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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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doppelt so stark wie davor. Die größten Banken der Welt machten wir zu japanischen Banken und Amerika zu einem armen Land.«
    »Und was hat das alles mit den Samstagstreffen zu tun?«
    »Also«, sagte Connor, »nehmen wir mal an, Sie hätten einen alkoholabhängigen Onkel. Er sagt, wenn Sie ihm Geld leihen, wird er aufhören zu trinken. Aber natürlich hört er nicht auf. Aber Sie hätten gern Ihr Geld zurück, Sie wollen von dieser schlechten Investition retten, was zu retten ist. Außerdem wissen Sie, daß Ihr Onkel, weil er Trinker ist, sich mit großer Wahrscheinlichkeit sinnlos besaufen und jemanden verletzen wird. Ihr Onkel hat die Kontrolle über sich verloren. Irgend etwas muß geschehen. Die Familie setzt sich zusammen und bespricht, wie das Problem angegangen werden soll. Genau das haben die Japaner getan.«
    »Mhm.« Der skeptische Unterton in meiner Stimme war Connor offenbar nicht verborgen geblieben.
    »Wissen Sie, was? Schlagen Sie sich diese Verschwörungstheorie aus dem Kopf. Oder wollen etwa Sie Japan übernehmen? Wollen Sie Japan regieren? Selbstverständlich nicht. Kein vernünftiges Land will ein anderes übernehmen. Geschäfte machen - ja; Beziehungen unterhalten - gut und schön; aber doch nicht übernehmen! Eine solche Verantwortung scheut jeder, und die damit verbundenen Pflichten auch. Es ist genauso wie mit dem trinkenden Onkel: Man setzt sich nur dann zusammen, wenn man dazu gezwungen ist. Es ist eine letzte Möglichkeit.«
    »So sehen es die Japaner?«
    »Sie sehen Milliarden über Milliarden ihrer Dollars, kōhai. Dollars, die sie in ein Land investiert haben, das in großen Schwierigkeiten steckt, ein Land, das voller seltsamer Individuen ist, die permanent reden und einander bekämpfen. Ein Land mit Menschen, die andauernd streiten, die ungebildet sind und nicht viel über den Rest der Welt wissen, weil sie sich ihre Informationen aus dem Fernseher holen. Menschen, die nicht besonders hart arbeiten, die Gewalt und Drogenmißbrauch tolerieren und im Grunde nicht einmal etwas dagegen zu haben scheinen. In dieses sonderbare Land haben die Japaner Milliarden von Dollars gesteckt, und nun hätten sie gern einen anständigen Ertrag aus dieser Investition. Und obwohl die amerikanische Wirtschaft am Zusammenbrechen ist - bald wird sie nur mehr den dritten Platz in der Welt einnehmen, hinter Japan und Europa -, ist es wichtig, daß zumindest der Versuch unternommen wird, den Laden zusammenzuhalten. Genau darum geht es ihnen, das ist alles.«
    »Das ist alles?« fragte ich. »Sie haben also die ehrwürdige Aufgabe übernommen, Amerika zu retten?«
    »Irgendeiner muß es ja tun«, erwiderte Connor. »So können wir nicht weitermachen.«
    »Das kriegen wir schon wieder in den Griff.«
    »Das haben die Engländer auch immer gesagt.« Connor schüttelte den Kopf. »Aber heute ist England arm. Und Amerika wird auch bald arm sein.«
    »Warum wird Amerika bald arm sein?« fragte ich. Meine Stimme klang ein bißchen lauter, als ich beabsichtigt hatte.
    »Die Japaner sagen, der Grund liegt darin, daß Amerika ein Land ohne Substanz geworden ist. Wir haben den Fabrikationsbereich sträflich vernachlässigt. Wir stellen keine Produkte mehr her. Wenn man Produkte anfertigt, bedeutet das eine Wertschöpfung von Rohstoffen, das heißt, man produziert buchstäblich Vermögen. Aber die Amerikaner haben damit aufgehört. Sie verdienen heutzutage an noch nicht realisierten Gewinnen, was sich, wie die Japaner sagen, eines Tages rächen wird, denn rechnerische Gewinne sind kein wirkliches Vermögen. Die Faszination, die die Wall Street und Junk Bonds auf uns ausüben, halten sie für verrückt.«
    »Und deshalb sollten die Japaner uns lenken?«
    »Irgend jemand sollte uns lenken, ja, das denken sie. Aber es wäre ihnen lieber, wenn wir es selbst täten.«
    »Mein Gott!«
    Connor richtete sich in seinem Sitz auf. »Sparen Sie sich die Aufregung, kōhai! Hanada-san zufolge sind die Samstagstreffen neunzehnhunderteinundneunzig eingestellt worden.«
    »Ach?«
    »Jawohl. Damals stand für die Japaner fest, daß die Amerikaner den Laden niemals aufräumen würden, und sie verloren das Interesse, in uns zu investieren.«
    »Es gibt also gar keine Samstagstreffen mehr?«
    »Nur noch gelegentlich. Wegen nichibei-kankei, der bestehenden japanisch-amerikanischen Beziehungen. Wirtschaftlich sind die beiden Länder mittlerweile so miteinander verzahnt, daß keiner sich einfach verabschieden kann, selbst wenn er wollte. Aber

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