Noah: Thriller (German Edition)
Teilnehmer stammten.
»Immer dieselbe Nummer?«, fragte Oscar, der Noah kurz über die Schulter gesehen hatte.
»Ja.« Noah hatte keine Ahnung, zu wem sie gehören mochte.
Das Taxi hatte mitten im Kreisverkehr an einer roten Ampel gestoppt, was dem Fahrer die Gelegenheit gab, nach seinem eigenen Handy zu greifen.
»Also, ich hab grad vollen Saft«, sagte er und drehte sich nach hinten. Noah nutzte die Gelegenheit, um ihn für einen kurzen Moment um Ruhe zu bitten, dann drückte er auf die Taste für den Rückruf.
Das Gespräch begann mit einem enthusiastischen Aufschrei.
»David? David, bist du das?«
Der Mann am anderen Ende sprach Amerikanisch mit einem breiten Südstaatenakzent. Er hatte eine volle, voluminöse Stimme, vom Klang her deutlich älter als Noahs.
»Ich …« Noah presste den Hörer fester an sein Ohr und wusste nicht, was er sagen sollte. »Mit wem spreche ich bitte?«
Ein weiterer Aufschrei.
»Himmel, du bist es, David. Mein Gott. Du bist es wirklich.«
Noah hörte ein Klackern in der Leitung, dann schien sein Gesprächspartner den Hörer zur Seite zu nehmen und in den Raum hinter sich zu rufen. »Morten ist dran. Ja, wirklich. Ich hab ihn auf der sicheren Leitung.«
Wieder ein Klackern, ein kurzes Rauschen, dann war der ältere Mann zurück.
»David, wo zum Teufel steckst du? Wir haben die Suche nach dir schon beinahe aufgegeben.«
Noah nahm den Hörer vom Kopf und sah aufs Display. Die Digitalanzeige signalisierte ihm, dass das Telefonat jetzt knapp vierzig Sekunden andauerte. Er setzte sich eine Minute als Limit.
»Es tut mir leid, aber wenn wir dieses Gespräch fortsetzen wollen, muss ich Sie bitten, sich zu identifizieren.«
»Mich zu identi… Was …?« Der Mann klang erst nervös, dann lachte er kurz auf. Als er weiterredete, hatte sich ein mitleidsvoller, tief besorgter Tonfall in seine Stimme geschlichen. »Verdammt, David. Was haben sie dir nur angetan?«
Achtundvierzig Sekunden.
Noah sah nach vorne. Koslowski machte keinen Hehl daraus, dass er mitzuhören versuchte.
Den Blick wieder abgewendet, starrte Noah durchs Seitenfenster.
»Ich sage es nicht noch einmal«, flüsterte er in den Hörer. »Wenn Sie mir nicht sofort sagen, wer Sie sind, lege ich auf.«
»Grundgütiger, David. Erkennst du mich nicht? Ich bin es, Phil. Dein alter Kumpel aus Washington.«
Die Erwähnung der US-amerikanischen Hauptstadt löste in der Tat eine Assoziationskette aus. Noah erinnerte sich an das Pentagon, das Washington Monument, den Nationalfriedhof Arlington, das Jefferson Memorial, sogar an den Duft nach Kaffee in einem Restaurant in der 18th Street. Nicht aber an einen Freund namens Phil.
Vierundfünfzig Sekunden.
Das Taxi hielt erneut an einer roten Ampel, diesmal an einer etwas belebteren Kreuzung. Neben ihnen stoppte ein Lieferwagen. Menschen eilten mit zusammengezogenen Schultern über die Straße.
»Wer sind Sie?«, versuchte Noah es ein letztes Mal, den Finger schon über der Austaste schwebend. Sein Blick traf sich mit dem des Fahrers im Rückspiegel.
»Lieber Gott, du hast wirklich keine Ahnung, was?«, hörte er den älteren Mann am anderen Ende fragen. Es gab eine kurze Pause.
Dann, in der neunundfünfzigsten Sekunde, gerade als die Ampel auf Grün sprang, sagte er:
»Mein Name ist Philipp Baywater. Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten.«
25. Kapitel
New York City, USA
Über zwei Jahre nun arbeitete Celine schon im Verlag, mehrmals in der Woche war sie den Flur im 57. Stockwerk entlang zur Betriebsküche gegangen, in der den Mitarbeitern kostenloser Kaffee, eine Mikrowelle und zwei große Gemeinschaftskühlschränke zur Verfügung standen, doch noch nie war ihr hier eine Tür aufgefallen, die zu dem Raum führte, in dem sie momentan festgehalten wurde. Was vermutlich daran lag, dass es keine Tür gab; zumindest keine, hinter der man eine sechzehn Quadratmeter große, fensterlose Kammer vermutete, die sie durch einen Getränkeautomaten betreten hatten.
Durch einen Getränkeautomaten!
Celine saß nun schon über eine halbe Stunde lang eingesperrt in diesem … Raum? Gefängnis? … in dieser Zelle, und die Tatsache, wie sie hier hereingekommen war, hatte sie zwischenzeitlich an ihrem Verstand zweifeln lassen.
Bin ich tatsächlich gekidnappt worden? Im Auftrag des Chefredakteurs? Von zwei Wachleuten, die mich im Polizeigriff die Notausgangstreppe nach oben führten, um im 57. Stock zu beobachten, wie Kevin eine seltsam glänzende Münze in den
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