Noah: Thriller (German Edition)
sinnlos.«
»Menschen dabei zuzusehen, wie sie mit einem Holzstock auf einen anfliegenden Ball prügeln, ist auch nicht besonders sinnvoll, und dennoch tun es Millionen von Baseballfans jedes Wochenende. Und Sie werden so lange auf Wahlwiederholung drücken, bis Noah irgendwann abnimmt.«
»Können Sie sein Handy denn nicht orten?«
»Mit unseren technischen Möglichkeiten könnten wir ein Telefon selbst dann orten, wenn es im Marianengraben liegt. Mir geht es nicht um Noahs Aufenthaltsort, den kenne ich. Momentan versteckt er sich in einem Seitenarm eines aufgegebenen U-Bahn-Schachts, etwa zwanzig Meter unter der Berliner Erde.«
»Wozu brauchen Sie mich dann?«
Celine warf das Handy wütend vor sich auf den Tisch. Da es an der Rückseite leicht gebogen war, begann es auf der Platte im Kreis zu rotieren.
Amber wartete, bis es ausgetrudelt war, dann sagte sie sanft: »Vor kurzem haben wir versucht, Noah mit einer List hereinzulegen. Kein Geringerer als der Herausgeber Ihrer Zeitung gab sich als ein enger und gewichtiger Vertrauter aus, um ihn zur Aufgabe zu überzeugen. Noah hat diesen Taschenspielertrick jedoch so mühelos durchschaut, wie er danach die Männer ausschaltete, die ihn in Gewahrsam nehmen sollten.« Amber seufzte. »Ich will nicht noch mehr Personal und vor allem keine weitere Zeit vergeuden. Er soll sich ergeben.«
»Weshalb?«
»Er hat Informationen, die für uns von allerhöchster Bedeutung sind.«
»Was für welche?«
Amber verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen.
»Auf der Jagd nach Noah sind allein heute drei Menschen getötet worden. Sind Sie sicher, Sie wollen wirklich wissen, wonach ich suche?«
Celine schluckte. »Und wie soll ausgerechnet ich ihn dazu überreden, sich zu stellen? Er kennt mich doch gar nicht.«
»Aber ich kenne ihn. Und ich kenne seine Fähigkeiten, die zugleich seine Achillesferse sind. Noah kann intuitiv zwischen Gut und Böse unterscheiden. Wecken Sie den Beschützerinstinkt in ihm, und Sie haben eine Chance, die Sache zu überleben.«
Celine zuckte ängstlich zurück, als die Frau unerwartet nach ihrer Hand griff. »Schsch, keine Sorge. Ich verstehe, dass Sie mich nicht leiden können. Ich mag Sie auch nicht besonders.«
Sie lächelte, und Celine hasste alles an ihr. Ihre weißen, geraden Zähne, die hohe Stirn, das langgestreckte Gesicht mit den tiefen, großen Augen und den geschwungenen Wangenknochen, das Männer sicher schön fanden, sie aber an eine Ameise erinnerte. Sie hasste ihren Gucci-Stil und ihre gefeilten Fingernägel, das Parfum und vor allem diese warme, leicht brüchige Stimme, die ein volles, kehliges Lachen erwarten ließ. Vor allem aber hasste sie sie für ihre arrogante Ehrlichkeit.
»Ich halte Sie für ein Landei, Celine, das in der großen Stadt Karriere machen wollte und nun mit einem Braten in der Röhre irgendwo in der Mittelmäßigkeit stranden wird. Sie verachten mich, weil ich mich wie eine russische Studentin auf Millionärsfang kleide und Sie mir auf den ersten Blick ansehen, dass ich mit jedem Mann schlafe, der mich weiterbringt, während Sie noch von der großen Liebe träumen, die vor den Augen Ihrer Kinder und Ihrer Eltern den Thanksgiving-Truthahn tranchiert. Wir beide werden in diesem Leben also keine Freundinnen mehr werden, was Ihnen egal sein könnte, wenn dieser Raum eine Lüftung hätte.«
»Um Ihrem Parfum zu entgehen?«
»Um nicht zu ersticken.«
Amber oder wie immer sie heißen mochte blickte auf ihre Armbanduhr, während Celine sich unwillkürlich an die Kehle griff.
»Rufen Sie Noah an und überzeugen Sie ihn, sich in unser Gewahrsam zu begeben, bevor die anderen ihn finden.«
»Die anderen?«
Welche anderen zum Teufel?
»Sie haben noch knappe drei Stunden, bevor Sie Ihren eigenen Atem inhalieren, Celine. Ich an Ihrer Stelle würde keine Minute davon mit Fragen vergeuden, auf die Sie die Antwort ohnehin nicht hören wollen.«
Amber klimperte mit ihren langen Wimpern und wies mit dem Kinn zu dem Telefon auf dem Tisch. Eine affektierte Geste, für die Celine sie noch mehr zu hassen begann, während sie nach dem Handy griff.
32. Kapitel
Dreimal kurz, einmal lang.
Der Klingelton ließ beide zusammenschrecken.
»Hast du es etwa angelassen?«, fragte Oscar, hörbar besorgt darüber, dass sie dadurch gefunden werden konnten.
»Nein.« Noah zog das Satellitentelefon aus der Jacke, die er neben dem unruhig schlafenden Toto aufs Bett gelegt hatte. »Ich hab es ausgemacht.«
Was
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