Nippon-Connection
dem Verkauf gibt es Probleme politischer Art. Auf diese Probleme sind sie einige Male zu sprechen gekommen.«
»Dann hat der Mord also etwas mit MicroCon zu tun?«
»Ich glaube schon.« Connor veränderte seine Sitzhaltung. »Übrigens, was haben Sie in der Uni über die Bänder in Erfahrung gebracht?«
»Zunächst einmal, daß sie kopiert wurden.«
Connor nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht.«
»Wirklich?«
»Ishigura hätte uns nie und nimmer die Originale gegeben. Die Japaner halten alle Nichtjapaner für Barbaren. Das meinen sie wirklich, ganz wörtlich, so: Barbaren. Stinkende, ungehobelte Barbaren. Sie sind höflich und reiben es einem nicht unter die Nase, weil sie wissen, daß man keine Schuld trägt an dem großen Unglück, nicht als Japaner auf die Welt gekommen zu sein. Aber sie denken es.«
Ich nickte. Sanders hatte mehr oder weniger das gleiche gesagt.
»Der zweite Grund ist«, fuhr Connor fort, »daß die Japaner zwar außerordentlich erfolgreich, aber nicht tollkühn sind. Planung und Plackerei, lautet die Devise. Sie haben uns die Originale nicht gegeben, weil sie im Augenblick kein Risiko eingehen wollten. Was haben Sie noch alles über die Bänder erfahren?«
»Wieso glauben Sie, daß da noch etwas gewesen sein könnte?« fragte ich.
»Wenn Sie sich die Bänder angesehen haben, werden Sie sicher ein wichtiges Detail entdeckt haben …«
In diesem Moment schnarrte das Telefon.
»Captain Connor!« tönte es fröhlich aus dem Lautsprecher. »Hier spricht Jerry Orr vom Sunset Hills Country Club. Sie haben die Unterlagen vergessen.«
»Welche Unterlagen?«
»Die Anmeldeformulare«, sagte Orr. »Sie müssen sie ausfüllen, Captain. Es ist natürlich eine reine Formsache. Ich versichere Ihnen, daß es in Anbetracht Ihrer Bürgen keinerlei Schwierigkeiten geben wird.«
»In Anbetracht meiner Bürgen«, wiederholte Connor.
»Jawohl, Sir. Und meinen herzlichen Glückwunsch! Sie wissen ja, daß es heutzutage fast unmöglich ist, bei uns Mitglied zu werden. Aber Mr. Hanadas Unternehmen hat bereits vor einiger Zeit eine Firmenmitgliedschaft erworben und nun beschlossen, diese auf Ihren Namen laufen zu lassen. Ich muß schon sagen, das ist eine sehr schöne Geste von Ihren Freunden!«
»Ja, da haben Sie recht«, sagte Connor mit Falten auf der Stirn.
Ich sah zu ihm hinüber.
»Ihre Freunde wissen, wie gerne Sie hier Golf spielen. Die Bestimmungen sind Ihnen ja sicherlich bekannt. Hanada hat die Mitgliedschaft für fünf Jahre erworben, und nach Ablauf dieser Zeit wird Sie auf Ihren Namen übertragen. Wenn Sie die Mitgliedschaft dann einmal aufgeben wollen, können Sie sie veräußern. Wollen Sie die Papiere bei uns abholen, oder soll ich Ihnen die Unterlagen nach Hause schicken?«
»Mr. Orr, ich bitte Sie, Mr. Hanada auszurichten, daß ich tiefe Dankbarkeit für seine Großzügigkeit empfinde. Ich weiß kaum, was ich sagen soll. Aber ich werde Sie in dieser Sache noch einmal anrufen.«
»Gut. Sie brauchen mir nur zu sagen, wohin ich die Sachen schicken soll.«
»Ich rufe Sie zurück«, sagte Connor.
Er drückte auf den Knopf, der das Telefonat beendete, und starrte stirnrunzelnd geradeaus. Beide schwiegen wir lange.
Schließlich sagte ich: »Wieviel ist die Mitgliedschaft in diesem Club wert?«
»Siebenhundertfünfzigtausend. Vielleicht sogar eine Million.«
»Kein schlechtes Geschenk von Ihren Freunden.« Ich mußte wieder an Graham denken und an seine Anspielungen, Connor befinde sich in der Hand der Japaner. Jetzt war das ja wohl kaum mehr zu bezweifeln.
Connor schüttelte langsam den Kopf. »Ich verstehe das nicht.«
»Was ist daran nicht zu verstehen?« rief ich. »Mein Gott, Captain, das ist doch überdeutlich!«
»Nein, ich verstehe es nicht.«
Das Telefon schnarrte schon wieder. Diesmal war es für mich.
»Lieutenant Smith? Hier ist Louise Gerber. Ich bin vielleicht froh, Sie erreicht zu haben!«
Der Name sagte mir nichts. »Ja?«
»Morgen ist Samstag, und da dachte ich mir, vielleicht haben Sie Zeit, sich ein Haus anzusehen.«
Mir fiel wieder ein, wer Louise Gerber war. Einen Monat zuvor hatte ich mir mit einer Maklerin ein Haus angesehen. Michelle wird immer größer, und ich fand, sie sollte einen Garten haben, wenn es irgend möglich wäre. Es wurde ein ernüchterndes Erlebnis. Trotz des Preissturzes auf dem Immobilienmarkt kosteten die kleinsten Häuser vier-, fünfhunderttausend Dollar. Bei meinem Einkommen war also an dergleichen nicht zu denken.
»Es ist
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