Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
nmp12

nmp12

Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
immer noch nicht vom
Fleck.
    „Hören Sie, meine Liebe. Vergessen
wir, was heute nachmittag passiert ist. Hab mich
wirklich auf Sie gestürzt, als wollte ich Sie fressen. Entschuldigen Sie. Nicht
daß Sie nicht zum Anbeißen wären... Dieses Foto hat uns beide überrascht. Aber
von mir haben Sie nichts zu befürchten. Vielleicht geht das in Ihren hübschen
kleinen Kopf rein. Steigen Sie ein. Dann können wir alles in Ruhe klären.“
    Kein Ton. Keine Bewegung.
    „Verdammt! Denken Sie doch mal
nach! Wenn ich bezahlt würde, um Sie vom Abhaun abzuhalten, würd ich Ihnen dann
‘ne Rede halten? Ich würde Sie am Arm schnappen, und in Nullkommanix säßen Sie
wieder im Salon.“
    Sie seufzt nur.
    „Vielleicht wissen Sie’s nicht:
Ihr Stiefvater ist eben weggefahren.“
    „Weiß ich.“
    „Er kann jeden Augenblick um die
Ecke biegen. Wenn er uns hier auf der Straße zusammen sieht... wär peinlich für
alle Beteiligten. Und dann wird er Sie in Ihrem Zimmer einsperren.“
    Das Argument überzeugt sie. Sie
setzt sich neben mich. Sie weiß zwar nicht, was ich mit ihr vorhabe. Aber
offensichtlich zieht sie meine Gesellschaft der ihres Stiefvaters noch vor. Ich
fahre los. Das Geflüster hat meine Stimmbänder beansprucht. Ich räuspere mich.
In normalem Tonfall frage ich:
    „Wo möchten Sie hin?“
    „Nirgendwohin.“
    „Kein bestimmtes Ziel?“
    „Weg. Mehr nicht.“
    „Na schön, dann fahren wir
etwas spazieren. In Ordnung?“ Keine Antwort. Also in Ordnung. Wir fahren über
die breiten Verkehrsadern des 12. Arrondissements.
    „Ich wollte mit Ihnen reden“,
sage ich. „Ihre Eltern mochte ich nicht fragen, als wir vom Kommissariat zurück
waren. Erstens war’s nicht der richtige Augenblick. Und zweitens soll das unter
uns bleiben. Sie gefallen mir, Chris. Sie sind hinreißend, sympathisch...“
    Sie lächelt kokett.
    „Oh, Sie sind in mich
verliebt?“
    Ist das ein Biest!
    „Das will ich nicht abstreiten.
Aber ich will auch nicht behaupten, daß ich nur auf Sie gewartet habe, um Ihnen
den Hof zu machen. Im Augenblick wollte ich nur ein wenig mit Ihnen plaudern.
Hab den Eindruck, daß Sie Ärger haben. Und weil ich Sie mag, möchte ich was für
Sie tun. Also... Was ist los in dem Haus, daß Sie immer abhaun müssen?“
    „Ich ersticke.“
    „Schon länger?“
    „Schon immer, glaub ich. Aber
vor allem in letzter Zeit.“
    „Warum?“
    „Weiß ich nicht. Als hätte ich
Angst...“
    „Angst? Wovor? Vor Lecanut?“
    Chronologisch kann das nicht
stimmen. Sie ist von zu Hause abgehaun, bevor Lecanut nach Paris zurückkam.
Aber die Frage hat denselben Effekt wie das Foto heute nachmittag .
    „Oh nein!“ ruft sie. „Warum
sollte ich vor Monsieur Lecanut Angst haben? Damals vielleicht. Hat mir nie
gefallen. Wahrscheinlich hab ich sein Gesicht deshalb so gut vor Augen. Aber
heute... kein Grund, vor ihm Angst zu haben.“
    „Warum?“
    „Weil wir uns seit mehreren
Jahren nicht mehr gesehen haben.“
    „Aber sein Foto hat Sie heute
nachmittag erstarren lassen.“
    „Weil ich an meinen Stiefvater
denken mußte. So was nennt man eine Gedankenassoziation.“
    „Erklären Sie das mal“, bitte
ich. „Und zur Belohnung erzähl ich Ihnen ‘ne Geschichte. Mögen Sie Kriminalromane?
Ich hab einen für Sie auf Lager. Aber erst müssen Sie mir Ihr Verhalten in dem
Waggon erklären... und warum Sie bei diesem Bébert geblieben sind — wenn auch
nur für’n paar Tage.“
    „Sie mögen ihn nicht, hm?“
    „Nicht besonders, nein.“
    „Wissen Sie, er ist kein
schlechter Kerl.“
    „Doch. Aber man merkt’s nicht
sofort, weil er zusätzlich auch noch blöd ist.“
    „Sie mögen ihn nicht“,
wiederholt sie achselzuckend. „Wenn man jemanden nicht mag, ist das genauso,
als wenn man jemanden liebt. Man weiß nicht, warum. Man tut’s instinktiv. Aber
manchmal merkt man später, warum das gar nicht so falsch war.“
    „Genug philosophiert. Zur
Sache“, unterbreche ich die Klugscheißerin.
    „Na ja“, sagt sie; plötzlich
hat sie Vertrauen, oder sie will ihr Herz ausschütten. „Ich bin von zu Hause
weggelaufen und wollte nicht, daß man mich wiederfindet. Deswegen bin ich nicht
zu irgendwelchen Freunden gegangen. Wußte nicht, was ich machen sollte. Völlig
durcheinander. Auf der Foire du Trône wollte ich mich zerstreuen.
Letztes Jahr war ich fast jeden Tag da. Aber dieses Jahr war’s das erste Mal.
Na ja, da hab ich die... äh... diesen Albert getroffen...“
    Das deckt sich mit dem, was der
Halbstarke mir

Weitere Kostenlose Bücher