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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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nahm sich noch einmal alle Dokumente vor.
    Auch in den anderen Pässen gab es nur wenige Stempel. Als John Greene war er von Kenia aus in die Niederlande gereist, um von dort aus als Samuel Brinkman nach Rom zu fliegen. Noah löste das Gummiband, von dem das Geldbündel zusammengehalten wurde, und zählte mindestens viertausend Euro und nochmals tausend Dollar ab.
    Telefon.
    Pässe.
    Geld.
    Kleidung.
    Mit einem Mal war er komplett ausgestattet, und doch fühlte er sich seinem früheren Leben nicht einen Schritt näher.
    Er zog ein weißes Anzughemd aus dem Wäscheberg hervor und hielt es sich vor die Brust. Die Größe schien zu stimmen, und dennoch hatte Noah das Gefühl, nicht hineinzupassen.
    Es fühlte sich falsch an.
    Wie der Koffer.
    Wie der Portier.
    Wie Vandenberg.
    Und wie der Lufthauch, der seinen Nacken traf, als die Eingangstür zur Suite lautlos von außen geöffnet wurde.

18. Kapitel
    In den folgenden Sekunden lernte Noah etwas über sich, was ihn noch mehr daran zweifeln ließ, ein guter Mensch zu sein.
    Die Geschwindigkeit, mit der sein Gehirn in einen Gefahrenabwehrmodus wechselte, und die lautlose Schnelligkeit, mit der er in den Eingangsbereich der Suite gelangte, um den Eindringling noch in der Tür zu stellen, ließen nur zwei mögliche Schlüsse zu: Er hatte schon oft in lebensbedrohlichen Situationen gesteckt. Und er war darauf trainiert, sie zu bewältigen. Darauf trainiert, sie gewaltsam zu beenden.
    Er wusste, wo er zuschlagen musste, damit die Lähmung einsetzte. Kannte den empfindlichen Druckpunkt der Halsgefäße. Wusste, wo er den Daumen anzusetzen hatte, um den Karotis-Sinus-Reflex auszulösen, der je nach Intensität des Angriffs entweder einen Herzstillstand oder einen sofortigen Abfall des Blutdrucks und damit die Ohnmacht des Opfers herbeiführte – so wie in diesem Fall.
    Der Mann sackte mit einem erstickten Schrei zu Boden, und seine Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
    Es dauerte drei Minuten, bis Oscar wieder zu sich kam.

19. Kapitel
    »Was ist, wo … Was ist passiert?«
    Noah hatte Oscar im bewusstlosen Zustand auf die Couch getragen und Eiswürfel aus der Minibar in einen Waschlappen gewickelt, den sich dieser jetzt, da er wieder bei Sinnen war, wütend von der Stirn schlug.
    »Du wolltest mich umbringen!«, stellte er fest und versuchte sich aufzurichten, fiel aber mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder in die Kissen zurück.
    »Warte noch eine Minute«, riet Noah ihm. »Dann legt sich der Schwindel.«
    Er reichte ihm ein Glas Wasser.
    »Verdammter Mist«, schimpfte Oscar, nachdem er es gierig bis zur Hälfte geleert hatte. »Was ist nur in dich gefahren?«
    »Es tut mir leid. Ich dachte, du wärst …«
    … ja was?
    Ein Killer?
    Der Täter, der mich angeschossen hat?
    Noah ließ sanft seine Schulter kreisen. Beim Angriff auf Oscar hatte er nichts gespürt, aber jetzt meldete sich die Schusswunde zurück.
    »Ich dachte, ich wäre in Gefahr«, erklärte er vage. Noah hatte keine Ahnung, wie er den Impuls beschreiben sollte, der den Nahkämpfer in ihm aktiviert hatte. Die Sinneseindrücke, denen er in diesem Zimmer ausgesetzt war, schienen nicht nur seine Erinnerungen zu triggern, sondern auch unbewusst ablaufende Verhaltensmuster auszulösen. Bevor er den vermeintlichen Angreifer erkannt hatte, hatte Oscar bereits bewusstlos auf dem Boden gelegen.
    »Gefahr, ja. Das kannst du wohl laut sagen.«
    Oscar wagte einen zweiten Versuch, sich aus dem Sofa zu stemmen. Er war blass und schwitzte stark, kein Wunder angesichts der mehrlagigen Klamotten, die er immer noch trug.
    »Du steckst echt in der Klemme, Großer. Deswegen bin ich schließlich zu dir zurückgekommen.«
    »Wo warst du überhaupt? Und wie bist du hier wieder reingekommen?«
    »Oh, da gibt es eine tolle Erfindung, sie nennt sich Schlüsselkarte. Wir haben beide eine bekommen.«
    Noch etwas, woran ich mich nicht erinnern kann. Zur Abwechslung mal etwas aus meiner jüngeren Vergangenheit.
    Oscar schien Noahs Gedanken zu lesen und fragte: »Du hast gar nicht mitbekommen, wie ich das Zimmer verlassen habe, oder?«
    Nein, ich war zu sehr mit dem Toten vor dem Kamin beschäftigt.
    »Du hast dich an etwas erinnert, richtig? Deshalb warst du so von der Rolle, kaum dass wir das Zimmer betreten hatten. Du bist schon einmal hier gewesen, stimmt’s?«
    Keine Ahnung. Sieht so aus.
    Noah blickte zu der hellen Stelle im Teppich vor dem Kamin, sah den blutigen Hinterkopf vor seinem inneren Auge

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