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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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anfreunden können. Statt individueller Trauer herrschte miefige Pietät . Nur einmal, am Ende der Trauerfeier, waren echte Gefühle aufgekommen. Statt eines Kirchenliedes hatte man den Song You’re beautiful von James Blunt gespielt. Katrins Lieblingslied? Jedenfalls hatten da fast alle Trauergäste geweint und auch die Kommissarin hatte feuchte Augen bekommen. Danach hätte es nach Petras Geschmack vorbei sein dürfen. Musste man wirklich das Hinaustragen und Hinunterlassen des Sarges zelebrieren? Andererseits hatte es auf dem Friedhof ei niges zu beobachten gegeben: Katrins Exfreund Robert Walther, dessen Blicke sich immer wieder in Silke Meyers Ausschnitt verfingen, die unbewegte Miene von Paul Römer und der Dame neben ihm, vermutlich seine Mutter, das sichtliche Unbehagen von Franziska Saalberg. Als die Beerdigung vorüber war und alle den Friedhof verließen, stellte sich Petra Gerres Paul und seiner Begleiterin in den Weg. »Kann ich Sie einen Moment sprechen?«, sagte sie zu Paul. Paul Römer blieb stehen und sah sie nicht eben freundlich an. Seine Mutter spießte sie mit Blicken geradezu auf. »Ich bin Oberkommissarin Gerres von der Kripo Hannover«, stellte sich Petra der Frau vor. Frau Römers Stimme klang, als hätte sie sie im Eisfach gelagert, als sie antwortete: »Juliane Römer. Was wollen Sie von meinem Sohn? Sie haben doch schon am Montag mit ihm gesprochen.« »Ich würde gerne noch mal kurz mit ihm reden. Allein«, sagte Petra ruhig und sehr bestimmt. »Muss das sein? Hier vor allen Leuten?«, fragte Frau Römer. Paul nahm seine Mutter am Arm und wechselte ein paar geflüsterte Worte mit ihr. »Gut. Ich warte am Tor«, sagte sie daraufhin leise, warf der Kommissarin aus dem Dunkel unter ihrer Hutkrempe einen vernichtenden Blick zu und mischte sich unter die anderen Trauergäste, die zum Ausgang strebten. Aus den Grüppchen der Schüler hörte man schon wieder die ersten verhaltenen Lacher. Das Leben geht weiter, dachte Petra Gerres, und: Die plattesten Weisheiten sind meist auch zutreffend. Mit Paul im Kielwasser steuerte die Kommissarin zielstrebig eine freie Bank im Schatten einer Thujenhecke an. Sie setzten sich, Petra nahe der Mitte, Paul ans Ende der Bank.
    »Was wollen Sie?«, fragte Paul . Sie sah ihn prüfend an. In seinem Anzug wirkte er sehr elegant . »Treiben Sie Sport?«, fragte Petra . Pauls Miene verfinsterte sich. »Kommen Sie, ich weiß genau , worauf Sie hinauswollen. « »Ah, ja? « »Auf die Sache mit der Körperverletzung, voriges Jahr. « »Erzählen Sie mir davon. « »Sie wissen es doch längst. « »Ich möchte es aber von Ihnen hören. « »Gut«, seufzte Paul, »wenn Ihnen dann wohler ist. « Petra nickte . »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ein Typ aus meiner Klasse ha t immer wieder meine Schwester dumm angemacht. « »Warum? « »Er war ein Arsch, der sich nur gut fühlte, wenn er auf Schwächeren rumtrampeln konnte. Alex war vierzehn und volle r Komplexe, weil sie sich für zu dick hielt. Sie hat sich gedemütigt und bedroht gefühlt. Ich habe den Kerl ein paar Mal gewarnt, aber er wollte sie nicht in Ruhe lassen. « »Und dann haben Sie zugeschlagen. « »Ich habe nicht zugeschlagen, ich habe ihm den Arm verdreht. « »Bei welcher Gelegenheit? « »Das sagte ich doch schon. « »Wo? Wann? Vor ihrer Schwester? Oder haben Sie ihm aufgelauert? « »Ich bin doch kein Feigling. Im Pausenhof. Ich habe – wie viel e andere auch – mitgekriegt, wie er Alexandra wieder mal beleidigte. Daraufhin habe ich den Kerl aufgefordert, sich sofort be i ihr zu entschuldigen. Das hat er nicht getan. Da habe ich ih n dazu überreden müssen. «
    »Indem Sie ihm das Handgelenk brachen? « »Es ging mir nur darum, dass er sich entschuldigt und künfti g meine Schwester in Ruhe lässt. « »Hat er sich entschuldigt? « »Ja. « »Rührend, wie Sie die Ehre Ihrer Schwester verteidigen. So wa s höre ich sonst nur von meiner türkischen Klientel. « »Immerhin habe ich ihn nicht umgebracht«, bemerkte Paul lakonisch . »Aber Sie könnten jemanden mit bloßen Händen umbringen , nicht wahr? « Er hob fragend seine Augenbrauen . »Karate. Landesmeister«, half ihm Petra auf die Sprünge . »Jugendmeister. « »Auch nicht schlecht. « »Ich hab’s nie ausprobiert. Im Notfall könnte ich es vielleicht . Man lernt, wo die Schwachstellen liegen.« Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber das wissen Sie als Polizistin doch ganz genau. Kampfsport gehört doch zu Ihrer

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