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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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triumphierenden Augen an. »Verstehst du, was das bedeutet? Das ganze Gebiet, das vorher unzugänglich war, steht uns jetzt offen. Ich kann überall hinschwimmen!«
    »Ja, Faro, ich weiß sehr genau, was das bedeutet. Ich hab schon versucht, unter Wasser einen Wohnzimmerschrank zu öffnen. Für euch mag es ja schön sein, dass jetzt überall Wasser ist, doch wir Menschen sind weniger begeistert, das kannst du mir glauben!«
    »Jetzt sei doch nicht eingeschnappt, Sapphire.«
    »Eingeschnappt? Es geht hier um Menschenleben«, fauche ich ihn an, bis ich merke, dass ich mich wie Roger anhöre.
    »Warum bist du so zornig? Ich wollte mich doch nur vergewissern, dass es dir gut geht.«
    »Nur mir?«
    »Conor natürlich auch.«
    »In der Stadt gibt es aber noch viel mehr Leute als Conor und mich.«
    Faro zuckt die Schultern. Miteinem SchlagseinerSchwanzflosse hält er das Gleichgewicht, obwohl immer mehr Wasser
ins Haus strömt. Es kommt mir so unwirklich vor, dass Faro wirklich hier ist. Er gehört nach Indigo, nicht nach St. Pirans. Doch nun ist Indigo überall. Plötzlich überkommt mich ein traumhaftes Gefühl. Kann all das wirklich wahr sein?
    »Ich wollte dir helfen«, sagt Faro. »Solange du dir deines Mer-Bluts bewusst bist, kann dir nichts passieren. Du kannst mit mir überallhin schwimmen. Du kannst sogar allein schwimmen. Komm. Indigo ist hier. Du musst nicht mehr danach suchen. Indigo ist zu dir gekommen.«
    Doch in diesem Moment wird mir die Realität bewusst. Mum . Conor ist bei Roger in Sicherheit, da bin ich ganz sicher, doch Mum ist in großer Gefahr. Rainbow auch. Ich darf nicht nur an mich selbst denken.
    »Du musst mir helfen, Faro. Wenn wir den Schrank unter der Treppe öffnen und die Leiter nach oben bringen, dann kann ich Mum helfen, auf den Dachboden zu kommen.«
    Faro sieht mich verständnislos an.
    »Da vorne, Faro, unter Wasser, befindet sich eine Tür. Wir müssen sie öffnen und eine Leiter herausholen. Du weißt doch, was ich meine. Mit ihrer Hilfe können wir in diesem Haus ganz nach oben klettern. Aber allein schaffe ich das nicht, wegen des Wasserdrucks.«
    In diesem Moment ruft Mum erneut nach mir. Ihre Stimme ist voller Angst: »Sapphire! Komm hoch! Da unten ist es zu gefährlich für dich! Sapphire!«
    »Alles okay, Mum!«, rufe ich zurück. »Ich komm gleich rauf!« Meine Stimme hallt, als wäre ich in einem Schwimmbad.
    Faro schaut mich an. »Wer war das?«
    »Meine Mutter.«

    »Deine Mutter ?«
    Es ist schon seltsam. Als hätte Faro bis jetzt nicht geglaubt, dass ich wirklich eine Mutter habe. Vermutlich war das für ihn nur ein Luftgedanke, den er nicht ernst nehmen musste.
    »Ich muss noch einen Versuch unternehmen, die Tür zu öffnen, Faro. Wenn du mir nicht helfen kannst, dann versuche ich’s eben alleine.«
    Doch Faro ist neben mir, als ich ins trübe Wasser hinabtauche. Dies ist definitiv der letzte Versuch. Wir gleiten ins Dunkel.
    »Eure Höhlen sind merkwürdig«, höre ich Faros Stimme, die so unbeschwert und spöttisch klingt wie eh und je. »So viele scharfe Ecken.«
    Zu meinem Schrecken bemerke ich, dass seine Stimme so klar und deutlich klingt, als wären wir in Indigo. Ich drehe mich um und spähe durch die Düsternis, bis ich schließlich sein ironisches Lächeln sehe, das ich so gut kenne. Meine Lungen schmerzen kein bisschen. Mein Körper ist voller Sauerstoff. Ich bin im Wohnzimmer und dennoch – so unglaublich das auch klingt – in Indigo.
    »Bitte hilf mir, den Schrank zu öffnen, bitte!«
    »Wo ist der Schrank?«
    »Hier.«
    Faro fasst vorsichtig den Griff an.
    »Du musst ziehen, Faro. Aber ich glaube, der Wasserdruck ist einfach zu stark.«
    »Ich denke, die wird sich öffnen lassen«, sagt Faro beiläufig. Er zieht ein wenig. »Stimmt, das Gewicht des Wassers ist ein Problem. Wie müssen es austarieren. Leg deine Hand auf meinen Arm, um mir zu helfen.«

    Faros Armmuskeln schwellen an. Die Schranktür leistet noch einen Moment Widerstand, ehe sie nachgibt.
    Gott sei dank ist Roger so ordentlich. Es liegt kein Krempel mehr unter der Treppe, weil er alles vor ein paar Wochen zur Mülldeponie gefahren hat. Nur die Leiter schimmert wie ein Fisch im Dunkeln.
    »Da ist sie!«
    »Wolltest du die haben?«
    »Ja, das ist die Leiter.«
    Faro zieht die Leiter behutsam zurück, und ich helfe ihm, sie um die Ecke zu manövrieren, was ein schwieriges Unterfangen ist. »Bist du sicher, dass du sie brauchst?«
    Das Wasser wogt mir entgegen und drückt mich erneut gegen die

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