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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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dieser Abkürzungswahn hdgdl, lol, rofl und der ganze Mist. Die eine Hälfte der Menschheit hatte es verlernt, Texte zu schreiben, die sich von selbst erklärten. Die anderen verschickten Textmitteilungen, für die man eine Übersetzungsanleitung brauchte. Irgendwie war das nicht mehr seine Welt.
    Altmann knirschte mit den Zähnen und ermahnte sich, nicht zu sehr in Selbstmitleid zu baden.
    »Happy birthday to me.«
    Seine erbärmliche Eigengratulation hatte ganze drei »Gefällt mir« und nur einen einzigen Kommentar provoziert, und der war von einem Autohaus, das ihm einen Eiskratzer schenken wollte, wenn er heute unter Vorlage des Ausweises in eine der »zwölf super-sympathischen Filialen« kommen würde, was er unter normalen Umständen vielleicht sogar getan hätte, wenn er nicht ausgerechnet an seinem einundvierzigsten Geburtstag in Berlin festhängen würde; acht Flugstunden von Washington entfernt.
    »Hey, du Fotze.«
    Die vulgäre Beleidigung riss Altmann aus seinen trübsinnigen Gedanken. Er sah hoch und erfasste die Situation mit einem Blick.
    Die Halbstarken, beide mit Dreitageglatzen, Turnschuhen und grünen Bomberjacken, hatten das Mädchen als Opfer gewählt. Die Kleine mit dem rotgefärbten Pagenschnitt erinnerte Altmann entfernt an Leana. Auch sie trug gerne UGG-Boots, Flickenjeans und Daunenjacke. Nur dass seine Tochter kein Unterlippenpiercing hatte. Zumindest wusste er nichts davon. In vier Wochen Abwesenheit konnte viel passieren.
    »Fotze, wir reden mit dir.«
    Einer der beiden Kahlköpfe machte an der Querstange über dem Sitz des Mädchens Klimmzüge. Auf jedem seiner Handrücken war eine Acht tätowiert.
    8.8.
    Die achte Zahl im Alphabet.
    Die Initialen für Heil Hitler.
    Wie subtil.
    Der Neonazi war erkennbar der Anführer. Sein paradoxerweise südländisch wirkender Kumpel beschränkte sich auf ein verschlagenes Grinsen, was seinen Doppelkinnansatz zusätzlich verstärkte.
    »Wofür hältst du dich, Schlampe?«
    Die Kleine tat so, als hätte sie keine Angst. Sie sagte etwas, was Altmann nicht hören konnte, und plötzlich ging es blitzschnell.
    Nr. 88 machte einen weiteren Klimmzug, riss dabei das rechte Knie hoch – und rammte es dem Mädchen mit voller Wucht ins Gesicht.
    Die Reaktion der Mitreisenden war typisch.
    Sie schauten weg.
    Der Rentner, der Türke, der Handwerker. Alle. Auch Adam starrte wieder auf seine Schuhe, als er das Blut aus der gebrochenen Nase der Kleinen schießen sah.
    »Ui, ich glaub, die hat ihre Tage«, lachte der Anführer, während der Zug in den Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park einfuhr. Nicht einer der Mitreisenden drehte sich um, als sich die Türen öffneten. Nicht der Rentner, nicht der Türke, nicht der Handwerker. Alle wollten nur noch raus. Auch Altmann.
    Keinen Ärger. Ich kann jetzt keinen Ärger gebrauchen.
    Er stand auf, obwohl er noch gar nicht am Ziel war.
    Nicht hinsehen. Nicht auffallen. Nicht selbst zum Angriffsobjekt werden.
    Fast hätte er es sicher aus dem Waggon geschafft, hätte er nicht das Entsetzen in den Augen des älteren Ehepaars bemerkt, das gerade einsteigen wollte, es sich dann aber anders überlegte und schnell auf den Bahnsteig zurücktrat, nachdem es das blutüberströmte Mädchen im Zug gesehen hatte.
    Altmann machte den Fehler, einen Blick über die Schulter zu werfen. Die Kleine lag bewusstlos auf der Bank. Der Tätowierte riss ihr gerade die Jacke auf und schob das T-Shirt hoch. Das Doppelkinn hielt ihre Hände fest für den Fall, dass sie wieder aufwachen und sich wehren sollte.
    Altmann hörte die automatische Bahnhofsdurchsage. »Zurückbleiben.«
    Er zögerte. Zu lange. Die Türen schlossen sich wieder. Der Zug fuhr an.
    Mist, verdammter. Jetzt bin ich mit ihnen allein.
    »Ist die geil oder ist die geil?«, fragte Nr. 88. Er versuchte, den Gürtel der Kleinen zu lösen.
    Altmann räusperte sich, was im Rattern der U-Bahn unterging.
    »Hallo, Sie da.«
    Beide Schläger blickten auf.
    »Was willst du denn, du Pimmelgesicht?«
    Die Schläger blieben bei ihrer Rollenverteilung. Doppelkinn grinste, Nr. 88 redete. Mit lallender Stimme, wie Altmann bemerkte. Alkohol, Gras, härtere Drogen. Vermutlich war etwas von allem in seinem Blut.
    »Ich bitte Sie, damit aufzuhören …«, begann Altmann etwas ungelenk. Er war noch nie gut in verbalen Konfrontationen gewesen. Schon gar nicht in einer fremden Sprache.
    Die Männer lachten grölend.
    »Und was, wenn nicht?«, fragte der Tätowierte und griff dem Mädchen in den

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