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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Feuchtes.
    Sabber?
    Übelkeit stieg in ihr auf, schlimmer als die nun schon vertraute Morgenübelkeit, weil sie durch den Schweißgeruch in ihrer Nase noch zusätzlich verstärkt wurde.
    Celine wagte einen ersten zaghaften Versuch und drückte ihre zu Fäusten geballten Hände gegen den Brustkorb des Bewachers, immer in Erwartung, dessen perverse Lebensgeister wiederzuerwecken. Doch nichts geschah.
    Ist es denn möglich, dass …?
    Sie hatte schon mehrfach von Männern gehört, die beim Sex einen Herzinfarkt erlitten, aber dafür war der Knabe hier doch viel zu jung. Andererseits hatte er Drogen genommen. Koks und Viagra. Oder Schlimmeres.
    Celine wollte ihr Glück nicht strapazieren, immerhin war es schon ein Vorteil, nicht länger die reibenden Bewegungen zwischen ihren Beinen spüren zu müssen. Allerdings lief ihr Sabber den Hals herab, und wegen des sandsackartigen (toten?) Gewichts auf ihrem Körper fühlte sie sich wie lebendig begraben.
    Ist er bewusstlos?
    Hoffnung breitete sich aus und mit ihr der Wille, sich endlich von dieser widerlichen Last zu befreien. Sie stemmte den Oberkörper des Mannes nach oben und drehte sich dabei unter ihm weg.
    Sie hatte ihn schon ein gutes Stück bewegt, als ihr die Kräfte zu schwinden drohten, einfach weil der Ekel zu groß wurde: Sein schlaffer Kopf schwebte über ihrem, die halb geöffneten Lippen berührten ihre Stirn. Speichel tropfte ihr aufs Gesicht. Doch dann gab sie sich einen Ruck und stemmte das Gewicht (das tote Gewicht, bitte, lieber Gott, lass ihn tot sein) mit aller Gewalt von sich, so lange, bis der Körper zur Seite kippte. Es gab einen dumpfen Schlag, als der Hinterkopf des Mannes auf dem Boden aufkam, so als wäre ein Buch aus einem Regal gefallen, dann war sie befreit.
    Keuchend rang Celine nach Luft. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie vor Anstrengung nicht geatmet hatte. Wegen des Sauerstoffmangels rauschte es in ihren Ohren, so laut, dass sie das Knistern des Kamins nicht mehr hören konnte.
    Aber der Geruch war noch da. Himmel, wieso muss ich den Schweiß immer noch riechen?
    Sie stützte sich auf, drehte sich zu dem Mann, der sie um ein Haar vergewaltigt hätte, und der Anblick seiner starr aufgerissenen, nicht blinzelnden Augen trieb sie in die Flucht. Hatte sie zuvor noch kurz überlegt, ihm den Puls zu fühlen, wollte sie jetzt einfach nur weg. Weg von ihm.
    Sie versuchte aufzustehen, aber die Erschöpfung hielt sie am Boden, mit den Knien und Händen auf dem Teppich abgestützt.
    Im Vierfüßlerstand . Sie erinnerte sich an eine Bildunterschrift zum Thema Gebärpositionen in einem ihrer Schwangerschaftsbücher. Allerdings war sie weit davon entfernt, in dieser Haltung (mit gefesselten Handgelenken!) Leben in die Welt zu setzen. Eher im Gegenteil. Sie hatte keine Zweifel, wenn sie nicht schnell genug beim Stuhl war (an der Pistole!), würde sie ein Leben verlieren.
    Ihr eigenes.
    Celine krabbelte durch das Wohnzimmer mit dem Rücken zum Eingang, dem Stuhl entgegen, und rechnete fest damit, zu spät zu kommen. Nicht schnell genug die Finger um den Griff schließen zu können. Ins Leere zu greifen, weil der Vergewaltiger wieder zu sich und ihr zuvorgekommen war. Umso befreiender war das Gefühl, als die Waffe plötzlich in ihrer Hand lag. Schwer. Kalt. Und furchteinflößend. Wie die Atemgeräusche hinter ihr.
    Sie wirbelte herum und schrie.
    Ich hab es gewusst. Mein Gott. Ich hab es doch gewusst.
    Er war nicht tot. Nur eingeschlafen. Kurz eingeschlafen.
    Viel zu kurz.
    Jetzt war er wieder wach, wenn auch noch leicht benommen.
    »Wasch …?«
    Celine krümmte den Finger.
    Mit unerwarteter Geschwindigkeit klärten sich die Sinne ihres Bewachers. Er sprang auf.
    Celine kniff ein Auge zusammen. Biss sich auf die Lippe. Sah das wutverzerrte, sabberverschmierte Gesicht näher kommen. Sah, wie sich die Eingangstür öffnete.
    Und schoss.
    In letzter Sekunde.
    Daneben.

13. Kapitel
    Sie hatte noch nie eine Waffe abgefeuert. Noch nie die brachiale Gewalt des Rückstoßes erlebt. Noch nie einen Menschen getötet.
    Er konnte in Celines Augen sehen, dass es ihr erstes Mal war.
    Bereits in der Sekunde, in der sie den Finger gekrümmt hatte, wünschte sie sich, es ungeschehen machen zu können. Er konnte es spüren. Es schmecken. Riechen.
    Der Geruch der Verzweiflung hatte die gleiche Grundnote wie die Angst: ein bitterer Duft, der die Nasengänge verklebte. Er durchdrang selbst den scharfen Gestank, der nach dem Abfeuern der Schusswaffe im Zimmer

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