaner. Leider hat mich die Erfahrung gelehrt, daß das nicht immer stimmt.«
    »Sie meinen, viele sind in erster Linie Japaner?«
    »Familie bleibt eben Familie«, sagte er mit einem Achselzucken.
    Den Rest der Fahrt über schwiegen wir beide.
    W ir befanden uns in einem kleinen Zimmer im dritten Stock des Wohnheims für ausländische Studenten. Theresa Asakuma erklärte uns, daß dies nicht ihr Zimmer sei, sondern einer Freundin gehöre, die ein Semester in Italien studiere. Theresa hatte den kleine Videorecorder und einen kleinen Monitor auf dem Tisch aufgebaut.
    »Ich fand es besser, aus dem Labor zu verschwinden«, sagte sie, während sie die Schnellvorlauftaste betätigte. »Aber ich wollte, daß Sie sich das mal ansehen. Das ist der Schlußteil von einem der Bänder, die Phase unmittelbar nachdem der Senator den Raum verlassen hat.«
    Sie verlangsamte den Bandlauf, und wir sahen das sechsundvierzigste Stockwerk im Nakamoto-Gebäude in der Totale. Die Etage war menschenleer. Der bleiche Leichnam Cheryl Austins lag auf dem dunklen Konferenztisch.
    Das Band lief weiter. Nichts geschah. Eine Szenerie ohne jede Bewegung.
    »Was soll denn da zu

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