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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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dass ich ganz schläfrig wurde, obwohl ich fast dreizehn Stunden am Stück geschlafen hatte. Ich dachte die ganze Zeit, dass ich unbedingt Granny Carne treffen wollte. Es gab so vieles, worüber ich mit ihr reden musste: die Vogelbeeren, den Kraken, Conor und Elvira und Gloria Fortune. Ich musste einen Weg finden, um Gloria von Indigo fernzuhalten.
    Doch mir fehlte die Energie, unseren Garten zu durchqueren und zu Granny Carnes Haus hinaufzustapfen.
    Stattdessen trottete ich in die Küche, um nachzusehen, was Roger so trieb. Er hatte schon orientalische Fleischspieße vorbereitet, Steaks mariniert und einen wunderbaren Salat zubereitet. Zu meiner Verwunderung rührte er auch noch eine selbst gemachte Zitronenmayonnaise an.
    »Wie viele Gäste kommen denn?«, fragte ich. Ich dachte, er hätte vielleicht ein paar Tauchfreunde von sich eingeladen.
    »Gar keine.«
    »Ist das alles für uns?«
    Roger nickte und begann, frische Kräuter für die Steaks zu hacken. »Halt Sadie aus der Küche draußen, Sapphy«, sagte er, als ich wieder hinausgehen wollte. Die Steaks müssen wirklich eine Stange Geld gekostet haben, dachte ich.
    Ich nahm eine kurze Dusche, während Sadie wie üblich mitten auf der Schwelle zum Badezimmer lag, als hätte sie Angst, jemand könnte hereinkommen und mich durch den Duschvorhang hindurch erdolchen. Danach ging ich mit ihr in den Garten und ließ meine gewaschenen Haare in der Sonne trocknen. Sadie legte sich erneut schlafen. Ich schloss die Augen und dachte an gar nichts. Um zwei Uhr kam Conor, die Bettdecke um sich geschlungen und einen Becher Kaffee in der Hand, zu mir nach draußen.
    »Du brauchst keine Decke, Conor, es ist so warm hier.«
    »Ich brauch aber meine Kuscheldecke. Mach mal ein bisschen Platz, Sadie.«
    Doch Sadie hatte sich bereits verzogen. Sie mag den Talisman nicht, und Conor hat ihn seit unserer Rückkehr nicht abgenommen. Sogar Mum hatte ihn gestern Abend bemerkt.
    »Das ist schön, Conor, hast du das auf dem Kleinkunstmarkt gekauft?«
    Kleinkunstmarkt! Was glaubt Mum eigentlich, wo wir unsere Zeit verbringen?
    »Nee, hat mir jemand geschenkt«, antwortete Conor vage. Man sah Mum förmlich an, dass sie dachte: Oh, hat Conor sich eine Freundin zugelegt? Doch dann entschied sie sich, taktvoll zu sein und keine weiteren Fragen zu stellen. Mum verhält sich so auffällig, wenn sie diskret sein will.
    Conors Augen waren immer noch geschwollen vor Müdigkeit. Er leerte seinen Becher, kuschelte sich in die Decke und schien jeden Moment wieder einschlafen zu wollen. »Mir tut alles weh«, stöhnte er.
    »Von … von der Tiefe?«
    »Ja, aber lass uns jetzt nicht darüber reden, Saph.«
    Wir empfanden beide dasselbe und hatten nicht die geringste Lust, über die jüngsten Ereignisse zu sprechen.
    Nach ungefähr einer Stunde raffte Conor sich auf und bereitete ein paar Sandwichs mit Käse und Gewürzgurken für uns zu.
    »Roger macht noch einen Erdbeerkuchen«, berichtete er, als er aus der Küche zurückkam.
    »Erdbeerkuchen? Ich wusste gar nicht, dass Roger auch backen kann. Sonst tut er doch immer so, als seien Mums Kuchen die reinsten Wunderwerke.«
    »Er macht das Schritt für Schritt nach einem Backbuch. Ich fasse es nicht, wie viel Essen bereits in der Küche steht. Kriegen wir eigentlich Gäste?«
    »Er sagt nein.«
    »Komisch.«
    Ich dachte kurz daran, ihm von dem Gespräch zwischen Mum und Roger zu erzählen, ließ es aber bleiben. Warum den Nachmittag verderben?
    *
    Das blitzende Riesenungeheuer aus Edelstahl, das unser Super-Aussi angeschleppt hatte, funktionierte ganz ausgezeichnet. Roger bereitete auf ihm zarte Lammspieße mit Paprika- und Tomatenstückchen zu, grillte saftige Rib-Eye-Steaks mit zerstoßenem Pfeffer und briet für Mum Sardinen mit Rosmarin, weil das ihr Lieblingsessen ist. Da Roger genauso effizient wie der Riesengrill ist, stand binnen kürzester Zeit vor jedem von uns ein voll beladener Teller. Conor und ich hätten etwa viermal so lange gebraucht, um ein paar Makrelen über einem Lagerfeuer zu braten.
    Aber in puncto Romantik kann es der Grill mit dem Lagerfeuer natürlich nicht aufnehmen. Man kann nicht darüberspringen, man hat kein knackendes Feuer, das schließlich zu einem Haufen roter Asche herunterbrennt, und das Essen bekommt auch nicht diesen herrlich rauchigen Geschmack. Doch wenn es darum geht, fünf Leute möglichst schnell satt zu machen, ist der Grill ein guter Ersatz. Bei den »fünf Leuten« zähle ich Sadie natürlich mit. Sie ist

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