Nippon-Connection
Ein paar Gefälligkeiten hier und da, über die Jahre hinweg. Ich bin keine wichtige Person, aber Beziehungen muß man pflegen. Ein Anruf, ein kleines Präsent, ein gemeinsames Spiel, wenn man gerade in der Stadt ist. Man weiß schließlich nie, wann man solche Verbindungen wieder brauchen wird. Beziehungen sind eine Informationsquelle, ein Sicherheitsventil und ein Frühwarnsystem. Jedenfalls sehen es die Japaner so.«
»Wer hat Sie um dieses Spiel gebeten?«
»Hanada-sa« wollte auf jeden Fall spielen; ich habe mich nur dazugesellt. Ich bin ein ziemlich guter Golfspieler, müssen Sie wissen.«
»Und warum wollten Sie spielen?«
»Ich wollte mehr über diese Samstagstreffen herausfinden«, sagte Connor.
Ich erinnerte mich an das Kameraoriginal der Nachrichtensendung: Samstagstreffen. Sakamura hatte Cheryl Austin gepackt und gesagt, sie könne nicht verstehen, es gehe um das Samstagstreffen.
»Und, wissen Sie jetzt mehr?«
Connor nickte. »Offenbar gibt es sie schon sehr lange, seit neunzehnhundertachtzig oder so. Am Anfang wurden sie im ›Century Plaza‹ abgehalten, später im ›Sheraton‹ und jetzt im ›Biltmore‹.«
Connor sah zum Fenster hinaus. Der Wagen holperte über die Schlaglöcher des Sunset Boulevard.
»Einige Jahre lang wurden die Treffen regelmäßig abgehalten. Prominente japanische Industrielle, die gerade in der Stadt waren, nahmen an einer fortlaufenden Diskussion darüber teil, was man mit den Amerikanern machen solle, wie die amerikanische Wirtschaft zu lenken sei.«
»Was?«
»Ja.«
»Das ist ja unglaublich!«
»Aber warum denn?« fragte Connor.
»Warum? Weil das hier unser Land ist. Es ist doch einfach unmöglich, daß da ein Haufen Ausländer bei irgendwelchen Geheimtreffen herumsitzt und darüber entscheidet, wie unser Land zu lenken ist!«
»Die Japaner sehen es anders.«
»Bestimmt! Die glauben wohl, daß das ihr gutes Recht ist!«
Connor zuckte mit den Achseln. »Genau das denken sie tatsächlich. Und sie sind der Ansicht, daß sie sich das Recht erworben haben, darüber zu entscheiden, wie …«
»Verflucht noch mal!«
»Schließlich haben sie viel in unser Land investiert. Sie haben uns viel Geld zur Verfügung gestellt, Peter, sehr viel Geld. Hunderte von Milliarden Dollar. In den letzten fünfzehn Jahren belief sich das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten gegenüber Japan meist auf eine Milliarde Dollar pro Woche. Das ist eine Milliarde Dollar pro Woche, mit der sie irgend etwas anfangen müssen. Das ist wie ein reißender Geldstrom, der auf sie einstürzt. Eigentlich sind sie auf so viele Dollars gar nicht scharf. Was sollen sie denn mit diesen überschüssigen Milliarden anfangen? Sie beschlossen also, dieses Geld an uns zu verleihen. Unsere Regierung leistete sich Jahr für Jahr ein Haushaltsdefizit. Wir bezahlten unsere politischen Programme nicht selbst; die Japaner finanzierten unser Haushaltsdefizit. Sie investierten sozusagen in uns. Und sie liehen uns ihr Geld auf der Grundlage bestimmter Zusicherungen von Seiten unserer Regierung. Washington garantierte den Japanern, wir würden unseren Staat in Ordnung bringen: das Haushaltsdefizit verringern, das Bildungssystem verbessern, unsere Infrastruktur erneuern, ja sogar die Steuern erhöhen, falls das notwendig werden sollte. Kurz gesagt: aufräumen. Denn nur dann ist es sinnvoll, in Amerika zu investieren.«
»Mhm.«
»Aber wir haben nichts von alledem getan. Wir ließen das Defizit noch weiter ansteigen, und wir werteten den Dollar ab. Neunzehnhundertfünfundachtzig verringerten wir seinen Wert um die Hälfte. Wissen Sie, welche Auswirkungen das auf die japanischen Investitionen in Amerika hatte? Ein Riesenreinfall. Alles, was sie im Jahr zuvor investiert hatten, brachte nur mehr die Hälfte an Gewinn ein.«
Ich erinnerte mich vage, davon schon einmal gehört zu haben. »Ich dachte, das hätten wir gemacht, um unser Haushaltsdefizit zu verkleinern und die Exporte anzukurbeln.«
»Ja, aber es funktionierte nicht. Unsere Handelsbilanz mit Japan wurde noch mieser. Wenn man seine Währung um die Hälfte abwertet, verdoppeln sich normalerweise die Kosten aller Importe. Aber die Japaner senkten die Preise für ihre Videorecorder und Kopiergeräte und konnten dadurch ihre Marktanteile halten. Denken Sie daran: Geschäft ist Krieg. Das einzige, was wir damit erreichten, war, daß amerikanisches Land und amerikanische Unternehmen so billig wurden, daß die Japaner zugreifen konnten, denn der Yen war nun
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