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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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darüberzuklettern. Doch bin ich mir nicht sicher, ob es funktionieren wird. Faro ist so geschmeidig wie das Wasser selbst. Vielleicht wird es nicht möglich sein, ihn fernzuhalten.
    »Hat er wieder deine Gedanken gelesen, Saph?«, fragt Conor.
    »Nur weil ich es zugelassen habe. Und ich habe nicht vor, das auch weiterhin zu tun.«
    »Ich würde es hassen, wenn jemand meine Gedanken liest. Wenn einem nicht mal der eigene Kopf alleine gehört. «
    »Du bist wirklich noch menschlicher geworden seit letztem Mal«, bemerkt Faro trocken.
    »Das betrachte ich als Kompliment«, entgegnet Conor.
    Faro will zwischen Mensch und Mer immer eine klare Trennlinie ziehen. Ich vergewissere mich rasch, dass Faro diesen Gedanken nicht liest, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Das Gitter ist an seinem Platz.
    »Dann erzählt mir, was ihr von Saldowr wollt«, sagt Faro. »Warum benötigt ihr seine Weisheit?«
    »Falls er denn wirklich so weise ist«, entgegnet Conor. Ich zucke zusammen. Natürlich muss er sehr weise sein, wenn er Faros Lehrer ist.
    »Er hat mehr Weisheit im kleinen Finger als die größten Philosophen der Luft in ihren gespaltenen Körpern«, sagt Faro hochmütig.
    »Dann ist es ja gut«, erwidert Conor und zwinkert mir zu.
    Womöglich vermutet Faro bereits, warum wir mit Saldowr
sprechen wollen. Plötzlich kommt mir eine Idee. Ich möchte sehen, wie Faro reagiert, wenn ich mir ein Bild von Dad vor Augen führe. Doch es fällt mir schwer. Eigentlich will ich nichts weiter, als mit meinem Bruder und meinem Freund friedlich durch Indigo zu schwimmen. Ich will mich nicht an Dad erinnern, wie er tropfend im Mondlicht stand, so nah, dass ich ihn fast berühren konnte, und doch gefangen zwischen zwei Welten.
    Ich stelle mir sein Gesicht vor. Es ist voller Trauer. Ich sehe jedes Detail so deutlich, als stünde er direkt vor mir. Ich ziehe das Gitter nach oben und öffne mein Bewusstsein. Plötzlich zuckt Faro so heftig zusammen, als hätte er einen Hai gesehen.
    »Wann hast du das gesehen?«, fragt er.
    »Vor ein paar Tagen.«
    »Dann hat er das Gesetz der Mer gebrochen, um euch zu finden. Was hat er euch erzählt?«
    »Das muss Sapphire dir nicht verraten«, stellt Conor mit Entschiedenheit fest. »Und warum sollte unser Vater überhaupt an die Gesetze der Mer gebunden sein, da er doch ein Mensch ist?«
    »Conor, bitte!« Wir sind in Indigo und Conor ist auf Faro angewiesen. Es steht zu viel auf dem Spiel, um einen Streit zu riskieren.
    »Euer Vater hat sich für Indigo entschieden. Das bedeutet, dass er sich auch dazu entschieden hat, die Gesetze der Mer zu achten. Er kann diese Wahl nicht mehr rückgängig machen, es sei denn, er ist ein Verräter, der Indigos Entgegenkommen schamlos missbraucht.«
    »Wir sind nicht überzeugt davon, dass er sich aus freiem Willen entschieden hat«, entgegnet Conor ruhig. »Außerdem
sollten wir das ein anderes Mal diskutieren, und nicht mit dir, Faro. Kennst du unseren Vater?«
    Faro und Conor schwimmen dicht nebeneinander her, weil Faro immer noch Conors Handgelenk festhält. Sie wenden sich kurz ihre Gesichter zu und schauen dann in verschiedene Richtungen. Ich bin verblüfft über ihre Ähnlichkeit, die ihrer latenten Feindseligkeit in nichts nachsteht. Beide haben dunkle Haare, dunkle Augen und braune Haut. Damit hören die Übereinstimmungen jedoch nicht auf, denn auch ihre Reizbarkeit und Starrsinnigkeit ähneln sich nur allzu sehr. Aber es gibt auch Unterschiede. Faro ist wachsam, ironisch und geheimnisvoll, Conor hingegen offen und großzügig. Beide haben viel Stärke in sich, und ich frage mich – sofern man das überhaupt sagen könnte –, wer von ihnen stärker ist.
    »Ja, ich kenne ihn«, antwortet Faro schließlich. »Er ist …« Doch dann hält er inne.
    »Er ist was?«
    »Das müsst ihr Saldowr fragen. Ich wollte euch schon etwas sagen, das Saldowr euch erzählen muss, nicht ich.«
    Ich habe Angst vor dem, was sich nun so bald herausstellen wird. So lange habe ich mich danach gesehnt, endlich zu erfahren, was mit meinem Vater geschehen ist, doch jetzt macht es mir Angst. Ich weiß auch nicht mehr, was ich von Faro halten soll. Hat er uns getäuscht, indem er sein Wissen über unseren Vater für sich behalten hat, oder musste er das Geheimnis wahren? Ich will nicht glauben, dass er uns betrogen und ein Spiel mit uns gespielt hat. Nicht in einer so wichtigen Frage.
    »Wann werden wir Saldowr erreichen?«, frage ich schließlich.

    »Es ist nicht mehr weit bis zur

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