Nippon-Connection
waren die ganze Nacht hindurch wie wild hinter der Sache her. Warum hören Sie jetzt auf?«
»Lassen wir Graham den Triumph! Was hat das Ganze schon mit uns zu tun? Ich werde bald meinen Abschied nehmen, und Sie sind nur ein korrupter Kontakt-Officer.« Er deutete auf das Videoband. »Zeigen Sie mir das noch, bevor Sie mich nach Hause fahren?«
»Klar.« Ich ließ das Band zurücklaufen.
»Vielleicht besorgen wir uns vorher eine Tasse Kaffee«, sagte Connor. »In den WE-Labors machen sie einen hervorragenden. Zumindest war es früher so.«
»Soll ich den Kaffee holen, während Sie sich das Band ansehen?« fragte ich.
»Das wäre nett von Ihnen, kōhai.«
»Aber gern.« Ich drückte auf die Abspieltaste und wandte mich zum Gehen.
»Ach, noch etwas, kōhai. Fragen Sie doch bitte den diensthabenden Officer dort unten, welche Videogeräte wir hier haben. Die Bänder müssen nämlich alle kopiert werden. Außerdem brauchen wir Abzüge von einigen Standbildern, für den Fall, daß uns Sakamuras Verhaftung als anti-japanisches Vorgehen ausgelegt wird. Es könnte sein, daß wir zu unserer Rechtfertigung Fotos veröffentlichen müssen.«
Das war klug vorausgedacht. »Okay«, sagte ich. »Ich erkundige mich mal.«
»Und für mich bitte: schwarz und ohne Zucker.« Er drehte seinen Stuhl zum Bildschirm hin.
Die Abteilung Wissenschaftliche Ermittlungen befand sich im Keller des Parker Center. Als ich dort eintraf, war es kurz nach zwei Uhr, und die meisten Räume waren leer. In den WE-Labors wurde meist nur zwischen neun und siebzehn Uhr gearbeitet.
Natürlich sammelten die WE-Teams nachts an den Tatorten Beweismaterial, aber die Sachen wurden zunächst in Schränken verstaut, entweder in der Zentrale oder in irgendeinem Polizeirevier, bis die Arbeit am nächsten Morgen begann.
Ich ging zur Kaffeemaschine in der kleinen Cafeteria neben den Labors. Im ganzen Raum hingen Schilder, auf denen stand: Haben Sie sich die Hände gewaschen? Ja - Sie sind gemeint! Und setzen Sie Ihre Kollegen keinem Risiko aus - waschen S ie sich die Hände! Der Grund dafür war, daß hier giftige Substanzen benutzt wurden. Es lag so viel Quecksilber, Arsen und Chrom herum, daß früher immer wieder Angestellte krank geworden waren, weil sie aus einem Styroporbecher getrunken hatten, den zuvor ein anderes Labormitglied berührt hatte.
Inzwischen waren die Leute vorsichtiger geworden. Ich nahm die beiden Becher Kaffee und ging zum Schreibtisch des Nachtdienst-Officers. Jackie Levine hatte die Füße hochgelegt. Sie war ziemlich dick und trug enge Kniebundhosen und eine orangefarbene Perücke. Trotz ihrer bizarren Erscheinung war sie anerkanntermaßen die beste Fingerabdruckspezialistin der ganzen Abteilung. Sie schmökerte gerade in einer Ausgabe der Zeitschrift Die moderne Braut.
»Willst du’s noch mal probieren, Jackie?« fragte ich sie.
»Nein, um Gottes willen! Meine Tochter ist dran.«
»Wen heiratet sie denn?«
»Reden wir von was Erfreulicherem. Ist der eine Kaffee für mich?«
»Nein, tut mir leid«, sagte ich. »Aber eine Frage habe ich für dich: Wer erledigt hier die Videobeweisaufnahme?«
»Videobeweisaufnahme?«
»Bänder von Überwachungskameras zum Beispiel. Wer ist hier für die Auswertung zuständig, fertigt Abzüge an und so weiter?«
»Also, das wird nicht gerade oft verlangt«, sagte Jackie. »Früher haben das die Elektronikheinis hier gemacht, aber ich glaube, sie tun es nicht mehr. Jetzt werden Videos entweder in Valley oder in Medlar Hall bearbeitet.« Sie setzte sich auf und blätterte ein Adressenverzeichnis durch. »Du kannst mit Bill Harrelson drüben in Medlar sprechen, wenn du willst. Aber wenn es was Besonderes ist, leiten wir es am besten ans JPL oder ans Videolabor der Uni weiter. Soll ich dir die Nummern geben, oder willst du es über Harrelson erledigen?«
Sie sagte es so, daß ich sofort wußte, für was ich mich entscheiden sollte. »Gib mir bitte die Nummer des JPL!« sagte ich.
»Ja, das ist das beste.«
Ich schrieb die Telefonnummern des Jet Propulsion Laboratory auf und ging wieder nach oben. Connor hatte sich das Band angesehen und ließ es immer wieder an jener Stelle vor-und zurücklaufen, an der Eddie Sakamuras Gesicht im Spiegel zu sehen war.
»Na?« sagte ich.
»Ja, es ist eindeutig Eddie.« Er wirkte ruhig, fast gleichgültig. Er nahm mir den Becher ab und nippte an seinem Kaffee. »Scheußlich!«
»Ja, finde ich auch.«
»Früher war er besser.« Connor stellte den Becher ab,
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