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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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Ich streichle sanft und rhythmisch ihren Kopf. Sie mag den Talisman nicht. Hat ihn angeknurrt, als ich ihn aus der Tasche gezogen und Conor gegeben habe.
    Doch Conor mag ihn. Er hat es sich in dem verbeulten alten Sessel bequem gemacht, den Rainbow und Patrick von der Heilsarmee bekommen haben. All ihre Möbel sind der Flutkatastrophe zum Opfer gefallen. Glücklicherweise haben die Zimmer im Erdgeschoss einen Steinboden, sodass wir ihn gut reinigen konnten. Conor hat geholfen, die Wände zu streichen. In der Ecke steht ein großer Eimer mit weißer Farbe, den Conor zufolge irgendjemand gespendet hat.
    Still und friedlich ist es hier. Ich spüre, dass Indigo weit entfernt ist, obwohl das Haus von Rainbow und Patrick direkt an der Küste gebaut wurde. Darum war es vom Hochwasser auch so hart getroffen worden. Sie mussten sogar das Mauerwerk ausbessern, ehe sie wieder einziehen konnten.
    Rainbows Mum und Patricks Dad sind nicht da. Sie sind in Dänemark, wo Rainbows Mutter geboren wurde – jedenfalls glaube ich, dass sie dort sind. Nach der Flut sind sie kurz zurückgekommen, um nach dem Rechten zu sehen, aber nur für ein paar Wochen geblieben. Sie haben in Dänemark eine Arbeit gefunden und möchten, dass Rainbow und Patrick bald nachkommen. Rainbow hat neulich mit Mum darüber gesprochen. Patrick arbeitet in einem Surfshop und büffelt für die Schule, während Rainbow Musik macht und sich um ihre anderen Dinge kümmert. Patrick will später mal Arzt werden und weiß auch schon, auf welche Uni er gehen wird. Sie möchten beide hierbleiben, statt nach Dänemark umzuziehen.
    Sie sind jetzt auf einer Probe ihrer Band. Solche Proben finden immer sehr spät statt, sagt Conor. Es ist eine neue Band und Rainbow ihre Leadsängerin. Ich wusste gar nicht, dass Rainbow singen kann. Richtig gut singen kann, meine ich natürlich. Ich frage mich, wie sich das anhört.
    Ich bin müde und das Feuer ist warm. Ich könnte mich neben Sadie auf den Boden legen und sofort einschlafen …
    »Saph«, sagt Conor plötzlich.
    »Wa … was?«
    »Ich hab nachgedacht.«
    Ich habe Conor immer noch nicht alles erzählt. Er war so wütend, als er mir die Tür geöffnet hat. Da war es einfach nicht der richtige Zeitpunkt, ihm von der Tiefe und der Versammlung und dem Kraken zu erzählen. Allerdings habe ich ihm sofort den Talisman gegeben, damit er abgelenkt war und an Elvira statt an mein Verhalten dachte.
    Das hat wirklich funktioniert. Ich glaube, er ist mir nicht mehr böse. Jetzt runzelt er die Stirn, aber nur, weil er den Talisman eingehend betrachtet.
    »Ich frage mich, ob ich eine Kette finde, die so klein ist, dass sie durch das Loch passt«, sagt er.
    »Du willst ihn also tragen?«
    »Natürlich. Dazu ist er doch da.«
    »Wozu soll denn der Talisman gut sein?«, frage ich. Faro sagt, dass er Glück bringt, aber ich bin mir da nicht so sicher.
    »Er beschützt dich«, antwortet Conor. »Er ist für eine ganz bestimmte Person gemacht und kann auch nur sie beschützen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe von Soldaten im Krieg gelesen, die einen Talisman hatten. Ein Medaillon, das an einer Kette um ihren Hals hing, oder etwas Ähnliches. Es gibt da zum Beispiel die Geschichte eines Mannes, der genau hier einen Schuss abgekriegt hat« – Conor zeigt auf eine Stelle unterhalb seines Schlüsselbeins –, »aber er hat einen Talisman in Gestalt einer Medaille getragen, und die hat die Kugel abgewehrt. Sonst wäre er getötet worden.«
    Ich betrachte die kleine Figur in Conors Hand, die Elvira geschnitzt hat. Sie sieht nicht so aus, als könnte sie eine Kugel abhalten. »Vielleicht hat ein Talisman in Indigo eine andere Funktion«, entgegne ich.
    »Ich könnte es bei dem kleinen Juweliergeschäft in der Market Street versuchen …«, fährt Conor gedankenversunken fort, während sein Zeigefinger über den Talisman streicht. Am liebsten würde ich ihn schütteln.
    »Conor, bevor die anderen zurückkommen …«
    Conor streckt sich gähnend. »Wir müssen heute Nacht hierbleiben. Schau dir nur an, wie fein das geschnitzt ist, Saph, wie viele Details man sieht. Glaubst du, Elvira hat das selbst gemacht?«
    »Wahrscheinlich«, antworte ich genervt. »Sie ist ja so talentiert …«
    »Und sieh mal den Gesichtsausdruck. Ich verstehe gar nicht, wie man so etwas schnitzen kann.«
    Meine Nackenhaare stellen sich auf. »Aber es gibt doch gar keinen Gesichtsausdruck, Conor. Das Gesicht ist völlig leer.«
    »Du guckst nicht richtig hin. Schieb Sadie

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