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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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seltsamen Worten zu hören, die Conor damals gesungen hat.
    Mein Kopf schnellt nach oben.
    »Aber du kannst doch singen!«, platzt es aus mir heraus.
    Alle starren mich an.
    »Äh, ich meine, so schlecht ist deine Stimme nun auch wieder nicht«, füge ich hastig hinzu. Hört sich irgendwie nicht überzeugend an. Sadie kratzt an der Tür. Sie versteht nicht, warum wir sie aussperren, und stößt ein klagendes Winseln aus.
    »Sadie muss nach draußen«, sage ich erleichtert. »Ich geh mal eine Runde.«
    »Ich komm mit«, sagt Conor rasch.
    Rainbow und Patrick rollen die Isomatten und Schlafsäcke auseinander. Ich schlafe bei Rainbow im Zimmer, Conor bei Patrick. Es ist schon merkwürdig, in einem Haus zu sein, in dem es keine Erwachsenen gibt, die Entscheidungen für einen treffen. Patrick ist zwar schon sechzehn, doch Rainbow erst in meinem Alter. Doch jetzt schaut sie nach, ob für morgen früh auch genug Milch da ist, und sucht ein Handtuch für mich raus. Das gefällt mir, und sie scheint es völlig normal zu finden.
    *
    Conor und ich spazieren mit Sadie durch die nächtlichstillen Straßen. Sadie geht rechts von mir, so weit von Conor entfernt wie möglich. Sie weiß, dass er den Talisman in seiner Tasche hat. Das behagt ihr immer noch nicht, obwohl sie sich ein wenig beruhigt hat. Ihr Fell hat sich gesträubt, als Conor sie im Hinausgehen gestreift hat.
    St. Pirans ist nach der Flutkatastrophe erst wieder halb lebendig. Im schummrigen Licht der Straßenlaternen kann man zwar nicht alle Schäden erkennen, doch gibt es viele Familien, die immer noch nicht in ihre Häuser zurückgekehrt sind. Sie wohnen zwischenzeitlich bei Verwandten oder haben sich in Bed-and-Breakfast-Pensionen einquartiert. Alles ist ruhig. Die Straßenlaternen werfen flackernde Schatten an die Hauswände. Manchmal sieht es so aus, als würde uns jemand auflauern und jeden Moment aus seinem Versteck hervorspringen. Unsere Schritte und das Tapsen von Sadies Pfoten hallen über das Kopfsteinpflaster. Wir entfernen uns vom Meer und schlendern den Hügel hinauf.
    »Schieß los!«, fordert Conor mich auf.
    »Womit?«
    »Na, mit allem, was du bis jetzt zurückgehalten hast. Was wirklich passiert ist, als du in Indigo warst.«
    Also erzähle ich ihm die ganze Geschichte. Es fällt einem leichter, wenn man im Dunkeln nebeneinanderher geht. Nachdem ich fertig bin, sagt Conor eine Zeit lang kein Wort. Wir treten ein Stück beiseite, damit Sadie auf einem Fleckchen Erde ihr Geschäft machen kann. Danach gehen wir weiter. Sadie ist sicher begeistert, dass wir so einen weiten Weg zurücklegen. Jedenfalls schaut sie die ganze Zeit zu mir auf, als wolle sie sagen: Wie schön, dass du endlich Vernunft annimmst und mich nicht nach zwanzig Minuten wieder nach Hause zerrst. Vielleicht klappt es ja doch noch mit deiner Erziehung.
    Conor schlägt nicht vor, den Rückweg anzutreten, und ich tue es auch nicht. Wie spazieren weiter durch die dunkle, stille Stadt. St. Pirans kommt mir so leer vor wie die versunkene Stadt, die mir Faro einst gezeigt hat. Schließlich stößt Conor ein tiefes Seufzen aus, als hätte er eine Entscheidung gefällt. Dann sagt er: »Du wirst das nicht alleine tun, Saph.«
    »Aber ich muss! Ich bin die Einzige, die bis in die Tiefe vordringen kann.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil Faro sich schon beim bloßen Versuch verletzt hat. Und weil ihr beide aus der Strömung geschleudert wurdet.«
    Sadie drängt sich jetzt an mich, als würde die Nacht ihr plötzlich Angst machen. Sie spürt es, wenn wir über Indigo reden, und es gefällt ihr nicht. Ich kraule sie im Nacken.
    »Ich muss Saldowr sehen«, sagt Conor. »Wenn es einen Grund gibt, warum du in der Tiefe sein kannst und ich nicht, dann will ich ihn aus seinem Mund hören. Und wenn es so ist, können wir vielleicht doch einen Ausweg finden. Du weißt, wie die Mer sind, Saph. Die denken immer, alles steht von vornherein fest und lässt sich nicht mehr ändern. Sie sind so … unflexibel . Weil du ein Mal in der Tiefe warst, glauben sie, dass du die Einzige bist, der das überhaupt gelingen kann. Und weil sie deine Hilfe brauchen, sollst du jetzt tun, was sie sagen. Es kann ihnen ja auch ganz egal sein, was mit dir passiert, solange sie ihren Willen bekommen.«
    »Aber es ist ihnen nicht egal, jedenfalls nicht Faro!«
    »Kann schon sein. Aber denk dran, Saph, dass er kein Mensch ist. Er ist kein Junge mit einer Schwanzflosse. Er ist ein Mer . Und wir wissen immer noch nicht genau,

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