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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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mich lauern könnte. Ich unterdrücke einen Schrei, als etwas gegen meine Beine stößt. Schau nach unten, Sapphire. Sei tapfer.
    Es war nur die hölzerne Obstschale. Komm schon, Sapphire, lass das Geländer los.
    Ich löse mich von den Stufen und lasse mich ins Wasser gleiten. Jetzt muss ich bloß noch tauchen. Der Schrank befindet sich direkt unter der Treppe, nur ein paar Meter von mir entfernt.
    Ich tauche. Doch in diesem Moment gibt die Haustür dem Druck der gewaltigen Wassermassen nach und bricht krachend auf. Ich werde sogleich nach oben gehoben, quer durch den Raum gespült und gegen die Wand gepresst. Ich strampele verzweifelt mit den Beinen und versuche, an die Oberfläche zu gelangen. Wie tief mag das Wasser sein? Ich kann so gerade den Boden berühren, aber nicht auf den Beinen stehen.
    »Sapphire!«
    »All…s okay.«

    Ich spucke Wasser aus und will meine Füße gegen die Wand stemmen. Doch mein rechter Fuß tritt ins Leere. Mir fährt der Schreck in die Glieder. Vielleicht sind die Wände bereits eingestürzt. Doch dann stoße ich gegen einen harten Gegenstand und kann mich wieder orientieren. Ich bin mit meinem Fuß in den Kamin geraten, das ist alles. In den Kamin, in dem vorhin noch ein Feuer brannte.
    »Sapphire! Sapphire! Halt durch! Ich komme!«
    »Nein, lass …«
    Doch sie hat sich schon von den Stufen abgestoßen und schwimmt mir entgegen. Die Kerze flackert hinter ihr. Es dringt immer mehr Wasser durch die Haustür, doch der schreckliche Druck hat nachgelassen. Wir müssen schnell die Leiter holen, ehe der Raum bis zur Decke vollläuft und wir gefangen sind.
    »Können wir immer noch die Leiter rausholen?«, keucht Rainbow, als sie mich erreicht.
    »Wir können es versuchen, aber ich fürchte, wir schaffen es nicht mehr. Das Wasser steigt zu schnell.«
    Die schwellenden Wassermassen führen den Abfall der Straße mit sich. Ich will in dieser Brühe nicht tauchen, doch mir bleibt keine Wahl. Wie Hunde paddeln wir durch den Raum.
    »Die Schranktür ist unter den Stufen. Ich versuche, sie aufzumachen.«
    »Ich komm mit.«
    Wir holen beide tief Luft und tauchen. Unter Wasser ist es finster. Ich kann die Schranktür nicht erkennen. Ich muss mich an der Oberfläche entlangtasten, doch werde ich immer wieder vom Schrank weggetrieben. Aber dann bekomme
ich plötzlich den Türgriff zu fassen. Ich ziehe mit aller Kraft, doch die Tür lässt sich nicht öffnen. Rainbow ist neben mir. Ich nehme ihre Hand und führe sie zum Griff. Wir ziehen mit vereinten Kräften, aber vergeblich. Die Tür will einfach nicht aufgehen.
    Wir steigen an die Oberfläche. Das Wasser steht inzwischen so hoch an der Wand, dass wir aufpassen müssen, dass uns nicht der Rückweg abgeschnitten wird.
    Wir schwimmen zu den Stufen zurück, um kurz zu verschnaufen. »Ich glaube, es ist der Druck«, sagt Rainbow. »Wir müssen irgendwie versuchen, die Tür einzuschlagen. «
    Ich überlege fieberhaft, womit wir das tun können. Doch alle infrage kommenden Gegenstände sind irgendwo unter Wasser. Vielleicht sollten wir die Leiter einfach vergessen. Doch was soll Mum dann tun? Sie wäre nie in der Lage, von einem Stuhl aus auf den Dachboden zu gelangen, auch mit unserer Hilfe nicht. Und was ist mit Sadie? Sie würde in Panik geraten und nicht verstehen, was wir vorhaben. Ich bin nicht einmal sicher, dass Rainbow und ich es ohne Leiter schaffen würden. Die Badezimmerdecke ist hoch und schräg. Wenn Mum und Sadie es nicht schaffen, dann bleibe ich bei ihnen im Schlafzimmer.
    »Lass es uns noch mal versuchen.«
    Wieder hinunter ins dunkle Wasser. Dieselbe Mühe, die Tür zu finden, derselbe qualvolle, hoffnungslose Kampf, sie zu öffnen. Wir ziehen und ziehen, und als wir endlich wieder an die Oberfläche kommen, ringt Rainbow nach Luft. Zurück zu den Stufen.
    »Es geht nicht.«
    »Nein.«

    In diesem Moment geht mir etwas durch den Kopf. Etwas, das ich schon wusste, doch erst jetzt ziehe ich die richtigen Schlüsse daraus. »Rainbow – die Haustür ist offen!«
    Der Druck des hereinflutenden Wassers hat nachgelassen, doch immer noch strömt es regelmäßig weiter, als speise es sich aus einer endlosen Flut.
    Die Flut ist tatsächlich endlos. Es gibt kein Ufer mehr, das die See aufhält. Es gibt keine Gezeitenlinie. Die Grenze zwischen Indigo und der menschlichen Welt ist hinweggespült worden. Wo St. Pirans ist, da ist auch das Meer. Es sieht nicht wie Indigo aus und es fühlt sich auch nicht wie Indigo an. Das Wasser ist zu schmutzig

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