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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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vermutlich nur eine unzureichende Vorsichtsmaßnahme war. Es lag auf der Hand, dass es kein Zufall sein konnte, wie er in den Besitz dieses Telefons gelangt war. Handy, Koffer, Ausweise, Bargeld – all das hatte ihm jemand untergeschoben, und wenn Noah an der Stelle dieses unbekannten Drahtziehers wäre, hätte er einen Trojaner in die Handysoftware eingeschleust, die dem Besitzer den ausgeschalteten Zustand nur vortäuschte, selbst wenn das Gerät vom Akku getrennt war.
    Oder ich hätte den Koffer, die Ausweise und sogar die Euro-Scheine verwanzt.
    Noah ärgerte sich über sich selbst. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, in Ruhe über seine nächsten Schritte nachzudenken, aber jetzt wurde ihm klar, dass er all diese Gegenstände, die ihm im Adlon untergejubelt worden waren, sofort wieder loswerden musste.
    »Ausgeschaltet?«, echote Oscar.
    »Ja.«
    »Und wieso klingelt es dann?«
    »Weil ich eine Erinnerung bekommen habe.«
    Leider nur eine elektronische.
    Augenscheinlich funktionierte der Alarmmodus des Telefons auch im deaktivierten Zustand. Ein stilisierter Monatskalender füllte die obere Hälfte des Displays, ein kurzer Texteintrag die untere.
    »So, 15. 2. Abfahrt HBF. ICE Reservierungscode QRX1 …«
    »Abfahrt?«, fiel ihm Oscar ins Wort.
    »Ja.«
    »Vom Hauptbahnhof?«, fragte Oscar weiter. »Mit einem Intercity Express?«
    »Wenn dafür die Kürzel stehen.«
    »Um welche Uhrzeit? Und wohin?«
    »Keine Ahnung. Um den Rest zu lesen, muss ich mich erst wieder einloggen.«
    »Spinnst du?«, protestierte Oscar, als er sah, dass Noah tatsächlich die On-Taste auf dem Telefon so lange gedrückt hielt, bis sich das Adler-Firmenlogo wieder zeigte.
    »Mach es sofort aus, wenn uns nicht gleich wieder alles um die Ohren fliegen soll.«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Weil sie schon längst hier wären, wenn sie es wollten.«
    Oscar machte große Augen. Dann schlug er sich die Hand vor die Stirn. »Na klar, du hast recht. Wenn die Radikalen der Bilderberger dahinterstecken, haben die alle Möglichkeiten. Keine private Organisation auf der Welt verfügt über mehr Geld, Macht und Technik als die.«
    »Ich weiß nichts von Bilderbergern und auch nichts von Room 17, Oscar. Ich weiß nur, dass die Männer, die mich töten wollten, es geschafft haben, lautlos durch die verschlossene Tür in unser Hotelzimmer zu dringen. Sie arbeiten in einem zentral gesteuerten Team, scheuen keinen Angriff im offenen Feld und sind Nahkampfexperten. Pack den Besitz illegaler Präzisionswaffen und ihre Fähigkeit, ein fahrendes Objekt unbemerkt zu verfolgen, dazu, dann ist klar, wir haben es hier nicht mit einer billigen Söldnertruppe zu tun, sondern mit erfahrenen, hochgerüsteten Profis, denen sicher genügend Militärtechnik zur Verfügung steht, um dieses Telefon zu orten, egal ob an oder aus.«
    »Room 17«, nickte Oscar bestätigend. »Sag ich doch.«
    Noah ließ das unkommentiert. Je länger er mit diesem Spinner zusammen war, dem er sein Leben zu verdanken hatte, desto mehr verstärkte sich sein Eindruck, dass zwischen all dem Unkraut, das Oscar in seinem Verschwörungs-Gewächshaus heranzüchtete, auch eine Knospe der Wahrheit heranwuchs. Natürlich klangen Geschichten über geheime antidemokratische Zirkel der Supermächtigen zunächst einmal absurd. Aber welche andere Erklärung gab es für die »Room 17« -Tätowierung auf den Handballen der Toten? Für den Bach des Ostens in der Zeitungsanzeige? Er fragte sich auch, weshalb ausgerechnet dieses Bild einen Sturm der Erinnerungen in seinem ansonsten wie leergefegten Kopf ausgelöst hatte. Sobald er das wusste, würde er vermutlich auch die Erklärung für alles andere haben, was ihm derzeit widerfuhr.
    »Und? Wohin geht’s?«, hörte er Oscar fragen, der ihm über die Schulter sah, während Noah den Kalender öffnete.
    »Hmm.«
    »Was hmm?«, äffte Oscar ihn nach.
    »Ich hab hier nur den siebenstelligen Reservierungscode. Und die Nummer des ICE: 646. Aber keine Abfahrtszeit, kein Reiseziel …«
    »Und kein Internet in dem Knochen, nehme ich mal an?«
    »Zumindest hab ich kein entsprechendes Browsersymbol im Menü gefunden.«
    Oscar schnaubte. »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als die Auskunft der Bahn anzurufen, wenn wir wissen wollen, wohin der Zug fährt.«
    Noah wollte schon einwenden, dass er garantiert nicht wie ein Opferlamm am Strick in das offen stehende Schlachthaus lief, indem er den Hinweisen folgte, mit

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