Noah: Thriller (German Edition)
erschütterte das Fundament des Verstecks. Noah meinte die Vibrationen direkt durch seinen Körper wandern zu spüren.
»Beantworten Sie mir eine Frage, Noah. Wenn ich Ihnen sagen würde, dass hinter Ihrem Auge ein etwa sechs Zentimeter langer Wurm lebt, der sich in Ihrer Bindehaut eingenistet hat, was würden Sie als Erstes tun?«
»In den Spiegel schauen.«
»Sehen Sie. Manche Reaktionen sind vorhersehbar. Nur dass Ihre Reaktion, sobald ich all Ihre Fragen beantwortet hätte, für uns alle katastrophale Folgen haben würde.«
»Geben Sie mir wenigstens etwas. Sonst bleibe ich hier, und Sie müssen mich holen.«
Er hörte die Frau tief durchatmen und glaubte ein feines Lächeln in ihrer Stimme zu hören, als sie schließlich sagte: »Sie haben etwas, das einer sehr mächtigen Organisation gehört.«
»Den Bilderbergern?«
Sie lachte, während Oscar erstarrte.
»Sie wollten eine Information, Noah, die haben Sie bekommen. Jetzt müssen Sie Ihre Entscheidung treffen.«
Noah nickte und nahm das Telefon vom Ohr. Er öffnete den Kalender, ohne das Gespräch zu unterbrechen, dann setzte er das Telefonat fort. »Kommen Sie gerade ins Internet?«
»Ja.«
Noah nannte ihr die ICE-Zugnummer aus dem Kalendereintrag. Er hörte nicht, dass die Frau nach dem Handy griff, über das sie gerade sprachen, also stand dort entweder ein Computer im Raum, oder sie verfügte über ein zweites Smartphone.
»Was wollen Sie wissen?«
»Die Abfahrt des Zuges ist heute vom Berliner Hauptbahnhof. Wohin fährt er und um welche Uhrzeit?«
Es dauerte eine Weile, bis die Frau am anderen Ende ihn mit den gewünschten Informationen versorgte. Als sie das Ziel nannte, war er nicht im Geringsten verblüfft.
»Wie lange dauert die Fahrt?«, wollte er als Letztes wissen.
»Knapp sechseinhalb Stunden.«
»Dann schlage ich vor, Sie beeilen sich. Ich treffe Sie, wenn wir dort angekommen sind, auf der Frauentoilette in der Haupthalle.«
Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie Oscar protestierend die Arme hochriss.
»Das ist zu gefährlich«, sagte sie.
»Das war es die ganze Zeit.«
Die Frau lachte höhnisch auf. »Glauben Sie wirklich, Sie wären noch am Leben, wenn ich Ihren Tod gewollt hätte?«
Nein. Dieser Gedanke war Noah auch schon gekommen. Wieso hatte der Killer nicht einfach ins Wasser geschossen, als Oscar vor ihm im Whirlpool untergetaucht war? Welcher Profi warnte einen anderen mit einem in dieser Situation unnötigen Laserpointeraufsatz? Außerdem war der Verkäufer kleiner gewesen als er. Die Kugel, die er tragischerweise abgefangen hatte, hätte Noah niemals im Kopf getroffen.
Sie wollten ihn töten, das spürte er. Aber zuvor wollten sie mit ihm reden. Oder, was wahrscheinlicher war, ihn foltern, bis er Informationen preisgab, an die er sich selbst nicht mehr erinnerte.
»Es geht mir um die anderen. Sechseinhalb Stunden in einem Zug sind eine zu lange Zeit, in der Sie auf sich alleine gestellt wären«, sagte die Frau.
Die anderen?
»Von wem sprechen Sie?«, fragte Noah.
»Die Fragerunde ist vorbei, Schätzchen. Die nächsten Informationen bekommen Sie erst, wenn Sie mir gegenüberstehen.«
»Also schön, ich komme«, traf Noah seine Entscheidung. Und weniger, um die Reporterin zu schützen, als um herauszufinden, wie weit sein Gegner gehen würde, um ihn zu fassen zu bekommen, forderte er: »Ich will, dass Sie Celine mitbringen. Sollten Sie ohne die Reporterin in Amsterdam aufkreuzen, sind Sie es, die dieses Treffen nicht überlebt.«
35. Kapitel
»So ein Mist, verfluchter«, schimpfte Adam Altmann und starrte auf die Coladose in seiner Hand.
Das darf doch nicht wahr sein.
Er konnte blind mit nur einer Hand eine Pistole auseinandernehmen, wieder zusammensetzen und mit Munition füllen. Beim Pokern ließ er mühelos ganze Kartenstapel im Ärmel verschwinden, doch mit Verpackungen stand er auf Kriegsfuß. An eingeschweißten CDs suchte er vergeblich nach der Reißlasche, und bei Getränkebüchsen wie der, die er gerade aus dem Automaten gezogen hatte, riss er regelmäßig die Verschlusslasche ab, bevor er die Öffnung damit aufhebeln konnte.
Und jetzt?
Entnervt stellte er die volle, aber nutzlose Dose neben den Gartenstuhl, auf dem er am Rande des Innenhofs Platz genommen hatte. Am liebsten hätte er seine Waffe gezogen und auf sie eingeschossen, aber die Pistolen hatte er am Eingang abgeben müssen. Niemand durfte die Schleusen von Pariser Platz Nummer 2 mit Waffen passieren, weshalb Altmann sich im
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