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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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wenige Stunden zuvor ermordet worden. Wir sahen sie jetzt auf dem Bildschirm, wie sie nur einige Minuten vor ihrem Tod umherspazierte.
    Cheryl nahm einen Briefbeschwerer von einem der Schreibtische, wog ihn in der Hand und stellte ihn zurück. Sie öffnete ihre Handtasche und schloß sie wieder. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Sie wird nervös.«
    »Sie hat es nicht gern, wenn man sie warten läßt«, sagte Graham. »Und ich wette, daß ihr das nicht oft passiert. So einem Mädchen doch nicht!«
    Sie begann mit den Fingern rhythmisch auf die Schreibtischplatte zu klopfen. Es kam mir irgendwie bekannt vor. Dazu nickte sie im gleichen Takt mit dem Kopf. Graham starrte blinzelnd auf den Bildschirm. »Spricht sie? Sagt sie was?«
    »Sieht so aus.« Ihre Lippen waren nur schwach zu erkennen.
    Aber plötzlich wußte ich es: Ihre Bewegungen und das rhythmische Klopfen - ich konnte das, was sie sang, synchronisieren. »I chew my nails and I twiddle my thumbs. I’m real nervous but it sure is fun. Oh baby, you drive me crazy …« sang ich vor mich hin.
    »Mensch, du hast recht«, sagte Graham. »Wie hast du das bloß rausgekriegt?«
    »Goodness, gracious, greatballs of …«
    Cheryl hörte auf zu singen. Sie wandte sich zum Aufzug um.
    »Ah, jetzt kommt’s!«
    Sie ging zum Lift. Gleich nachdem sie hinter dem hereinragenden Teil der Decke verschwunden war, umarmte sie den eintretenden Mann. Man konnte sehen, daß sie einander im Arm hielten und sich küßten, aber der Mann blieb verdeckt. Wir sahen seine Arme um Cheryls Oberkörper, nicht aber sein Gesicht.
    »Scheiße!« sagte Graham.
    »Keine Sorge, wir werden ihn gleich sehen. Wenn ihn diese Kamera nicht aufgenommen hat, dann eben eine andere. Aber ich denke, wir können schon jetzt sagen, daß das nicht jemand ist, den sie gerade kennengelernt hat. Sie muß ihn sehr gut kennen.«
    »Das wird sich zeigen, wenn sie vertraulich werden. Jawohl, schau hin! Der Typ verliert keine Zeit.«
    Die Hand des Mannes schob das schwarze Kleid hoch. Er drückte ihre Pobacken. Cheryl Austin preßte sich eng an ihn.
    Es war eine lange, leidenschaftliche Umarmung. Sie gingen gemeinsam weiter in den Raum hinein, wobei sie sich langsam drehten, so daß uns der Mann den Rücken zuwandte. Der Rock ihres Kleids war bis zur Hüfte hochgeschoben. Sie ließ, die Hand sinken und streichelte den Mann zwischen den Beinen. Mehr stolpernd als gehend näherten sie sich einem Schreibtisch. Der Mann bog sie nach hinten, aber sie wehrte sich plötzlich dagegen und stieß ihn weg.
    »Na, na, nicht so schnell! Schließlich hat unser Mädchen gewisse Prinzipien«, sagte Graham.
    Ich war mir nicht sicher, ob das zutraf. Cheryl hatte ihn ganz offensichtlich angemacht und es sich plötzlich anders überlegt. Mir war aufgefallen, daß dieser Stimmungsumschwung schlagartig eingetreten war. Ich fragte mich, ob sie nicht die ganze Zeit über nur Theater gespielt hatte, ob ihre Leidenschaftlichkeit vielleicht nur Show gewesen war. Der Mann schien aber von dieser abrupten Veränderung nicht sonderlich überrascht zu sein. Sie saß nun auf dem Schreibtisch und versuchte weiterhin, ihn wegzustoßen. Sie wirkte dabei fast wütend. Der Mann trat zurück. Wir sahen ihn immer noch von hinten, sein Gesicht war nicht zu erkennen. Kaum hatte er von ihr abgelassen, veränderte sie sich wieder. Jetzt lächelte sie und gab sich katzenhaft. Sie ließ sich langsam von der Schreibtischplatte herabgleiten und brachte ihr Kleid in Ordnung. Dabei wand sie sich provokativ und blickte sich um. Von dem Mann sahen wir nur ein Ohr und eine seitliche Partie des Gesichts, gerade genug, um erkennen zu können, daß seine Kinnlade sich bewegte. Er redete mit ihr. Sie ging lächelnd auf ihn zu und legte ihm die Arme um den Hals.
    Dann begannen sie, sich wieder zu küssen und einander mit den Händen zu liebkosen. Dabei durchquerten sie langsam das Büro in Richtung Konferenzsaal.
    »Dann war das mit dem Konferenzraum also ihre Idee?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Scheiße! Sein Gesicht kann ich immer noch nicht erkennen.«
    Sie waren in der Mitte des Großraumbüros angelangt; die Kamera nahm sie jetzt fast senkrecht von oben auf. Wir sahen nur die Köpfe.
    »Findest du, daß er aussieht wie ein Japaner?«
    »Wer kann das schon sagen. Wie viele Kameras waren in dem Raum?«
    »Insgesamt fünf.«
    »Sein Gesicht kann nicht auch in allen anderen vieren verdeckt sein. Wir werden ihn schon noch kriegen.«
    »Hör mal, Tom, der Kerl

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