No Sex in the City
meinte sie so. Es brachte ein bisschen frischen Wind in ihre Welt. Und wann immer sie in den nächsten Tagen darüber nachdachte, fühlte sie sich auch innerlich ein wenig erfrischt.
Alkoholhaltigen Milchshakes wurde schon eine Woche später der Garaus gemacht, als das fünfte Schulkind auf der Straße zusammengebrochen war und die Presse richtig Druck machte und im Büro der Stress wuchs. Das bedeutete einen frühen Start am Morgen und harte schlaflose Nächte daheim.
Katie hatte ihre Mutter angerufen, und die war so nervös und von der Rolle gewesen, dass Katie fast nichts mehr von ihr wissen wollte. Sie hatte dämliche Fragen gestellt, ob Clara denn heiraten wolle zum Beispiel und wo sie denn das Kind bekommen wolle, und es war mehr als deutlich gewesen, dass sie sich zwar annäherungsweise für die Sache interessierte, dass sie aber nicht die geringste Absicht hegte, sich mehr als nötig in die Pflicht nehmen zu lassen.
Harry mochte zu Recht darüber klagen, keine Mutter zu haben, dachte Katie mitleidlos, aber eine Mutter zu haben, die sich mehr für die Möhrenpreise bei Blackburn als für ihr erstes Enkelkind interessierte, war auch nicht gerade berauschend.
Clara war mittlerweile überängstlich geworden und eine wahre Klette, ständig fragte sie Katie, wo denn ihre Tasche für das Krankenhaus sei und ob es nicht wahnsinnig wehtun würde. Keiner hingegen sprach darüber, wo das Baby denn bleiben solle, wenn es erst einmal geboren sein würde. In Katies Sockenschublade war zumindest momentan noch ihr Geld.
Das Ganze wurde nicht leichter dadurch, dass Katie keine zehn Pferde auf die Straße brachten. Es war zu heiß, Busse und U-Bahn waren die reinsten Folterinstrumente und bedeuteten den Tod durch Verpestung, und jeder freie Platz draußen wurde von richtig jungen Leuten besetzt, die Smirnoff Ice tranken, herumkreischten und Abertausende von Freunden hatten. Katies Freunde hatten größtenteils Kinder bekommen und waren nach Brighton gezogen, was auf dasselbe hinauslief, als wären sie alle gestorben. Der Rest ließ sich nicht spontan zusammentreiben, sondern brauchte eine dreiwöchige Anlaufzeit, um ein soziales Ereignis mit dem Terminkalender in Einklang zu bringen. Damit konnte man Katie nicht kommen im Moment. Wie Leute es schafften, sich einfach am Abend zu treffen und einen draufzumachen, überstieg ihren Verstand. So blieben sie und Clara daheim, sahen fern, tranken eisgekühltes Wasser und starben heimlich vor Angst.
»So!«, sagte Louise, nachdem sie mit Hilfe ihres eigenen Schlüssels in die Wohnung hineingeplatzt war. Sie sah sich im Eingangsbereich um. Hier stapelten sich Pizzaschach-teln, leere Eiswürfelbereiter und Gras, nach dem es Clara ständig gelüstete, um Katie zu ärgern.
»Du«, sie zeigte auf Katie. »Kommst jetzt mit. Auf einen Drink. Irgendwohin, wo es nett ist und wo es nicht nach Pappe und Peperonis stinkt.«
»Und was ist mit mir?«, fragte Clara, die nun, im achten Monat, wie ein M&M-Männchen aussah.
»Du bleibst hier und passt ausnahmsweise mal selbst auf dich auf. Du brauchst doch wohl keinen Babysitter?«
»Katie leistet mir gerne Gesellschaft.«
»Katie, du musst deine Augenbrauen in Schuss bringen«, befahl Louise. »Olivia würde einen Anfall kriegen. Sie wird wohl einen kriegen, weil wir in fünfundzwanzig Minuten verabredet sind. Komm. Wir müssen.«
Clara blieb protestierend auf dem Sofa sitzen, Louise steckte Katie in ihr einzig verbliebenes sauberes Oberteil und schob sie zur Tür hinaus, hinein in ein Taxi, und ab ging’s zum YYY, einer großartigen neuen Bar, die am Fluss eröffnet hatte, direkt beim Riesenrad. Man konnte dort zu überteuerten Preisen Cocktails trinken und Touristen beobachten, die sich kritisch in den Einwegspiegelwänden betrachteten. Es war laut und klimatisiert drinnen, draußen auf der Terrasse aber war es ruhig, und sie betrachteten einen intensiven und von der verschmutzten Luft verhangenen Sonnenuntergang hinter dem Parlament.
»Was soll das sein?«, fragte Katie. »Eine Intervention?«
»Ja«, sagte Olivia, die soeben gigantische Wodka Tonics vor ihnen abgestellt hatte. »Du warst komplett nutzlos, seit du den Job hingeschmissen hast.«
»Ich habe den Job nicht hingeschmissen. Der Kunde war unglaublich unverschämt, und das Projekt hatte ich auch schon abgeschlossen. Zum allergrößten Teil zumindest. Irgendwie. Den Rest können sie gut alleine erledigen.« »Können sie nicht«, sagte Olivia.
»Nein«, sagte Katie. »Nein,
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