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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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Tauchschule in St Pirans könntest du einen Anfängerkurs belegen. Er dauert nur eine Woche und vermittelt dir einen ersten Eindruck, was Tauchen wirklich bedeutet. Er macht das mit seinem Freund aus, von dem er dir schon erzählt hat.«
     
    Sobald wir aus der Tür sind, rennen wir los.
    »Conor, sie hassen Taucher. Faro hat mir erzählt, dass …«
    »Ich weiß… ›Luftwesen, die ihre Luft auf dem Rücken transportieren‹.«

    »Ja, die ihre Luft nach Indigo mitbringen. Hat Elvira auch davon gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und jetzt wollen sie ausgerechnet bei den Bawns tauchen. Roger hat keine Ahnung …«
    »Was ist mit den Bawns? Wovon hat er keine Ahnung?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber es muss ihnen sehr ernst sein. Faro sagte, dass diese Gegend so wichtig für sie ist, dass ganz Indigo sie verteidigen würde.«
    »Und jetzt will Roger dort tauchen … verdammt!«
    Wir rennen den Weg entlang und den Pfad hinunter, lassen uns mit hämmernden Herzen und schweißnassen Händen über die Klippe gleiten, nur weiter und immer weiter nach unten, stolpern über lose Steine, rutschen auf glitschigem Tang aus, springen von Stein zu Stein, vorbei an Napfschnecken, Muscheln, toten Katzenhaien und dunklen, klammen Felsspalten, in die niemals das Sonnenlicht dringt, lassen Haufen von Treibholz, ausgebleichten Tauen und Plastikbojen hinter uns.
    Dann befinden wir uns auf festem weißen Sand. Die sonnige Bucht atmet Ruhe und Frieden. Das Wasser sieht aus wie zerknitterte Seide. Kleine Wellen schwappen an den leeren Strand. Wir schützen unsere Augen mit der Hand vor der Sonne und spähen hinaus aufs Meer. Kein Boot zu sehen.
    »Sie müssen da draußen sein.«
    »Wie lange dauert es, wenn man mit dem Boot aus St Pirans kommt?«
    »Nicht sehr lang. Rogers Boot hat einen starken Motor.«
    »Vielleicht hat er ja eine Panne«, sage ich mit vager Hoffnung.

    »Darauf würde ich nicht setzen. Das Boot ist ganz neu.«
    Die Bawns sind von hier aus nicht zu sehen, weil das Riff von den Felsen an der Mündung der Bucht verdeckt wird. Vielleicht sind Roger und Gray schon da und bereiten sich auf ihren Tauchgang vor. Sie wissen nicht, welche Bedeutung das Riff für die Mer hat. Ahnungslos werden sie dort eindringen und den ganzen Widerstand von Indigo zu spüren bekommen.
    »Wenn wir doch nur ein Boot hätten«, murmelt Conor.
    »Wir müssen irgendwie dorthin kommen, bevor es zu spät ist.«
    »Geht aber nicht. Wir können nur warten. Aber mach dir keine Sorgen, Sapphy. Roger weiß, was er tut. Er hat eine Dive-leader -Ausbildung.«
    »Was heißt das?«
    »Dass er ungeheuer viel Erfahrung hat und selbst Tauchlehrer ausbildet. Es wird schon nichts passieren.«
    Doch Conor scheint von seinen eigenen Worten nicht überzeugt zu sein, und ich bin es genauso wenig.
    »Wir können doch nicht untätig rumstehen, Con. Wir müssen was tun.«
    »Willst du etwa schwimmen?«, fragt Conor sarkastisch. Er weiß genauso gut wie ich, dass wir niemals aus der Bucht herausschwimmen dürfen. Wir wissen, wie gefährlich das ist. Es können jederzeit unberechenbare Strömungen auftreten, und das Wasser ist so tief und kalt, dass niemand lange überlebt, der aufs offene Meer hinausgezogen wird.
    »Aber wir müssen was tun, Conor! Es ist alles meine Schuld. Ich war es, der Faro von Roger erzählt hat.«
    »Du hast dir doch nichts dabei gedacht.«
    »Doch, aber das verstehst du nicht.« Ich denke einen
Augenblick nach. Ungefähr zu derselben Zeit, als ich Faro erzählte, dass Roger beim Riff tauchen will, muss Roger versucht haben, Mum davon zu überzeugen, dass ich Sadie bekommen soll. »Ich wollte Roger schaden«, flüstere ich. »Oh, Conor, warum habe ich nur so viel Bosheit in mir?«
    Als ich diese Worte sage, stürzt sich eine Möwe schreiend von der Klippe. Wir drehen uns um. Sie kommt direkt auf uns zugeschossen, während sie sich geschmeidig den Luftströmungen anpasst. Ihr Schnabel ist geöffnet. Sie macht einen Bogen über unseren Köpfen und fliegt dabei so dicht an mir vorbei, dass sich meine Haare im Luftstrom ihrer Krallen bewegen. Dann steigt sie weit in den Himmel auf, um im nächsten Moment erneut zum Sturzflug anzusetzen. Wieder schreit sie etwas in ihrer wilden Sprache, während sie fast mein Ohr berührt.
    »Ich glaube, sie will uns was sagen.«
    »Und was?«
    »Wenn ich sie doch nur verstehen könnte …«
    Doch vielleicht … vielleicht … wenn ich mir wirklich Mühe gebe … könnte ich begreifen, was sie mir mitteilen will. Sie will mir

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