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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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was das eigentlich bedeutet.«
    »Das sollten wir aber.«
    »Du meinst, weil wir auch Mer-Blut haben? Okay, das bezweifle ich ja gar nicht. Wir haben Mer-Blut. Aber was heißt das? Überleg doch mal, Saph. Wir wurden als Menschen geboren. Mum hat nicht einen einzigen Tropfen Mer-Blut in sich, das steht fest. Das kommt von Dad und seinen Vorfahren. Wir haben unser ganzes Leben unter Menschen verbracht. Das ist so, als wäre unser Ur-Ur-Großvater vor hundert Jahren von Russland nach England eingewandert. Dann hätten wir auch noch ein bisschen russisches Blut in uns, könnten aber deswegen noch lange nicht Russisch sprechen und hätten auch keine Ahnung von Russland.«
    »Wir waren aber in Indigo.«
    »Schon, aber hier ist unser Zuhause.«
    Ich will mit Conor nicht streiten. Tief in seinem Innern wird er wissen, dass er nur die halbe Wahrheit sagt. Wenn hier unser Zuhause ist, warum hat sich dann unser Vater dafür entschieden, als Mer in Indigo zu leben? Conor mag zwar logisch argumentieren, aber gegen die Anziehungskraft von Indigo kommt auch er nicht an.
    »Mit Saldowr kann man gut reden«, fährt Conor nachdenklich fort. »Außerdem hört er auch richtig zu. Du kennst doch auch Leute, die immer nur ihre eigene Meinung hören wollen, aber so ist er nicht.«
    »Mmm.«
    »Ich glaube, du hörst mir gerade nicht zu, Saph.«
    »Doch! Du hast von Russland gesprochen … und Saldowr …«
    Das einzig Wichtige hat Conor am Anfang gesagt. Du wirst das nicht alleine tun, Saph. Ist das wirklich wahr? Wenn Conor mitkommt, ist alles anders.
    Er will mit Saldowr reden. Vielleicht kommen sie überein, dass ich die gefährliche Reise in die Tiefe nicht allein unternehmen darf. Was auch immer passieren mag, ich werde mich auf Saldowrs Weisheit sowie Conors Mut und Unterstützung verlassen können. Ich weiß, dass ich stark sein muss, aber das sagt sich so leicht. Deshalb hoffe ich inständig, dass Conor mich begleiten kann.
    »Ich denke, deshalb hat mir Elvira auch den Talisman gegeben«, sagt Conor unerwartet.
    Elvira hat dir den Talisman gegeben, weil sie dich mag. Hast du das immer noch nicht kapiert? , würde ich am liebsten entgegnen, doch Conor fährt sogleich fort: »Weil ein Talisman Glück bringen soll. Soldaten gibt man welche mit auf den Weg, ehe sie in die Schlacht ziehen. Was soll ich also mit einem Talisman, wenn ich mich nicht in Gefahr begebe?«

Siebtes Kapitel

    I ch sitze mit einem Becher Tee auf den Stufen vor der Haustür. Die Sonne ist noch nicht herausgekommen, doch Sadie hält mich warm. Alle anderen schlafen noch.
    Ich habe schlecht geschlafen und bin früh aufgewacht. Mein Kopf ist immer noch schwer von den Träumen über den Kraken. Ich träumte, ich würde immer tiefer und tiefer hinabtauchen. Ich konnte den Kraken zwar nicht sehen, wusste jedoch die ganze Zeit, dass er da ist – wie ein riesiger Schatten, der auf mich wartete. Das Wasser wurde allmählich kälter und dunkler, während ich in die Tiefe vordrang, dem Schlund des Kraken entgegen …
    Mit einem Ruck war ich aufgewacht. Mein Herz hämmerte. Ich glaubte, ein lautes Geräusch zu hören, wie das Schnauben eines Bullen, doch es war nur das Meer. Ich war im Haus von Rainbow und Patrick, darum war die Brandung so laut. Danach hatte ich nicht mehr einschlafen wollen.
    Mir ist immer noch kalt. Sadie spürt das anscheinend, denn sie rückt näher an mich heran und legt ihren warmen, schweren Kopf auf meine Knie.
    »Es war doch nur ein Traum, oder, Sadie?«
    Sadie hebt den Kopf und sieht mich mit wachen Augen an. Soll ich dir die Wahrheit sagen?
    »Ja, Sadie, sag mir, was du denkst.«
    Das Winseln kommt tief aus Sadies Kehle. Ihre kurzen Nackenhaare haben sich aufgestellt, als hätte sie einen Blick auf meinen Traum erhascht und gesehen, wie der Krake mir auflauerte.
    »Das gefällt dir nicht, oder? Du würdest den hässlichen, alten Kraken beißen, wenn du könntest, stimmt’s?«
    Plötzlich sehe ich vor mir, wie Sadie wütend hinabtaucht, ihre Zähne in den Kraken schlägt und meinen Beifall erwartet. Ich muss lachen. Sadie sieht mich empört an.
    »Ich lache nicht über dich, meine Kleine. Du bist der beste Hund der Welt. Komm her.«
    Ich umarme Sadie und sie kuschelt sich an mich. Offenbar hat sie mir vergeben. Ich verscheuche den Traum. Im Moment ist Ebbe, und die Wellen brechen schäumend jenseits der Insel. Sadie und ich waren bereits spazieren, aber sie darf sich jetzt nicht mehr am Strand aufhalten, weil es bereits nach Ostern ist. Keine

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