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Titel: nmp08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zu wachsen — wie es sich für einen perfekten Liftboy gehört — und
hielt mir die Tür zum Fahrstuhl auf. Lautlos und schnell wurde ich in meiner
Etage abgesetzt. Ich betrat meine Wohnung, ging durch den Salon in mein
Schlafzimmer, knipste die Deckenlampe an und nahm Kurs auf mein Bett.
    In dem Augenblick sah ich sie.
     
    * * *
     
    Was die Leute behaupten, muß
nicht immer stimmen. Zum Beispiel, daß Besoffene furchtbare Halluzinationen
haben, daß sie Ratten sehen, Spinnen, Elefanten oder andere gräßliche,
abstoßende Tiere. Das stimmt nicht immer. Oder aber ich hab das Glück eines
Besoffenen, der auf Schonkost gesetzt wird. Was da jedenfalls in meinem Bett
lag und schlief, Decke zurückgeschlagen, war weder eine Ratte noch eine Spinne.
Schon eher eine weiße Maus.
    Kaum zwanzig, eher jünger. Ein
hübsches Gesichtchen, gekonnt geschminkt, umrahmt von kastanienbraunem Haar.
Wohlriechend. Feine Nylonstrümpfe, die ihre formvollendeten Beine voll zur
Geltung brachten. Lackierte Nägel, Armbanduhr.
    Ich zog einen Stuhl ran und
setzte mich erst mal. Offen gesagt, ich war etwas überrascht.
    Ach ja, nackt war meine
Halluzination auch. Sie seufzte, verzog ihren Schmollmund, wälzte ihren Kopf
auf dem Kissen hin und her. Ihre Hand tastete neben sich. Beinahe gleichzeitig
öffnete sie die Augen. Geblendet von dem Deckenlicht, schloß sie sie sofort
wieder. Ich stand auf, knipste das Licht aus, knipste eine weniger
aufdringliche Wandlampe an und setzte mich wieder, wortlos. Das Mädchen
richtete sich auf, nahm den Kopf zwischen beide Hände und zerwühlte sich die
Haare. Sie gähnte, öffnete dann endgültig die Augen und sah mich an. Wenn sie,
vollständig angezogen, eine Briefmarke in einem tabac kaufte, konnte sie nicht weniger verlegen oder verwirrt aussehen.
    „Entschuldigen Sie“, sagte sie.
„Ich glaube, ich... ich bin eingeschlafen.“
    Ihre Stimme klang zärtlich,
warm, herausfordernd. Einstudiert. Verdammt einstudiert. Die Kleine hatte einen
hübschen Körper, schlank, bernsteinfarben. Flacher Bauch, kleine Brüste,
wohlgeformt und fest, hübsches Gesicht, wie schon bemerkt; aber ich hatte in
meiner Laufbahn schon Dreckschaufeln kennengelernt, die intelligenter aussahen.
    „Ich muß eingeschlafen sein“,
wiederholte sie.
    „Ja“, sagte ich freundlich.
„Und zwar im falschen Zimmer.“
    „Oh! Monsieur... aber...“ Ihre
Augen wurden noch größer. „...aber sind Sie nicht... oh!“
    Spät kam die Verlegenheit, aber
sie kam. Sie bedeckte sich, so gut es ging, mit dem Bettlaken und sah mich
jetzt beinahe ängstlich an.
    „Wer... wer sind Sie dann?“
stammelte sie.
    „Mein Name sagt Ihnen bestimmt nichts.“
    „Sind Sie... sind Sie vom
Film?“
    „Kann man nicht so sagen“,
sagte ich lachend. So langsam begriff ich den Grund der Verwechslungskomödie.
„Ich bin vielleicht der einzige in diesem Hotel, der nichts mit dem Film zu tun
hat. Pech, hm? Sie müssen leider woanders weiterschlafen, meine Süße.“
    Ich stand auf.
    „Also wirklich!“ rief sie. „Was
bin ich nur für eine dumme Gans!“
    Wie recht sie hatte!
    „Wo sind Ihre Kleider?“
    „Da.“
    Sie zeigte auf einen Stuhl.
Dort lag ihre leichte Ausrüstung: weitausgeschnittene Bluse, heller Faltenrock,
dazu das absolute Minimum an Unterwäsche.
    „Und bitten sie mich bloß
nicht, in eine andere Richtung zu sehen, während Sie sich anziehen“, warnte ich
sie und reichte ihr die hochhackigen Schuhe, die ich neben dem Schrank
aufgesammelt hatte. „Ich werde ganz bestimmt nicht gehorchen.“
    Wütend warf sie das Laken zur
Seite und sprang aus dem Bett. Schön, wie sie war, stand sie auf dem Bettvorleger
und gab sich Mühe, mich strafend anzublicken. Stück für Stück gab ich ihr die
Klamotten. Nach dem klassischen Striptease der schönen Rita Cadillac mißfiel
mir auch diese umgekehrte Version ganz und gar nicht. Aber wenn ich gedacht
hatte, ich würde die Kleine hier beschämen, dann war ich auf dem Holzweg.
    „Sie wollen natürlich zum
Film“, bemerkte ich während der Aktion.
    „Ja.“
    „Und da haben Sie diesen Weg
gewählt...“
    „Ja.“
    „Gibt’s keinen anderen? Haben
Sie schon mal was von Talent gehört?“
    Bevor sie den Büstenhalter
anzog, straffte sie ihren Oberkörper und betrachtete sich selbstgefällig im
Spiegel.
    „In der Antike“, bemerkte ich,
„pflegten die Schauspieler Masken zu tragen: ,Alles in
die Kostüme!’ Heute dagegen... Na ja, lassen wir das. Wie sind Sie überhaupt
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