Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Handy steckte.
»Ja?« Ich räusperte mich.
»Noah?«
»Ja …« Eine Männerstimme in der Leitung, die ich nicht erkannte. Echo schlief immer noch selig. Ich rollte mich vorsichtig von ihr weg und drapierte die Bettdecke um ihre zierliche Gestalt. Tausend Gedanken rasten durch mein erschöpftes Hirn. War irgendwas mit Isaiah oder Beth? Waren sie verletzt oder auf der Polizeiwache gelandet? Wenn etwas mit meinen Brüdern wäre, hätten Keesha oder Mrs Collins angerufen.
»Hier ist Owen Emerson, Echos Vater.« Pause.
Ich rieb mir den Kopf, um mein Gehirn wach zu kriegen, während ich ans andere Ende des Kellerraums ging. Es wäre vermutlich nicht das Klügste, ihm als Erstes zu erzählen, dass seine Tochter halb nackt neben mir im Bett lag.
»Bitte entschuldige, dass ich dich aufwecke, aber Echo ist heute Morgen ziemlich wütend weggefahren und seither nicht nach Hause gekommen.« Ich reckte den Hals, um einen Blick auf den Radiowecker auf dem Boden neben dem Bett zu erhaschen. Zwei Uhr nachts. Ihr Dad musste dem Herzinfarkt nahe sein. Komischerweise klang er aber gar nicht nach tollwütigem Pitbull. »Sie hat ihr Handy abgeschaltet. Ich habe es schon bei ihrer Freundin versucht. Lila hat mir deine Nummer gegeben und gesagt, sie könnte bei dir sein.«
Die Bettdecke hob und senkte sich mit Echos gleichmäßigen Atemzügen. Sie war heute Nacht zu mir gekommen, hatte mir vertraut. Wenn ich es ihm sagte, würde er hier aufkreuzen und sie abholen, mir damit das Herz brechen und womöglich auch noch ihr Vertrauen in mich. »Mr Emerson …«
»Bitte, Noah, sie ist meine Tochter. Ich muss wissen, dass es ihr gut geht.« Ich hatte noch nie einen Mann so verzweifelt gehört. Fast so verzweifelt wie ich, wenn ich mich fragte, ob es Jacob und Tyler gut ging.
»Sie ist hier.« Ich hielt den Atem an, während ich auf den patentierten Vateranschiss wartete.
»Geht es ihr gut?« Er klang … erleichtert?
»Oh ja. Sie schläft. Schon seit einer Weile. Ich würde sie nur ungern aufwecken.«
Er schwieg einen Moment. »Wann ist sie denn eingeschlafen?«
Da müsste ich raten … »So gegen eins.«
»Und sie hat tatsächlich geschlafen?«
Ein Glück, dass ich um Echos Schlafprobleme wusste, sonst hätte ich die Frage ziemlich bizarr gefunden. »Ja, Sir. Ohne einen Mucks.«
Ich wartete angespannt, während er seine Optionen abwog: mich zu bitten, sie aufzuwecken, um ihr zu sagen, dass sie nach Hause kommen sollte, oder sie schlafen zu lassen. »Haben deine Pflegeeltern etwas dagegen, dass sie bei dir übernachtet?«
»Nein.« Sie waren in ihrem Wohnwagen am See, aber selbst wenn sie hier gewesen wären und mitbekommen hätten, dass ich ein Mädchen mit nach Hause brachte, hätten sie mich höchstens daran erinnert, dass die Kleine nicht hier wohnen bleiben konnte, wenn sie schwanger wurde.
»Kann ich mit ihnen sprechen?«
Nein. »Sie schlafen.«
»Natürlich, natürlich. Echo hat etwas davon erzählt, dass du eine Pflegeschwester hast. Ich nehme an, sie schläft bei ihr im Zimmer?«
Theoretisch – »Ja.« Wenn Beth hier war, schlief sie in diesem Bett.
»Sag ihr bitte, sie soll mich anrufen, sobald sie morgen früh aufwacht.«
»Ja, Sir.«
»Und, Noah, danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast.«
»Klar doch.« Ich schaltete das Handy ab, kroch wieder ins Bett und kuschelte mich an Echo.
Ich erwachte mit leeren Armen. Die ganze Nacht hatte ich Echos warmen Körper an meinem gespürt. Ein Schraubstock schnürte mir die Brust zu. Wo war sie?
Als ich meine Augen aufmachte, bot sich mir der hinreißendste Anblick, den ich mir vorstellen konnte. Echo lag in schwarzer Unterwäsche und Tanktop ausgestreckt neben mir. Ihr Skizzenbuch war aufgeschlagen, und der Bleistift in ihrer Hand flog übers Papier. Auf dem Kissen stand ein Foto von meinen Brüdern.
»Hey, Baby.«
Sie schenkte mir einen kurzen Blick und ein scheues Lächeln. »Hey.«
Ich schaute auf die Uhr. Halb elf. Isaiah und Beth würden bald anrollen, aber es wäre eine Sünde, Echo ihre Klamotten anziehen zu lassen. »Wie hast du geschlafen?«
Das Lächeln welkte ein wenig, aber sie zeichnete weiter. »Besser als üblich.«
Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich wollte die Antwort auf all ihre Probleme sein. »Hattest du Albträume?«
Sie nickte. »Aber nicht annähernd so schrecklich wie sonst. Und außerdem habe ich länger geschlafen als normalerweise.«
»Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Weil du so süß aussiehst, wenn du
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