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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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dem Autor und dem ursprünglichen Verleger eigentlich etwas zahlen sollte. An sich ist das kein Problem, denn der erste Verleger hatte ohnehin nicht vor, in der betreffenden Nische selbst aktiv zu werden. Ihm entgehen also keine Einnahmen. Trotzdem spürt hier jeder intuitiv, dass so ein Verhalten nicht in Ordnung ist. In diesem Fall kann das Instrument der Anprangerung und der Imageschädigung eingesetzt werden. In Kapitel 3 haben wir dieses Instrument bereits näher beschrieben und dabei die Schwachpunkte ebenso erwähnt wie die Chancen, die es möglicherweise bietet.
    Auch dem Bestseller-Problem haben wir uns bereits gewidmet: Bestseller wird es in Zukunft vermutlich so gut wie gar nicht mehr geben. Dennoch werden sich weiterhin manche Bücher besser verkaufen als andere und somit das Niveau von Wellsellern erreichen. Zugleich können sie damit nicht den Markt beherrschen. Was geschieht nun, wenn ein solcher Wellseller ins Visier eines Trittbrettfahrers gerät, der eine Billigausgabe davon veranstalten will? Bei einem Großteil der Bücher wird davon nicht auszugehen sein, auch wenn diese sich, wie wir in Kapitel 3 dargelegt haben, wohl besser verkaufen werden als bisher. Denn ihre Popularität wird begrenzt bleiben, sodass für Trittbrettfahrer kaum etwas zu holen sein wird. Bei einzelnen Wellsellern kann das durchaus anders aussehen.
    Das muss aber kein Problem darstellen. Zwar traut sich ein Trittbrettfahrer offenbar einiges, aber auch er kann nur noch in einem begrenzten Rahmen operieren. Das Risiko bleibt also überschaubar. Dem Autor und dem ursprünglichen Verleger dürfte ein solcher Nachdruck also keine schlaflosen Nächte bereiten. Das Buch wurde sehr gut verkauft, beide profitieren davon. Der ursprüngliche Verleger kann durch das erneute Interesse, das der Trittbrettfahrer beim Publikum geweckt hat, nur gewinnen. Er kann das Buch lieferbar halten. Außerdem steigt der Bekanntheitsgrad sowohl des Autors als auch des Verlegers. Und Ruhm kann, wie wir gesehen haben, auf verschiedene Art und Weise versilbert werden.
    In der Einleitung zu diesem Kapitel haben wir bereits aufgezeigt, dass die Digitalisierung sich für Autoren positiv auswirken kann, weil diese heutzutage leichter als früher eine Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen können.
    Was die digitalen Vertriebsformen angeht, gibt es derzeit einen Giganten, nämlich Amazon, der alle Konkurrenten weit hinter sich gelassen hat. Man wird nicht umhinkommen, sich näher anzusehen, ob dieses Unternehmen nicht mittlerweile eine marktbeherrschende Stellung erlangt hat, sodass man ihm gegebenenfalls mit dem Wettbewerbsrecht zu Leibe rücken müsste. Man kann sich natürlich fragen, was an einem unschuldigen Verkauf von Büchern, und sei es auch in digitaler Form, falsch sein soll. So unschuldig ist die digitale Welt von Amazon nun auch wieder nicht. Der Käufer wird beispielsweise auf andere Bücher verwiesen, die ihn ebenfalls interessieren könnten, und die Bücher werden gerankt, also nach Popularität und Verkaufsrang eingeordnet.
    Genau wie es in der analogen Welt möglichst viele Buchläden geben sollte, damit nicht nur Bücher verkauft werden, die aus einer bestimmten Richtung kommen, sollte es auch im digitalen Buchhandel eine möglichst große Vielfalt geben. Zudem besteht das Risiko, dass man das digitale Buch nicht selbst »besitzt«, sondern dass es sich irgendwo in der »Wolke« des Anbieters befindet, sodass man es nicht verleihen oder verschenken kann. Last, but not least sind Besitzer eines Amazon Kindle für alle Ewigkeit dazu verdonnert, ihre Bücher bei Amazon zu kaufen.
    Der Gipfel des Ganzen besteht darin, dass Amazon mittlerweile auch selbst Bücher herausgibt. Ist das nicht ein bisschen zu viel des Guten: eine vorherrschende Stellung beim Verkauf gedruckter Bücher, Marktführer bei Lesegeräten und dem Verkauf der Inhalte dafür, und jetzt auch noch selbst Verleger? Man beachte auch, dass Amazon sich mittlerweile in ein Megawarenhaus verwandelt hat, das Filme und Musik ebenso verkauft wie Kleidung, Spielsachen, Games, Software, Rasenmäher und Waschmaschinen. Für Datenspeicherung und Serverkapazitäten hat das Unternehmen eine Cloud eingerichtet: Amazon Web Services. Aus Sicht dieses Oligopolisten, der sowohl horizontal als auch vertikal eine viel zu starke Marktpositionen erobert hat, sind Bücher also nur eine Ware wie jede andere. Das muss nicht unbedingt ein Problem sein, aber man kann das unangenehme Gefühl bekommen, dass Amazon

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