Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
Vom Netzwerk:
Wand, doch ich kämpfe mich zur Leiter zurück. »Zieh mehr in diese Richtung!«, keuche ich.
    Dann haben wir die Leiter plötzlich ganz herausgezogen und bringen sie an die Oberfläche. Auf Faro lastet ein Großteil des Gewichts, als wir zur Treppe schwimmen. Ich strampele im Wasser, während Faro die Leiter so geschickt dreht, dass sie die Stufen hinaufzeigt. Jetzt werde ich keine Schwierigkeiten mehr haben, sie ins Badezimmer zu ziehen. Das Wasser steht jetzt fast bis zur Decke.
    »Sapphy!«
    »Ich komm schon, Rainbow. Ich hab die Leiter.«
    Im Schatten der Wand lässt sich Faro wieder unter die Oberfläche gleiten, bevor Rainbow auf dem Treppenabsatz erscheint.
    »Entschuldige, Sapphire. Deine Mum hat sich so schwach gefühlt, dass ich bei ihr bleiben und sie stützen musste … wow, das gibt’s ja gar nicht! Wie hast du denn bloß die Leiter da rausgekriegt?«

    »Könntest du … könntest du sie die Stufen raufziehen? Ich bin total aus der Puste.«
    »Ja, ich stelle sie schon mal unter die Falltür.« Rainbow packt die Leiter, zieht sie bis zum Treppenabsatz nach oben und schiebt sie in Richtung Badezimmer. Faro taucht wieder auf. »Das solltest du nicht tun, Faro. Ich weiß doch, welche Schmerzen du an der Luft hast. Du solltest besser unter Wasser bleiben.«
    »Indigo ist heute überall sehr stark«, sagt Faro. »Nicht einmal die Luft macht mir heute viel aus.«
    »Aber du warst krank, Faro. Du solltest dich schonen.«
    »Saldowr hat mich geheilt«, entgegnet Faro stolz. »Ich hab dir doch gesagt, dass er ein großer Lehrer ist.«
    Aber kein so großer Hüter des Gezeitenknotens , denke ich und achte darauf, diesen Gedanken vor Faro zu verbergen. Was auch immer gerade in Indigo geschieht, Saldowr hat es nicht verhindern können.
    »Und dir kann nichts passieren«, fügt Faro lächelnd hinzu, doch schon im nächsten Moment sieht man ihm an, wie erschöpft er ist. Das Schleppen der Leiter muss ihn sehr angestrengt haben. Vielleicht hat er sich doch noch nicht vollständig von seiner Krankheit erholt.
    »Oh, Faro, du hast mich schon so oft gerettet, und ich habe dir noch gar nicht für das letzte Mal gedankt.« Faro schwimmt dicht neben mir und nimmt meine Hand. Das Wasser steht jetzt nur wenige Zentimeter unter der Zimmerdecke.
    »Du musst mir nicht danken«, sagt er. Seine Stimme hat nichts Spöttisches, als er mich mit tiefem Ernst ansieht. »Unser Blut verbindet uns, kleine Schwester. Wir können uns niemals fremd sein. Wenn du mich rufst, werde ich immer kommen.«

    »Dafür bin ich dir auch sehr dankbar, Faro.«
    Ein Lächeln huscht über Faros Gesicht, bevor er in einem Wasserwirbel verschwindet. Ich glaube, noch seinen Schatten über der Schwelle erkannt zu haben, doch sicher bin ich mir nicht.

Siebzehntes Kapitel

    R uckartig schrecke ich aus dem Schlaf. Hat mein Wecker nicht geklingelt? Alles ist ruhig. Wo bin ich? Ich schaue mich um und versuche mich zu erinnern. Vor mir brennt eine Kerze. In ihrem matten Schein sehe ich die Umrisse von Kisten, Taschen und alten Möbeln. Drei Gestalten liegen zusammengekrümmt auf dem Boden.
    Mum, Sadie und Rainbow. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, eingeschlafen zu sein. Wir waren so erschöpft. Nur mit größter Mühe haben wir es geschafft, Sadie auf den Dachboden zu verfrachten. Sie wollte uns unbedingt helfen, wirbelte mit ihren Pfoten über die Leitersprossen und leckte uns ermutigend das Gesicht ab. Sie wusste, dass wir sie retten wollten, und wollte ihren Teil dazu beitragen. Ich habe mich geirrt, als ich dachte, sie würde in Panik geraten. Sadie hat den Mut eines Löwen bewiesen.
    Mum die Leiter hinaufzubugsieren, war ein Albtraum, obwohl sie die Zähne zusammengebissen und ständig gesagt hat, sie würde es schon schaffen. Aber sie war nicht in der Lage dazu. Wir hatten Angst, ihr wehzutun und damit noch mehr zuzusetzen. Schließlich ist es Rainbow gelungen, sie so weit die Leiter hinaufzuschieben, dass ich sie durch die Öffnung auf den Dachboden ziehen konnte. Mum konnte sich nicht länger auf den Beinen halten. Sobald wir sie oben hatten, stieß sie ein merkwürdiges leises Geräusch
aus und brach zusammen. Nach einer Weile wiederholte sie immer wieder »Mit geht’s gut! Mir geht’s gut!«, doch selbst im schummrigen Licht der einen Kerze sah sie so erschöpft aus, dass wir ihr vorsorglich mehr Brandy gaben, damit sie nicht wieder in Ohnmacht fiel.
    Rainbow ist dann wieder die Leiter hinuntergestiegen, hat unsere Bettdecken und Kissen

Weitere Kostenlose Bücher