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er. Kaum bin ich mit dem Rasieren fertig, da klingelt
das Telefon wieder. Am anderen Ende stottert der Weinhändler in die Muschel:
„War nicht ganz fair von mir.
Ich hätte Sie davon unterrichten müssen, daß ich Ihrem Rat, mich still zu
verhalten, nicht gefolgt bin. Hab drüber nachgedacht, und heute morgen...“
„Ich weiß. Sie sind zur Polizei
gegangen und haben den Flics erzählt, daß Sie Lecanut gekannt haben. Kommissar
Faroux hat mich grade angeschissen.“
„Tut mir leid, aber... Sie
müssen meine Situation verstehen...“
„Aber natürlich. Die Pflicht
als Staatsbürger. Reden wir nicht mehr drüber.“
„Sind Sie verärgert?“
„Aber nein. Nur reden will ich
nicht mehr drüber. Doch, ein Wort noch. Sie haben also Kommissar Faroux Angaben
über Personen gemacht, die Lecanut gekannt hatte. Warum haben Sie mir nichts
davon erzählt? Ich interessiere mich nämlich auch dafür...“
„Aber, hören Sie mal!“
entrüstet Montolieu sich. „Wir haben doch darüber gesprochen, gestern. Wenn Sie
mich nach Namen gefragt hätten, hätte ich sie Ihnen genannt.“
„Stimmt auch wieder.
Entschuldigung. Hab ‘ne Stinkwut. Kommt von dem Anschiß.“
„Schon gut. Aber sagen Sie
mal... Was soll dieses Theater um Lecanut? Die Leute bei der Kripo sehen so
aufgeregt aus... Sicher, er hat versucht, Sie umzubringen...“
„Reicht das nicht? Aber Sie
haben recht. Da ist noch was anderes. Haben die Flics nichts gesagt?“
„Nein.“
„Dann muß ich mich auch
zurückhalten. Berufsgeheimnis. Davon mal abgesehen... Wie geht’s Christine?“
„Ausgezeichnet. Vielen Dank.“
„Sie mag Sie nicht, stimmt’s?“
„Hm... tja... Sie sind ‘n
Schnellmerker, Monsieur Burma.“ Der übliche Quatsch, aber mit ‘nem Schuß Wut im
Bauch und in der Stimme.
„Nicht immer, Monsieur
Montolieu. Darüber hab ich gerade nachgedacht, als Sie anriefen. Und ich war
gar nicht stolz auf mich. Um auf Christine zurückzukommen: Sie sollten sie zu
Freunden oder Verwandten in die Provinz schicken. Zu Freunden oder Verwandten
Ihrer Stieftochter. Sonst haut sie wieder ab, und Sie müssen ihr wieder
nachlaufen. Die physische Anwesenheit ihres Stiefvaters ist ihr unerträglich.“
„Also, ich muß schon sagen...“
In seiner Stimme liegt jetzt
offener Zorn.
„Entschuldigen Sie. Die
Anschnauzerei von eben stößt mir immer noch auf.“
Er wird wieder sanfter.
„Tut mir leid“, sagt er. „Das
ist alles meine Schuld. Und Christine... Ja, Sie haben recht... Ich bin sehr
unglücklich darüber...“
„Grüßen Sie sie von mir. Sagen
Sie ihr, wenn ich mal in der Gegend bin...“
„Sie sind bei uns immer
herzlich willkommen, Monsieur Burma.“
Wir legen auf. Ich stopfe mir
eine Pfeife, zünde sie an, gieß mir ein Glas ein, als Frühstück, und lege mich
hin. Ich rauche, trinke, denke nach. Ich meinte, irgendetwas zu haben. Aber das
stimmt alles hinten und vorne nicht. Ich schnappe mir das Telefon.
„Hallo! Compagnie Taxito’i“
„Ja, Monsieur“, antwortet eine
piepsige Jungenstimme.
„Hier Agentur Fiat Lux, Rue des
Petits-Champs. Ich möchte einen Wagen. Die 7501.“
„Moment... 7501... ist gerade
unterwegs, Monsieur. Aber wir können...“
„Nein, ich warte lieber. Wann
kommt der Wagen zurück?“
„Jeden Augenblick.“
„Gut. Schicken Sie ihn mir,
sobald wie möglich. Nochmal die Adresse: Rue des Petits-Champs, Agentur Fiat
Lux, Nachforschungen, Beschattungen.“
„O.k., Inspektor.“
„Und keine Dummheiten, ja? Die
7501. Wagen und Fahrer.“
„Den Wagen oder den Fahrer?“
„Gehören die nicht zusammen?“
„Tja... heute ist der
Stammfahrer von 7501 nämlich nicht da.“
„Ist ihm was passiert?“
„Nein. Er ist nicht da, mehr
nicht.“
„Ach so, verstehe. Sein freier
Tag.“
„Nein, M’sieur. Ist einfach
weggeblieben.“
„Ach! Na schön... Sag mal, mein
Junge... Hat mir verdammt gut gefallen, dein , O .k ., Inspektor’.
Wirklich prima! Kriminalfilm und -roman-Fan, Mystère-Magazine , Suspense und den ganzen Kram, hm?“
„Klar“, sagt er lässig.
O.k. !, wie er sagt. Mit dem kann ich offen reden. Ich gebe ihm meine Telefonnummer.
„Sobald der Fahrer auftaucht...
übrigens, wie heißt er?“
„Kann ich Ihnen sofort
sagen...“
Er knallt den Hörer auf den
Tisch. Kurz darauf ist er wieder an der Strippe.
„Elie Grainard, M’sieur.“
„Gut. Also, wenn dieser
Grainard in eurem Laden wieder auftaucht, morgen oder übermorgen, egal zu
welcher Uhrzeit, sagst du mir
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