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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Schritt.
    »Dann bekommen Sie noch mehr Ärger als ohnehin schon.« Er deutete nach oben zur Überwachungskamera am Kopfende des Abteils. Sie steckte in einem Gitterkäfig, der an einen Maulkorb erinnerte. Eine rot blinkende Leuchtdiode signalisierte ihren Betrieb. Nichts davon interessierte die beiden. Das Doppelkinn sah lüstern auf die freigelegte Brust des bewusstlosen Mädchens, während der Tätowierte von ihr abließ, um ein Messer zu ziehen.
    »Hat dich schon mal jemand mit einer Klinge gefickt?«, fragte er. Als er nur noch zwei Armlängen entfernt war, meinte Altmann seinen Mundgeruch sogar zu schmecken. Er sah den unsteten Blick, die aufblitzende Wut in den Pupillen und wusste, es gab nichts mehr, was er sagen konnte, um die Situation zu entschärfen. Und er hatte recht. Nr. 88 sprang nach vorne und stach zu. Blitzschnell.
    Aber nicht schnell genug.
    Altmann drehte sich mit einer katzenartigen Bewegung und sagte mit monotoner Stimme: »Code 13–10. Bitte die Kameras abschalten.«
    Es knackte in seinem Ohr.
    Der Skinhead, der sich nicht erklären konnte, wie er, ohne Altmann auch nur zu berühren, gegen eine Sitzbank prallen und zu Boden gehen konnte, glotzte ungläubig zu seinem Partner. Dann wollte er nach dem Messer greifen, das ihm aus der Hand gefallen war.
    Altmann kickte es unter die Bank und streckte dem Dunkelhaarigen, der jetzt von dem Mädchen abgelassen hatte und auf ihn zukam, die flache Hand entgegen; wie ein Türsteher, der einen ungebetenen Gast nicht einlassen will. Gleichzeitig vernahm er die Frauenstimme über den unsichtbaren Miniaturtransmitter in seinem Ohr: »Kameras sind deaktiviert.«
    »Mit wem redest du?«, wollte Nr. 88 wissen, der sich wieder aufgerappelt hatte und die Fäuste für den nächsten Angriff ballte. Er blinzelte verwirrt, vermutlich auch, weil er kein Englisch konnte und nicht verstanden hatte, was Altmann in das stecknadelgroße Mikrophon an seiner Jacke gesprochen hatte.    
    Altmann blickte kurz nach oben in die Ecke des Waggons. Die rote Diode leuchtete nicht mehr. Zufrieden nickend sagte er: »Bänder ab Minute 21 für eine Viertelstunde löschen. Das Gleiche gilt für etwaige Notrufe, die von Zeugen ab Mendelssohn-Bartholdy-Park abgesetzt wurden.«
    »Wird erledigt.«
    »Hey, Alter. Was läuft hier?«, sprach der Mitläufer seinen ersten Satz. Und seinen letzten.
    Altmann entschied sich von den zwei Pistolen für die, die er unter seiner Jacke im Holster trug. »Und schickt einen Arzt für das Mädchen.«
    Mit diesen Worten schoss er den beiden Männern in den Kopf. Erst dem Tätowierten, dann seinem Kumpel. Sie starben in der Sekunde, in der das Projektil in ihr Gehirn drang und dort in winzige Teilchen explodierte. Von dem Beginn der Konfrontation bis zu dem Tod der Angreifer hatte es keine Minute gedauert. Die Bewusstlose hatte nichts von dem Geschehen wahrgenommen, sie hatte nicht einmal gezuckt, als die Schüsse knallten.
    Altmann steckte die Waffe wieder weg und prüfte die Atmung des Mädchens. Ruhig und gleichmäßig, ihr Puls etwas schneller als sein eigener.
    Nachdem er ihren Kopf zur Seite gedreht hatte, damit sie nicht an ihrem eigenen Blut erstickte, bedeckte er ihre Brust und meldete die Klärung der Situation an die Einsatzleitung.
    Dann zog er die Notbremse.
    Der Zug kam wenige Meter vor der Einfahrt in den Bahnhof Potsdamer Platz zum Stehen. Adam schlug das Sicherheitsglas aus dem Notausstiegsfenster und kletterte hinaus.
    Was für ein Scheißgeburtstag.
    »War das jetzt wirklich nötig?« Die Frauenstimme in seinem Ohr begann ihn zu nerven.
    »Ja«, antwortete Altmann knapp und rannte neben den Schienen entlang dem Licht entgegen.
    Der Bahnsteig war kaum frequentiert, niemand nahm von ihm Notiz, als er über eine schmale Metalltreppe aus dem Tunnel stieg.
    »Sie gefährden die gesamte Operation.«
    »Ich weiß.«
    Er hörte auf zu rennen, schritt aber so zügig wie möglich durch den Bahnhof zum Ausgang Richtung Ebertstraße, nachdem er sich den Staub von seinem Mantel geschlagen hatte. Auch seine Schuhe waren verdreckt, aber das musste jetzt warten. Leider. Altmann hasste Flecken auf seinen Budapestern.
    »Schaffen Sie es jetzt ohne weitere Zwischenfälle bis zum Ziel?«
    Er antwortete erst, als er wieder im Freien war. Klare, kalte, völlig geruchlose Luft schlug ihm entgegen. Überall Lichter. Ein gläsernes Hochhaus, vollbeleuchtet, obwohl gewiss niemand mehr darin arbeitete. Illuminierte Reklametafeln, so groß wie am Times

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