nmp08
nach.
„Ich pfeif auf Festivals“,
stieß der produzierende Regisseur hervor.
„Spielt Mademoiselle Falaise in
dem Streifen mit?“
„Natürlich.“
Rabastens ließ ein
langgezogenes heimtückisches Lachen hören, womit er unter Beweis stellen
wollte, daß er sich in der Branche auskannte.
„Na ja“, sagte er dann, „das
wird also wieder ein Film fürs Jugendheim!“
„Was? Was?“ keifte Laumier.
„Wie meinen Sie das?“
„Sie haben mich sehr gut
verstanden...“ Der Journalist erhob seine Schale, sehr hoch, wobei er sich die
Hälfte des Champagners über den Ärmel goß. „...Auf Ihr Wohl!“
„Messieurs-dames“, dröhnte
Laumier und bewegte aufgeregt seine stämmigen Arme hin und her.
„Messieurs-dames, ich weiß nicht, worauf der junge Mann da anspielen wollte.
Mademoiselle Falaise, die…“ Wieder trat das gelbe Seidentuch in Aktion. „...wo
ist Mademoiselle Falaise eigentlich?“
„Mademoiselle Falaise ist nach
Hause gegangen, Monsieur“, sagte jemand.
Die metallische Stimme, so
schneidend wie eine Axt, übertönte das allgemeine Durcheinander. Ein
schlaksiger Kerl, der wie eine 1 am Eingang stand. Sah verdammt nach Diener
aus! Seine Augen hatten schon seit langem die Form von Schlüssellöchern
angenommen...
„Ach! Sind Sie’s, Jean?“ fragte
Laumier in seine Richtung.
„Ja, Monsieur.“
„Und Sie sagen, daß
Mademoiselle Falaise...“
„...nach Hause gegangen ist.
Jawohl, Monsieur. Sie hat sich müde gefühlt.“
„Hm. Fand mich bestimmt zu
besoffen.“
Darauf antwortete Jean nicht.
Laumier holte eine Zigarre aus seiner Brusttasche, sah sie prüfend an und
steckte sie sich zwischen die Lippen, ohne sie anzuzünden. Jean näherte sich
mit Hilfe seiner Ellbogen seinem Chef.
„Sie sollten auch nach Hause
gehen, Monsieur“, regte er an.
Die Schneide der Axt war nicht
stumpfer geworden. Noch etwas Verachtung dazu, damit sie noch etwas schärfer
wurde.
„Na gut“, brummte Laumier.
Er fischte ein paar Scheine aus
seiner Tasche und legte sie auf die Theke.
„Also dann, gute Nacht
zusammen.“
Er drehte sich um. Sein Blick
fiel auf Rabastens, verfinsterte sich. Der Rote mußte lachen. Der Blick des
Produzenten wurde noch finsterer.
„Tja.“
„Ist das ein Kriminalfilm? Ihr Tod
dingsbums ?“ fragte der Journalist.
„Ja.“
„Brauchen Sie keinen
technischen Berater? Irgendwie stimmen Ihre Filme nie. Falls Sie einen
technischen Berater brauchen, darf ich Ihnen Nestor Burma vorstellen,
Privatdetektiv…“
„Hm.“
Der verschleierte
Produzentenblick wanderte von Raba-stens über Marc Covet und einige andere zu
mir. Er mußte sechs zählen... oder zwölf.
„Leck mich am Arsch!“ lallte
Laumier ohne bestimmtes Ziel. Er ballte die Faust, hob sie fast bis zur
Achselhöhle.
„Monsieur“, mischte sich der
Geschäftsführer des Camera-Club ein. „Ich muß doch bitten!“
Zu spät! Laumier visierte
Covets Kollegen an, zielte aber schlecht und traf mich. Der Schlag tat mir
nicht übermäßig weh. Allerdings konnte ich diesen Angriff nicht unbeantwortet
lassen. Zu viele Damen im Lokal. Ich traf den Fettsack am zweiten Kinn von
unten. Er wär klassisch zu Boden gegangen, wenn er sich nicht an der Theke
festgeklammert hätte und er außerdem noch von mehreren Personen aufgefangen
worden wäre. Seine Zigarre brach in mehrere Stücke. Jean, der Diener, baute
sich vor mir auf. Er sah mich an, sagte aber nichts. Dann zuckte er die
Achseln, drehte sich um, schnappte sich seinen Chef und schob ihn am Arm nach
draußen, begleitet von Rufen und vom Geschäftsführer, dem der Vorfall sichtlich
mißfiel. Er wollte sichergehen, daß sich das nicht wiederholte.
* * *
„Dieser Laumier scheint nicht
viel zu vertragen“, bemerkte ich draußen.
„Er ist eben nicht wie wir
zwei“, erwiderte Marc Covet trocken. Der Gipfel der Frechheit! „Wir hätten noch
im Camera-Club bleiben können, auf das eine oder andere Gläschen. Warum, zum
Teufel, wollten Sie schon abhauen?“
„Aus Anstand. Wir haben schon
so genug Wirbel gemacht. Und dann finde ich diesen Rabastens ziemlich
aufdringlich. Gut, daß wir ihn los sind. Außerdem wird uns die frische Luft
guttun.“
„Frische Luft?“ Mein Freund
wischte sich den Schweiß ab. „Wo haben Sie hier Luft gesehen? Geschweige denn
frische...“
Langsam und friedlich gingen
wir leicht schwankend die Champs-Elysées entlang. Noch
um diese Zeit war die Avenue heller erleuchtet als damals, als Philippe Lebon,
der Erfinder der
Weitere Kostenlose Bücher