Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Sie führte mich in ihr Büro.
»Was kann ich für dich tun?«
Jetzt oder nie. »Ich hatte gehofft, dass du mir mit zwei Sachen helfen könntest.«
Sie reichte mir eine kleine Flasche Wasser und drehte ihre eigene auf. »Schieß los.«
»Du hast mal gesagt, wenn ich je daran interessiert wäre, meine Bilder zu verkaufen, dann sollte ich dich zuerst anrufen. Gilt das Angebot noch?«
Bridget leckte sich die Lippen. »Deine Mom hat mir immer deine Skizzen gezeigt, und seither warte ich sehnlichst auf diesen Moment. Hast du was mitgebracht?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Such deine fünf Lieblingsbilder aus und bring sie mir morgen mit einem vollen Skizzenblock, dann sehe ich es mir an.« Sie kniff leicht die Augen zusammen. »Du bist noch in der Schule, stimmt’s?«
»Ich werde in einem Monat fertig.«
»Großartig.« Ihre Augen glitzerten, als ob sie mit den Gedanken an einem fernen Ort wäre. Mit einem Blinzeln kehrte sie wieder in die Gegenwart zurück. »Und die zweite Sache?«
»Ich will meine Mutter finden.«
Das Glitzern in ihren Augen verschwand mit einem Schlag, und ihr Lächeln trübte sich ein. »Cassie arbeitet hier nicht mehr. Das weißt du doch.«
»Ja, klar, aber du warst ihre beste Freundin. Ich dachte mir, du könntest mir zumindest sagen, wo sie jetzt ist. Ob sie vielleicht woanders einen Job gefunden hat, wer sie angestellt hat oder, was weiß ich, wer nach Referenzen gefragt hat.«
Bridget nahm einen langen Schluck aus ihrer Flasche. »Deine Mutter war lange Zeit an einem schlimmen Ort, Echo. Was dir zugestoßen ist, ist eine Tragödie, und sie bereut das unendlich.«
Mein Herzschlag beschleunigte sich. »Du weißt, was passiert ist?«
»Ja.« Sie zupfte mit ihren langen Fingernägeln am Flaschenetikett herum. »Und sie hat mir erzählt, dass du es nicht weißt.«
Adrenalin pumpte durch meinen Körper, mein Fuß tippte in rasendem Tempo auf den Boden. »Dann bist du noch mit ihr in Kontakt?«
»Ja.« Sie riss das Etikett komplett ab – das einzige Geräusch in der Stille.
Ich drehte mich um und zog einen Briefumschlag aus meinem Rucksack. »Könntest du ihr das bitte geben? Dann kann sie selbst entscheiden, was sie tun will.«
Sie starrte auf den Umschlag in meiner ausgestreckten Hand. »Ich weiß, dass dein Vater dich am liebsten in Watte packt, deshalb weißt du vielleicht nicht, dass es ein amtliches Kontaktverbot gibt.«
»Ich habe kein Interesse daran, sie ins Gefängnis zu schicken. Ich will sie nur sehen.« Ich winkte mit dem Brief in der Hand und versuchte es mit Mrs Collins’ Hundeblick. »Bitte, Bridget.«
Sie nahm den Umschlag entgegen. »Ich verspreche gar nichts, verstanden?«
Ich nickte nur, weil ich zu fertig war, um etwas zu sagen. Entweder hatte ich jetzt all meine Probleme gelöst oder mir einen Sack voll neue eingefangen. Egal. Ich hatte keine Lust mehr, als Feigling zu leben. Es war an der Zeit, stark zu sein.
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Noah
»Wie geht es dir, Noah?« Mrs Collins lächelte, als ich in ihr Büro segelte und mich in den Stuhl fallen ließ.
»Ging schon mal besser.«
Das erregte ihre Aufmerksamkeit. »Zumindest bist du heute offen zu mir. Wie komme ich zu der Ehre?«
Ich schüttelte den Kopf, weil ich keine Antwort zustande brachte. Ich hatte ein Gerücht gehört, dass Luke mit seinem Mädchen der Woche Schluss gemacht hatte und Echo fragen wollte, ob sie mit ihm zum Abschlussball ging. Der Mistkerl wartete kaum drei Wochen ab, bevor er sich an mein Mädchen ranmachte.
Während ich auf meinem Stuhl herumrutschte, versuchte ich, den Gedanken, dass Echo mein Mädchen war, in meinem Kopf auszuradieren. Wir hatten uns getrennt, und Isaiah hatte recht, ich hatte nichts getan, um es zu verhindern. Ich wollte, dass Echo glücklich war, und das ging nicht mit einem Freund, der zwei kleine Jungen großzog. Isaiah meinte, ich hätte sie das selbst entscheiden lassen sollen. Ich wollte, dass Echo ihr Leben mit mir teilte, aber letztendlich war sie ohne mich besser dran.
Beth hatte mir versprochen, sich umzuhören, ob Echo Lukes Angebot annahm. Etwas in mir hoffte, sie würde Ja sagen. Ich hatte ihr schon den Ball am Valentinstag vermasselt. Da sollte sie wenigstens einen schönen Abschlussball haben.
»Vielleicht freut es dich, zu hören, dass der Drogentest, den das Gericht angeordnet hat, negativ ausfiel.«
Ich zuckte bloß mit den Schultern. Schließlich hatte ich seit Monaten keinen Joint mehr angerührt. »Haben Sie was anderes erwartet?«
Sie lachte.
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