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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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nur ein bisschen. Nicht genug.
    »Halt dich fest, Conor, halt dich gut fest!«
    Conors Griff ist schwach. Voller Schrecken wird mir bewusst, dass er allein von mir abhängig ist und ich nicht stark genug bin. Nicht wenn Indigo aufgebracht und das Wasser dunkel vor Gefahr ist. Nicht wenn wir als menschliche Lumpen herumgeschleudert werden wie in einer riesigen Waschmaschine. Ich greife um Conors anderes Handgelenk und taste nach seinem Puls. Ich spüre ihn, aber so vage, dass ich panisch werde. Conors Finger lösen sich von meinem Handgelenk.
    »Conor, du musst dich festhalten!«
    »Ich bin okay … müde.«
    »Versuch nicht zu schwimmen. Ich schwimme für uns beide. Bleib ganz ruhig und ruh dich aus.«

    Ruh dich aus. Du Idiot. Du hast ihn hierher gebracht. Du glaubtest, genug Kraft für euch beide zu haben, und er hat sich auf dich verlassen. Es ist allein deine Schuld, Sapphire.
    »Kann nicht… atmen«, haucht Conor.
    Oh Gott, er darf nicht versuchen zu atmen. Das ist gefährlich. Wir sind hier nicht an der Luft. Der Sauerstoff strömt sanft in meinen Körper, aber nicht in seinen. Er leidet. Er hat Schmerzen. Wir sind so tief unten, dass wir es niemals rechtzeitig an die Oberfläche schaffen würden. Und wenn es uns doch gelänge, müssten wir ertrinken, nachdem wir Indigo verlassen haben.
    »Nicht atmen, Conor. Du darfst nicht!«
    Was kann ich tun? Wie kann ich ihm helfen? Wir hätten niemals alleine hierher kommen dürfen. Wenn Faro nur hier wäre – er könnte uns retten.
    »Faro!«, rufe ich mit aller Kraft. »Faro!«
    »Nicht… Saph. Faro ist… Mer … gegen uns.«
    Conors Augen sind matt und halb geschlossen. Wir klammern uns aneinander. Die Strömung wirbelt uns herum. Unter uns fällt der Meeresboden steil ab. Tiefes, dunkles, schäumendes Wasser reißt uns mit sich fort. Ich halte Conor immer noch krampfhaft fest, während sein Kopf nach hinten fällt.
    »Faro! Hilf uns!«
    Ich bin sicher, dass Faro mich hört. Dass er ganz in der Nähe ist und nur von den Wasserwirbeln verborgen wird. Ich weiß es. Wie kann Faro Conor nur so leiden lassen? Warum kommt er nicht zu uns?
    Plötzlich schießt mir eine Erinnerung durch den Kopf: der Schrei der Möwe. Sie hat zu mir gesprochen und ich habe sie verstanden. Vielleicht habe ich Faro in der falschen
Sprache gerufen. Faro ist ein Mer, kein Mensch. Vielleicht kann ich diese andere Sprache finden, die tief in mir verborgen liegt. Ich habe schon früher einzelne Wörter entdeckt. Moryo … broder …
    Meine Vorfahren hatten doch mächtiges Merblut in sich, denke ich grimmig. Sie haben diese Macht an mich weitergegeben. Es vererbt sich von einer Generation an die nächste und wird nicht schwächer. Ich bin ein Mensch, doch wenn Granny Carne Recht hat, steckt auch eine Mer in mir. Ich kann Faro dazu bringen, dass er mich hört. Ich muss Conor helfen. Broder, broder …
    Ich halte Conor, so fest ich kann. Er hält sich nicht mehr an mir fest. Vielleicht spürt er nicht mehr, wo ich bin. Ich werde ihn verlieren. Er wird davontreiben, mein Conor, bis er in Indigo verloren geht. Und ich wollte ihn wohlbehalten nach Hause bringen.
    Nein, das darf nicht passieren. Wenn ich nur ein wenig Macht in Indigo besitze, wird Faro zu mir kommen.
    Ich öffne meinen Mund. Sprudelndes Salzwasser schießt hinein, bedeckt Zunge und Gaumen und füllt die Kehle. Wenn ich das Wasser in Worte verwandele, wird Faro mich hören.
    In meinem Kopf formen sich Wörter, die ich bis jetzt nicht kannte. Sag sie, Sapphire. Du musst sie nur aussprechen. Sie füllen meinen Mund und klingen in meinen Ohren, die merkwürdigen Silben, die ich zum ersten Mal vor mich hin sage. Es ist eine neue Sprache, die wie die älteste und vertrauteste Sprache der Welt klingt, geformt aus Salz, Strömungen und Gezeiten.
    »Faro, im Namen unserer Vorfahren bitte ich dich zu kommen!«

    Die Worte dröhnen in meinem Kopf und erzeugen Klangwellen, die vom Wasser aufgenommen und fortgetragen werden. Faro … im Namen unserer Vorfahren … Faro … Faro …
     
    Und schon ist er zur Stelle, schwimmt auf der anderen Seite neben Conor her und schließt seine Finger um dessen Handgelenk. Die blauen Schatten um Conors Augen und Mund verblassen. Die Bräune kehrt in sein Gesicht zurück. Er öffnet seine strahlenden Augen und sieht sich aufmerksam um, als sei er gerade aufgewacht.
    »Wow! Das ist wie in einem riesigen Whirlpool, Saph!« Und er hat Recht. Plötzlich hat die Gewalt des Meeres seinen Schrecken verloren. Es ist wie

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