Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
gekifft hätte, wäre ich es wohl geworden. Ich hielt zwar nichts von One-Night-Stands, aber der Gedanke war trotzdem schmeichelhaft. Schließlich hatte seit der zehnten Klasse kein Junge an dieser Schule mehr Interesse an mir gezeigt.
»Was ist los? Du siehst aus wie eine Vierjährige, der ihr Luftballon davongeflogen ist.« Lila gesellte sich auf dem Flur zu mir.
»Ich werde garantiert als alte Jungfer sterben.« Oh Gott, hatte ich das gerade wirklich gesagt? Ich war entsetzt über mich selbst. Geistesabwesend rieb ich das weiche Leder von Noahs Jacke. Vielleicht hätte ich einfach mit ihm gehen sollen. Nicht um mich zu bekiffen, sondern um … na, eben nicht als alte Jungfer zu sterben.
Lila lachte so laut, dass mehrere Leute sich nach uns umdrehten. Ich senkte den Kopf, ließ mir die Locken vors Gesicht fallen und befahl im Geiste allen, gefälligst wegzuschauen. Wir kamen bei den Schließfächern an. Ich schloss meins auf und wäre am liebsten hineingekrochen.
»Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber ich dachte eigentlich, du hättest keine Lust auf Beziehungen.« Lila stöberte in ihrem Schließfach direkt neben meinem.
»Hab ich auch nicht. Ich habe Luke hingehalten, weil ich noch nicht so weit war. Aber damals ahnte ich ja nicht, dass in Zukunft nie wieder einer Interesse an mir zeigen würde.«
Ich schaute auf meine Handschuhe. Der Anblick machte mich seekrank auf trockenem Boden. Wenn es klingelte, musste ich sie ausziehen. Es ging mir eigentlich gar nicht um Sex. »Kein Junge wird mir jemals nahe genug kommen, um mich zu lieben.«
Lila schloss ihr Schließfach ab und biss sich auf die Lippe. »Deine Mom ist echt das Letzte.«
Ich holte scharf Luft, um nicht in Tränen auszubrechen. »Ja, ich weiß.«
Ihr Blick blieb an der Jacke hängen, die ich immer noch über dem Arm trug. »Was ist das?«
»Noah Hutchins’ Jacke«, sagte Natalie, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war, und schnappte sie sich. Ihr braunes Haar schwang von einer Seite zur anderen. »Mitkommen! Sofort!«
Lilas Augen wurden so groß wie Wassermelonen, während wir Natalie auf die Mädchentoilette folgten. »Was machst du mit der Jacke von Noah Hutchins?«
Ich hatte schon den Mund auf, um zu antworten, aber Grace schlug gerade die Tür zum Gang zu. »Wir haben keine Zeit für Small Talk. Er kommt.«
Natalie stieß mit einem Finger der Reihe nach die Kabinentüren auf, um sicherzugehen, dass wir unter uns waren. Es roch nach Desinfektionsmittel, und ein Wasserhahn tropfte.
»Lass das«, sagte Grace. »Ich hab schon nachgesehen.«
Lila packte Grace an der Hand. »Also, jetzt mal langsam bitte. Ich brauche hier ein paar Informationen. Wer kommt? Warum hat Echo Noahs Jacke, und wo hast du das Sweatshirt gekauft?«
»Luke kommt. Um Echo zu suchen. Du warst so betrunken auf der Party, dass du den Freundinnen-Pakt versiebt hast, und jetzt hat Echo Noahs Jacke. Sie darf auf gar keinen Fall damit gesehen werden.« Grace riss Natalie die Jacke aus der Hand. »Wir sehen zu, dass Echo ihr altes Leben wiederkriegt.«
Ich nahm Grace die Jacke weg. Meine Freundinnen hatten offenbar den Verstand verloren. »Das ist eine Jacke, kein Crack. Ich treffe ihn in meiner ersten Stunde, und da werde ich sie ihm zurückgeben. Und wen kümmert es, dass Luke nach mir sucht?«
Grace zeigte mit ihrem rot lackierten Fingernagel auf mich. »Du hast ihn abblitzen lassen. Luke hat dich zum Tanzen aufgefordert, aber dann warst du auf einmal verschwunden, und wir mussten Lila nach Hause bringen. Und jetzt sucht er nach dir, um dich zu fragen, wieso du ihm einen Korb gegeben hast. Meine Güte, dabei ist das die Antwort auf all unsere Gebete.«
Ich drückte die Jacke an mich. »Was? Ich meine, na und? Luke und ich sind nichts weiter als Freunde.« Davon ging ich jedenfalls aus. Er hatte mir alles Gute zum Geburtstag gewünscht. So was machen Freunde.
Lila fing an, aufgeregt auf und ab zu hüpfen, was mich nervte. »Ach ja? Auf einer Party zusammen zu tanzen ist weit mehr als bloß Freundschaft. Das bedeutet, dass er wieder auf dich steht.«
»Genau«, sagte Grace. »Und wenn Luke auf dich steht, dann werden das alle anderen auch.«
Lila wedelte mit den Händen. »Und vor allem: Du wirst doch nicht als alte Jungfer sterben.« Sie holte theatralisch Luft. »Luke darf dich auf keinen Fall mit der Jacke eines anderen sehen. Grace, du legst die Jacke in dein Schließfach, und wir überlegen uns später, wie wir das regeln.«
Grace zog eine Braue
Weitere Kostenlose Bücher