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würde! Aber Radek rührt sich nicht. Er hat den bess’ren Teil erwählt. Na ja, Lebailly ist ein Radek in Taschenformat. Einmal hab ich ihn im Flore gesehen. Sie waren auch da, Sie alle. Er beobachtete Sie, überglücklich. Wie Radek. Dieses unschuldige Spielchen war für niemanden gefährlich. Hätte noch lange so weitergehen können, wenn ich nicht dazwischengekommen wär. Aber ich komm nun mal dazwischen. Lebailly kriegt es mit der Angst zu tun. Sagt sich wohl: ich werd noch eingesperrt, bevor ich einen Sou dabei rausgeschlagen hab. Also, Schluß mit der Literatur, und ab geht die Post. Er muß sich mit dir treffen, Rémy, auf einen kleinen Schwatz...“
Ich machte eine Pause, um ihm Gelegenheit zur Bestätigung zu geben. Er ließ die Gelegenheit ungenutzt vorübergehen. Also fuhr ich fort:
„...und als er merkt, daß du nicht so richtig mitmachst, legt er die Karten offen auf den Tisch. Ruft deinen Vater bei der Kripo an und sagt wahrscheinlich: ,Der Mörder vom Diderot-Hôtel ist Ihr Sohn (ein Knabe, auf den Papa vielleicht sowieso schon nicht besonders stolz ist). Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an mich, Rue des Quatre-Vents, die und die Nummer, die und die Etage. Mein Name steht an der Tür.’ Aber als dein Vater dort auftaucht, hattest du schon reingeschaut. Denn inzwischen hattest du dir gesagt: ,Besser , man bringt diesen Erpresser sofort um.’ Dein Vater begreift, daß du der Mörder bist... Was tun? Er ist weder genug Held, um dich der Justiz auszuliefern, noch genug Schwein, um dich zu decken. Also hat er sich mit Gangstern angelegt, um endlich Schluß zu machen. Einen Augenblick dachte ich, er wäre Lebaillys Mörder. Aber dann hätte er sich nicht den Gangstern vor die Flinte geworfen. Wie es scheint, hat er sich ihnen nämlich buchstäblich entgegengeworfen...“
Der junge Mann sah mich mit seinem Kuhblick an.
„Das sind doch alles nur Vermutungen“, sagte er ruhig.
„Die aber verdammt gut mit der Wirklichkeit übereinstimmen, scheint mir. Findest du nicht?“ gab ich zurück.
„Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden. War’s das?“
„Du kennst mich noch nicht. Wie kommt es, daß Monsieur Bergougnoux und du, die ihr doch so dicke fette Freunde zu sein scheint, daß ihr euch heute abend gegenseitig in die Pfanne haun wollt? Der eine bedroht den andern mit dem Revolver, der andere will den einen an die Flics verraten
„Ja, raten Sie mal. Wo Sie doch so schlau sind!“
„Du kennst mich nicht, sag ich dir. Mich provozieren? Na gut. Wirst schon sehen. Du hast also diesen Mord begangen — an dem Schwarzen, meine ich jetzt. Mit Schmus und schönen Worten besoffen gemacht, verhext, nenn es, wie du willst. Und zwar durch diesen Menschen hier! Ein ausgebrannter Schriftsteller, der sich um jeden Preis inspirieren lassen will, egal wo, egal wie.. Oh! Den Mord hatte er nicht ins Auge gefaßt. Jedenfalls vermute ich das. Wurde von den Ereignissen regelrecht überrollt. Denn der Mord war nun mal passiert, also konnte er auch davon profitieren, bis zum Erbrechen! Ich weiß nicht, ob er was rausgeschlagen hat. Sollte mich aber wundern, wenn er dich nicht zum Reden gebracht hat. Möglicherweise unter der Wirkung von Rauschgift. Charlie hatte bestimmt was da. Du hast ihm Geld geklaut, den Schmuck, sogar Schallplatten. Warum also nicht auch Rauschgift? Jedenfalls erzählst du was, und unser großer Meister macht deine Beichte zu klingender Münze. Nur ist die Beichte auch ein Geständnis. Du erkennst plötzlich die Gefahr. Also mußt du ihm das Manuskript wegnehmen. Als du eben reingekommen bist, hast du sofort von drei Kopien gesprochen, die du vernichtet hast. Stimmt’s?“
„Red nur weiter“, knurrte Rémy.
„Gerne. Du schnappst dir die Kopien und vernichtest sie. Und schon sitzt unser König der Bestseller wieder auf dem trockenen . Ohne Idee. Dafür aber mit großen Sorgen. Heute wollte er mit mir reden, weil er Angst hatte. Denn um sich rauszuhalten und sich an dir zu rächen, hatte er mir den kompromittierenden Schmuck zukommen lassen. Hat dir bestimmt nicht gefallen. Den Klimbim kann man zwar nicht an den Mann bringen, aber schließlich hattest du ihn dir verdient. Deshalb bedrohst du dein Idol. Deshalb denkt er daran, dich der Polizei ans Messer zu liefern. Und zwar mit meiner Hilfe. Deshalb läßt er dich herkom-men. Die vierte Kopie war nur ein Köder. Und ich sollte dich festnehmen... und dich gleich mitnehmen. Aber unvorhergesehene Ereignisse haben leider den
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