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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sich, wie die Sowjets bis vor einigen Jahren immer wieder Politiker von den Fotos getilgt haben, die die Parteielite beim Abnehmen der Parade am Ersten Mai zeigten? Damals war das ein wüstes Herumschnippseln und Zusammenkleben, man erkannte sofort, daß irgend etwas verändert worden war -beispielsweise an seltsamen Zwischenräumen zwischen den Schultern der übriggebliebenen Personen oder an einer Verfärbung der Mauer im Hintergrund. Manchmal konnte man sogar die Pinselstriche des Retoucheurs entdecken, der den entstandenen Schaden ein bißchen beschönigt hatte. Zu sehen war es immer, ziemlich deutlich sogar. Man erkannte, daß das Foto verändert worden war, und das Ganze war schlicht lächerlich.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte ich.
    »Fotos galten immer als glaubwürdig, gerade weil man sie nicht verändern konnte. Man ging davon aus, daß Fotos die Realität wiedergeben. Aber seit ein paar Jahren ermöglichen es uns die Computer, fotografische Bilder sozusagen nahtlos zu verändern. Vor einigen Jahren verschob National Geographie auf einem Titelfoto die Pyramide von Giseh. Den Redakteuren hatte der Standort der Pyramide nicht gefallen, sie fanden, es sähe besser aus, wenn sie sie woandershin rückten. Sie manipulierten einfach die Aufnahme und verschoben das Ding. Niemand bemerkte es. Aber wenn Sie mit einer Kamera nach Ägypten gehen und versuchen, die gleiche Aufnahme noch einmal zu machen, werden Sie feststellen, daß das unmöglich ist. In der Realität gibt es keinen Blickwinkel, von dem aus die Pyramide so dasteht wie auf dem Foto. Die Aufnahme gibt also die Wirklichkeit nicht mehr wieder, aber man kann es nicht sehen. Das nur als kleines Beispiel.«
    »Und dasselbe könnte man mit diesem Band gemacht haben?«
    »Theoretisch kann jedes Video verändert werden.«
    Auf dem Monitor sah ich nun zum zweitenmal den Mord. Die Kamera befand sich diesmal an der gegenüberliegenden Wand. Die Tat selbst zeigte sie nicht besonders gut, aber danach war Sakamura deutlich zu erkennen, als er direkt auf die Kamera zuging.
    »Wie könnte man die Aufnahme denn verändern?«
    Sanders lachte. »Heutzutage können Sie alles, wirklich alles verändern, was Sie nur wollen.«
    »Auch die Identität des Mörders?«
    »Technisch gesehen schon. Ein Gesicht über ein komplexes bewegliches Objekt zu legen, ist heute durchaus möglich, auch wenn die praktische Ausführung wahnsinnig schwierig wäre.«
    Ich erwiderte nichts. Das spielte jetzt ja sowieso keine Rolle mehr. Sakamura war unser Hauptverdächtiger, und er war tot. Der Chef wollte die Sache beendet wissen. Ich auch.
    »Natürlich«, fuhr Sanders fort, »haben die Japaner alle möglichen phantastischen Video-Algorithmen für Veränderungen des wiedergegebenen Bildes, sogar für dreidimensionale Transformationen. Die schaffen Sachen, die wir uns noch nicht einmal vorstellen können.« Er klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Wie lief denn alles zeitlich mit diesen Aufnahmen? Wie war der Ablauf?«
    »Der Mord geschah um zwanzig Uhr dreißig gestern abend; das kann man an der Uhr ablesen. Man sagte uns, die Bänder seien gegen zwanzig Uhr fünfundvierzig aus dem Sicherheitsraum entfernt worden. Wir haben uns nach ihrem Verbleib erkundigt, und dann gab es ein ziemliches Hin und Her mit den Japanern.«
    »Wie üblich. Wann hatten Sie sie dann in der Hand?«
    »Sie wurden gegen halb zwei Uhr morgens in unsere Zentrale gebracht.«
    »Okay«, sagte Sanders. »Dann hatten die Japaner die Bänder also von dreiviertel neun bis halb zwei.«
    »Richtig. Etwas weniger als fünf Stunden.«
    Sanders legte die Stirn in Falten. »Fünf Bänder mit fünf verschiedenen Kameraperspektiven in fünf Stunden verändern?« Er schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Das ist nicht zu schaffen, Lieutenant.«
    »Stimmt«, schaltete sich Theresa ein. »Das ist unmöglich, sogar für die Japaner. Da muß man einfach zu viele Bildpunkte verändern.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Also, so schnell könnte man es nur mit einem automatisierten Programm machen«, sagte Theresa, »und selbst bei den ausgeklügeltsten Programmen muß man die Einzelheiten noch per Hand aufpolieren. Wenn unscharfe Stellen nicht stimmen oder ähnliches, war alles umsonst.«
    »Unscharfe Stellen?« fragte ich. Theresa Fragen zu stellen begann mir zu gefallen. Ich sah sie einfach gerne an.
    »Bei Video bewegen sich dreißig Einzelbilder pro Sekunde«, sagte Sanders. »Sie können sich jedes Videoeinzelbild wie ein Foto

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