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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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klar wurde. Und der einzig sichere Ort war bei Saldowr in den Wäldern von Aleph. Beide waren mit ihren Kräften am Ende, als sie dort ankamen, doch Faro wollte die Suche nicht aufgeben. Er gab Conor in die Obhut von Saldowr, und noch ehe die beiden bemerkten, was er vorhatte, schwamm er zurück und versuchte, in die Tiefe vorzudringen.

    »Das war extrem mutig von ihm, denn er wusste ja, dass die Mer in der Tiefe eigentlich nicht überleben können. Er verlor das Bewusstsein und wurde von Saldowr gerettet. Wie das genau vor sich ging, weiß ich auch nicht. Saldowr sagt, Faro komme langsam zu Kräften. Ich selbst habe ihn noch nicht gesehen.«
    »Weiß er, dass ich am Leben bin?«
    »Ja, Saldowr hat es ihm erzählt.«
    Hier sind wir also, in den Wäldern von Aleph. Die mächtigen Bäume stehen eng beieinander, als würden sie das beschützen wollen, was sich in ihrer Mitte befindet. Ich wünschte, ich könnte Faro sehen. Er hat sein Leben für mich riskiert, als er in die Tiefe tauchte. Er muss gedacht haben, dass er versagt hat – und dass ich nicht mehr am Leben bin.
    Die Tiefe hätte mich eigentlich töten müssen, aber das tat sie nicht. Der Wal war überrascht, jemand von meiner Spezies dort anzutreffen. Weder Mer noch Menschen können dort existieren. Da ich weiß, dass ich halb Mer, halb Mensch bin, verstehe ich selbst nicht, warum ich noch lebe – so sehr ich mir auch den Kopf darüber zerbreche.
    »Conor?«
    »Ja.«
    »Du bist doch wirklich hier, oder?«
    Conor drückt heftig meine Hand. »Fühlt sich das wirklich genug an?«
    »Au! Ja, hör auf, das tut weh! Ich kam mir da unten so unendlich allein vor. Ohne den Wal wäre ich gestorben.«
    »Welcher Wal?«
    »Er hat sich um mich gekümmert. Ist das nicht seltsam? Wir Menschen haben jahrhundertelang Wale gejagt und er
rettet mir das Leben. Er hat mich umsorgt, wie eine Mutter ihr…«
    Wir starren uns bestürzt an. Mum! Sie habe ich völlig vergessen.
    »Was glaubst du, wie lange wir schon in Indigo sind?«
    »Ich weiß nicht. Hoffentlich nicht zu lange.«
    »Mum wird sich schreckliche Sorgen machen.«
    »Uns blieb doch keine Wahl. Ich hätte doch nicht ohne dich aus Indigo zurückkehren können.«
    »Vielleicht sollten wir jetzt zurückkehren, Conor.«
    Doch Conor lässt sich nicht beirren. »Nein! Nicht bevor wir Saldowr gefragt haben, was mit Dad ist. Sonst hätten wir uns den ganzen Weg sparen können.«

    Als Saldowr wiederkommt, sitzen wir schweigend da und grübeln über alles, was vorgefallen ist. Saldowr hat etwas mitgebracht – kleine Früchte, die aussehen wie Trauben, nur flacher. Sie leuchten türkisfarben. »Die habe ich für deine Schwester mitgebracht, damit sie zu uns zurückkehrt«, sagt er zu Conor, »doch, wie mir scheint, ist das nicht mehr notwendig. Die Tiefe hat sie bereits freigegeben. Aber ihr müsst beide sehr hungrig sein – greift zu!«
    In Indigo ist mir noch nie die Idee gekommen, dass ich hungrig sein könnte. Ich habe mich nicht einmal gefragt, was die Mer eigentlich essen und trinken. Conor betrachtet die Trauben abwartend. »Danke, aber ich habe keinen Hunger«, entgegnet er höflich.
    Saldowr lächelt, als wüsste er genau, was Conor jetzt denkt. »Sie sind völlig ungefährlich«, beruhigt er ihn.
    Ich strecke meine Hand aus, nehme mir eine Traube und stecke sie in den Mund. Der Saft spritzt heraus, als die
Schale platzt. Sie schmeckt so wunderbar, dass ich mir sogleich eine zweite Traube schnappe und gierig weiteresse, bis das halbe Büschel leer gepflückt ist. »Wenn du nicht aufpasst, sind gleich alle weg«, sage ich zu Conor.
    »Ich hab wirklich keinen Hunger, Saph.«
    »Du scheinst die Früchte ja sehr zu mögen«, sagt Saldowr zu mir. »Wir schmecken sie für dich – süß oder salzig?«
    »Ich weiß nicht. Weder süß noch salzig, sondern genau richtig.«
    »Dann iss sie, myrgh kerenza .«
    Ich hatte schon meine Hand nach der nächsten Traube ausgestreckt, doch plötzlich halte ich inne. »Warum sagen Sie das?«
    »Weil du weißt, was diese Worte bedeuten.«
    Myrgh kerenza. Liebe Tochter.
    »Aber Sie sind nicht mein Vater.«
    »Du verstehst wohl, dass du nicht nur die Tochter deines Vaters bist, mein Kind. Du bist die Tochter von Indigo. Du erfüllst hier einen Zweck.«
    »Was ist los, Saph? Was sagt er da?«, fragt Conor.
    Saldowr berührt ihn leicht an der Schulter. »Deine Schwester spricht jetzt reines Mer zu mir. Und ich habe ihr gesagt, dass sie aus einem bestimmten Grund in Indigo ist. Aber kehren wir

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