No more heartbreak
ängstlich und angreifbar sind. Wenn sie das erste Fieberthermometer für ihr Kind kaufen oder ein Dinkelkissen gegen Bauchschmerzen.« Er blickt auf. »Meine Studienberaterin hat mir gesagt, ich solle Alltagsbeispiele einfügen. Ist das doof?«
»Nein, gar nicht. Worauf willst du hinaus?«
Ben überlegt einen Moment lang und versucht, die Idee, die ihm im Kopf herumschwirrt, in Worte zu fassen. »Es geht darum, dass ich hier gebraucht werde – von der Gemeinschaft und meinem Dad. Dass ich aber aufs College will, um noch andere Wege zu finden, wie ich mich nützlich machen kann. Möglichkeiten, an die ich noch gar nicht gedacht habe. Einen Weg, der nicht nur meine Eltern und meine Freunde, sondern auch mich glücklich macht.« Bei den letzten Worten verhaspelt er sich.
Max sieht in seinem Gesicht einen Augenblick lang eine so tiefe Traurigkeit, dass ihr der Atem stockt. Sie sieht Ben zum ersten Mal richtig an. Wollte er sie neulich Abend küssen? Wollte sie, dass er es tut?
»Benjamin!«, ruft Bens Vater von irgendwo – Max kann die Stimme nicht orten, aber sie klingt unangenehm allgegenwärtig. »Hast du meinen guten Anzug aus der Reinigung geholt?«
»Dad, Thanksgiving ist erst in zwei Wochen! Ich hole ihn rechtzeitig«, schreit Ben die feuerfesten Fliesen an.
»Ich kann ihn nicht finden!«
»Das liegt daran, dass er nicht da ist!« Ben schüttelt den Kopf.
»Musst du nach oben?«
»Nee. Aber eine Zeit lang dachte ich, man müsste ständig auf ihn aufpassen. Er hat jeden Abend Spaghetti gegessen.«
»Mein Dad kann immer noch nur Rührei kochen. Er hat jetzt endlich eine Freundin, Debbie, aber sie holen sich immer was zu essen. Dein Aufsatz wird richtig gut werden.«
»Danke.«
»Ich verstehe das gut. Sich nützlich machen zu wollen. Ich habe eine Arbeit gefunden, die mich das tun lässt. Und mich glücklich macht. Aber … ich kann nicht wirklich darüber reden.«
Max wird bewusst, dass sie zum ersten Mal einem Jungen gegenüber auf Ex Inc. zu sprechen kommt. Und dass sie keine Ahnung hat, wie sie ihm ihr Unternehmen erklären soll. »Nur die College-Sache wird dadurch ziemlich stressig.«
»Es ist schon krass«, sagt Ben leise.
Sie schaut ihn fragend an.
»Das Gefühl, dass alles, was ich zwischen jetzt und Weihnachten tue – jede Klausur, die ich schreibe, jeder Aufsatz, den ich abgebe, diese Bewerbung, jede Entscheidung, die ich treffe … mein Leben bestimmen wird. Festlegen wird, ob ich irgendwann so festsitze wie mein Vater«, sprudelt aus Ben all das heraus, was er Taylor gegenüber nicht in Worte fassen konnte.
Max nickt und schaut ihn an. Sie sieht die Anspannung in seinem Gesicht. »Ich habe früher nicht daran geglaubt, dass das Leben so funktioniert. Dass alles an einer einzigen Sache hängt. Einer Entscheidung.«
»Und jetzt?«, fragt er. »Was glaubst du jetzt?«
Max weiß nicht, was sie ihm antworten soll.
Ben klappt seinen Laptop zu und denkt plötzlich, wie dumm es von ihm war, sie heute Abend zu sich einzuladen. Sie ist so cool – bestimmt hat sie ihn sofort durchschaut.
»Sorry, dass ich dir keine große Hilfe sein konnte«, sagt sie.
»Ach was, nein. Entschuldige, dass ich dich hierhergeschleust habe. Soll ich dich nach Hause bringen?«
Zögernd steht Max auf. Hat sie etwas Falsches gesagt?
»Es ist wahrscheinlicher, dass mich dieser Bär da anfällt, als dass mir auf dem Weg zur Clinton Street was passiert, aber danke.«
»Ich will ja schließlich nicht, dass dein Freund mich verprügelt, weil ich dich alleine nach Hause geschickt habe.« Das sollte lässig klingen. Tat es aber nicht.
»Freund?« Sie zieht ihre Jacke an.
»Ich, äh, dachte einfach, du bist sicher mit einem DJ zusammen oder so.« Ben wird rot.
»Einem DJ?« Sie lacht. »Gott, nein. Ich weiß nicht, ob ich geschmeichelt oder beleidigt sein soll.«
»Mein bester Freund hält das für den coolsten Job der Welt. Er träumt davon, an den Wochenenden Unterricht zu nehmen. Kein Scheiß.« Ben versucht, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
Sie stehen am Fenster und das Licht des Supermarktes gegenüber lässt die Mobiles an der Decke wilde Schatten werfen. Sie hat seine Frage nicht beantwortet.
Max’ Haut kribbelt vor Aufregung, denn bei Bens Kommentar musste sie plötzlich an Taylors Skateboard denken. Sie sieht es vor sich. Alle Aufkleber sind Bandnamen. Natürlich! Jungs stehen total auf die DJ -Kultur! Am liebsten würde sie sofort Zach anrufen. Sie lächelt. Ben öffnet die Tür und
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