Nixenjagd
im selben Moment: Gleich wird sie sagen: »Ich stelle hier die Fragen.« »Wir wissen es nicht genau«, antwortete die Kommissarin. »Es sieht nach einem Kampf aus. Jemand muss sie unter Wasser gedrückt haben. Oder gezogen.« »Muss man dafür nicht irre viel Kraft haben? Katrin konnte sehr gut schwimmen. Sie muss sich doch gewehrt haben.« »Schon, ja«, meinte die Kommissarin vage. »Könnte es sein, dass sie woanders an Land gegangen ist und dort hat sie jemand überfallen? An diesen See kommen nachts viele Leute, Besoffene aus den Discos, weil er so nah an der Autobahn liegt.« Kluges Mädchen, dachte Petra und antwortete: »Nein. Sie ist definitiv ertrunken. Ich habe keine Fragen mehr. Danke für deine Hilfe.« Franziska erhob sich und floh aus dem Zimmer. Im Flur vor den Aufzügen saß Robert. Trotz seiner Einsneunzig kam er Franziska wie ein Häuflein Elend vor. Er begrüßte sie mit einem knappen Winken. Franziska hob ebenfalls die Hand. In die Augen schauen konnte sie ihm nicht.
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Es war schon nach vier, als sie Bruno abholte. Mit weit ausgreifenden Schritten ging sie durch den Wald, in Gedanken wiederholte sie das »Verhör«, wie sie es nannte, noch einmal. Wie hatte es diese Polizistin nur geschafft, sie dazu zu bringen, Dinge zu sagen, die sie niemals hatte sagen wollen? Eine raffinierte Person. Sicher lernten die das in ihrer Ausbildung, wie man Leute manipulierte. Am Freitag sollte Katrin beerdigt werden. Noch war die Endgültigkeit ihres Todes für Franziska unfassbar. Sie dachte an den leeren Platz im Klassenzimmer, direkt neben ihr. Eine klaffende Lücke, die bis jetzt keiner zu besetzen gewagt hatte. Vielleicht würde die Beerdigung dabei helfen. Trotzdem graute ihr davor. In derlei Gedanken versunken, bemerkte Franziska erst nach einer Weile, dass Bruno nicht mehr an ihrer Seite war. Sie pfiff und rief seinen Namen. Dann blieb sie stehen und wartete. Der Hund kam nicht. Sie rief und pfiff noch ein paar Mal, doch vergeblich. Sie horchte. Nichts, nur die typischen Waldgeräusche. Tante Lydia hatte ihr immer wieder eingeschärft, Bruno im Wald nicht aus den Augen zu lassen. Es gab einfach zu viele durchgeknallte Jäger. Sie wusste das, schließlich war sie mit einem von ihnen verheiratet gewesen. Dennoch war dies nicht das erste Mal, dass der Hund im Wald ausbüxte. Manchmal waren die Düfte, die ihm in die Nase stiegen, einfach zu verführerisch, und es konnte schon ein paar Minuten dauern, bis er sich besann und auf seiner eigenen Spur zurückkehrte. Stehen bleiben und Ruhe bewahren war in so einem Fall das Vernünftigste. Aber heute war Franziskas Nervenkostüm so dünn, dass sie rasch in Panik verfiel. »Bruuuuno!« Franziska merkte, wie ihre Stimme überschnapp te. Schon liefen ihr die ersten Tränen der Verzweiflung übers Gesicht. »Bruuunooo! Hierher!« Sie lief ein Stück zurück, rufend, schluchzend. Dann zwang sie sich, stehen zu bleiben. Noch ein Pfiff mit der Hundepfeife. Lauschen. Da! Knackten da nicht ein paar trockene Zweige und hatte sie nicht aus dem Augenwinkel einen Schatten durch das Laub huschen sehen? Angestrengt spähte sie in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Doch zwischen den Stämmen der Buchen erschien nicht Bruno, sondern eine menschliche Gestalt.
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Franziskas Frage – Muss man dafür nicht irre viel Kraft haben? – ging auch Petra ständig im Kopf herum. Katrin Pan-kau war einen Meter fünfundsechzig groß und wog dreiundfünfzig Kilo. Nicht gerade das, was man eine Wuchtbrumme nennt. Aber eine gute Schwimmerin, die sich in Todesangst heftig wehrt, unter Wasser zu halten, wenn man im tiefen Wasser selbst keinen festen Halt hat, das dürfte dennoch nicht ganz einfach sein. Selbst wenn man davon ausging, dass das Opfer mit zunehmendem Sauerstoffmangel an Kraft und Orientierung verlor – der Angreifer musste schließlich selbst auch einmal Luft holen. Wie hatte er es geschafft, das Mädchen dabei unter Wasser zu halten? »Vielleicht mithilfe der Schnur, mit der das Boot an der Boje festgemacht war«, hatte Daniel vermutet. Die Kriminaltechnik hatte das bis jetzt nicht bestätigen können. Aber auch nicht ausschließen. Es war, wie Dr. Kretschmer festgestellt hatte: Verbrechen, die im Wasser geschahen, hinterließen naturgemäß kaum Spuren. Und wenn es doch ein Unfall gewesen war? Eine scherzhafte Rangelei, ein unglücklicher Stoß gegen den Kopf, eine kurze Bewusstlosigkeit – aber hätte dann nicht jemand um Hilfe gerufen? Außerdem hätte Dr.
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