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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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nicht wahr?
    »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ich habe keine Ahnung, wo wir hier reingezogen wurden.«
    Ich stochere mit einer Taschenlampe im Nebel und kann den Weg nicht finden.
    Noah strich ihr eine feuchte Haarsträhne aus den Augen. »Wo bleibt die Schere?«, rief er und drehte sich um.
    Die offene Küche war leer.
    Oscar?
    »Hey, was ist los?«
    Er stand auf. Sofort begann die Reporterin wieder zu zittern. Weitere Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Keine Angst«, flüsterte Noah. Dann, lauter: »Oscar, verdammt, wo bist du?«
    Nichts. Nur das Knistern im Kamin.
    Er sah zu Amber. Zu dem toten Wachmann. Zu Celine. Und dann hörte er ihn. Aufgeregt. Kieksend.
    Entfernt.
    »Schnell. Komm her. Sofort.«
    Seine Stimme klang dumpf wie durch eine schwere Tür hindurch.
    »Wo bist du?«, rief Noah. Er ging zur Küche und nahm sich die Maschinenpistole vom Tresen.
    Oscar antwortete wie aus weiter Entfernung: »Hier, hinten, Großer. Komm schnell. Das solltest du dir besser mal ansehen.«

15. Kapitel
Manila, Philippinen
    »Du schon wieder?«, fragte sie Jay, als der Siebenjährige ihre Hütte betrat. Chona war allein. Ihr Mann saß nicht mehr auf dem Bett und schnitt sich die Fußnägel. Auch die Kinder stritten sich nicht mehr zu den Füßen der übergewichtigen Frau. Nur noch das Baby lag in der Cola-Kiste und schlief wieder. Jay war froh, dass Bituin sich irgendwo anders herumtrieb. Mit der Dicken hier wurde er schon fertig, aber der dürre Kerl mit den Chamäleonaugen war ihm nicht geheuer.
    »Hab ich dir nicht gesagt, du sollst verschwinden?« Chona musste zu ihm aufsehen, da sie sich auf den platt getrampelten Lehmboden gesetzt hatte. Sie hielt eine Taschenlampe in der Hand, die sie prüfend an- und ausschaltete. Wahrscheinlich hatte sie gerade erst neue Batterien eingelegt. Ein Schatz, vor allem hier unten im Sumpf . Jay konnte sich vorstellen, wie sie sich derartigen Luxus verdiente. Ganz sicher war er nicht der einzige Mann, der mit ihr Geschäfte machte. Ganz sicher aber einer, der nicht selbst an ihre Brust wollte.
    »Ich habe das Geld«, sagte er.
    Chona sah ihn argwöhnisch an. »Fünf Dollar?«, fragte sie und leckte sich die Zähne.
    Jay nickte. In Wahrheit waren es gerade einmal hundertachtzig Pesos. Seitdem Vater tot war, ging er nicht mehr zu Gustavo, sondern sparte das Geld, das Mama ihm für den Unterricht gab. Er hatte es nicht erwähnt, weil er sie nicht traurig machen wollte. Aber jetzt, da ein weiterer Mund zu füttern war, durfte man das Geld nicht für Zahlen ausgeben. Zahlen konnte man nicht essen.
    »Fünf Dollar für einen Monat Milch«, schlug Jay vor.
    Chona legte die Taschenlampe beiseite und rappelte sich hoch. Mit ihr stieg eine süßliche Schweißwolke auf. Jay hielt die Luft an und starrte auf ihren gewaltigen Busen. Weil sie so fett war, schien er fast übergangslos mit dem Bauch zu verschmelzen.
    »Gib mir das Geld«, sagte sie gierig und streckte die Hand aus. Jay schüttelte den Kopf und verlagerte das Gewicht auf den Fuß mit dem Turnschuh, in dem er die Scheine versteckt hatte.
    Er hörte Stimmen von draußen näher kommen und einen Hund kläffen, weshalb er sich zum Eingang drehte, aber der Vorhang wurde nicht zur Seite gezogen. Niemand kam herein. Die Stimmen entfernten sich wieder.
    »Du bekommst dein Geld erst, wenn wir da sind.«
    »Wenn wir wo sind?«, fragte Chona.
    »Oben. Bei meiner Mutter.«
    Jay hatte sich aus der Hütte geschlichen, als Alicia für eine kurze Weile eingedöst war. Der lange Marsch in den Sumpf und zurück, ihre Sorge um Noel, der sich kaum noch regte, und die anhaltenden schlechten Nachrichten von der Ausgangssperre, die weiterhin über das ganze Viertel verhängt war, hatten seine Mutter erschöpft. Und selbst wenn sie noch bei Kräften gewesen wäre, hätte sie ihn kein zweites Mal begleitet, so viel stand fest. Jay wusste, die einzige Chance, seine Mutter dazu zu bewegen, die Hilfe dieser widerlichen Frau anzunehmen, war, wenn er sie vor vollendete Tatsachen stellte und ohne Vorwarnung mit Chona im Schlepptau nach Hause kam. Er hatte von Weiberdingen keine Ahnung, wusste nicht, wie das mit dem Stillen funktionierte und ob die Dicke sofort loslegen konnte, aber er würde es bald herausfinden.
    »Gehen wir«, sagte er.
    »Sonst noch was?« Chona zeigte ihm einen Vogel. »Hausbesuche gibt’s bei mir nicht.«
    »Na dann …« Jay griff nach dem Vorhang. Der Bluff funktionierte.
    »Warte«, hörte er sie hinter sich sagen. Er drehte sich um

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