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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Augenblick komplett nackt fühlte.
    Nackt und durstig.
    »Was wollen Sie hier?«
    Altmann stand auf und sah sich um. Er wusste, die Frau, deren Stimme er gerade in seinem Ohr gehört hatte, musste sich irgendwo hinter den Kalksandsteinmauern dieses hässlichen Gebäudekomplexes aufhalten.
    »Wo stecken Sie?«, fragte er, während er hinter den wenigen zum Hof ausgerichteten Bürofenstern, in denen noch Licht brannte, eine verdächtige Bewegung auszumachen versuchte. Fehlanzeige. Keine Jalousie, deren Lamellen sich teilten. Kein Schatten an der Wand. Nicht einmal eine Putzfrau huschte durch die Räume. Der Einzige, der hier Lebenszeichen absonderte, war er, und zwar in Form von Dampfwolken, die sein heißer Atem in der kalten Nachtluft schlug.    
    »Hey, hier unten ist es grad sehr lauschig.« Er zeigte auf einen zwölf Meter hohen Totempfahl, von dem er nur wenige Schritte entfernt stand. Das Kunstwerk sollte an das besondere Verhältnis der USA zu der indianischen Kultur erinnern. Nur blöd, dass es außer den wenigen Angestellten niemand zu sehen bekam, da Gäste grundsätzlich keinen Zutritt zu dem amerikanischen Botschaftsgelände hatten und der gesamte Komplex besser gesichert war als der Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses.
    »Wieso kommen Sie nicht zu mir runter, und wir machen es uns gemütlich?«
    Er griff sich in den Nacken, die Stelle seines Körpers, in die die Kälte immer als Erstes ihre Zähne schlug.
    »Wir haben beide unsere Prinzipien, Adam«, antwortete die Stimme. »Sie mögen keine Zwischenfälle bei der Arbeit. Ich vermeide persönliche Kontakte mit meinen Agenten.«
    »Und dennoch haben Sie einem Treffen zugestimmt.«
    »Weil Sie es gewünscht haben.«
    »Ich wollte Ihnen dabei in die Augen sehen.«
    »Falsch. Sie waren ärgerlich darüber, wie der Einsatz abgelaufen ist, und wollten mit mir ungestört darüber sprechen. Und der Hof der Botschaft ist dank modernster Störsender der dem Adlon nächstgelegene Ort, um eine abhörsichere Unterhaltung zu führen.«
    Altmann nickte. Das ergab Sinn. Als die Frau ihm vorgeschlagen hatte, sich in der Botschaft zu treffen, hatte er damit gerechnet, das Berliner Hauptquartier kennenzulernen, doch vermutlich war er nicht einmal in dessen Nähe. Die Einsatzleitung konnte irgendwo sein, vielleicht sogar in einer anderen Stadt.    
    »Also, Adam. Wir beide haben nicht viel Zeit, was wollen Sie?«
    »Informationen.«
    »Das ist neu. Bislang war Ihnen der Grund Ihres Einsatzes immer egal.«
    Stimmt. Altmann hatte nie die Motive hinterfragt. Wenn sein Auftraggeber jemanden tot sehen wollte, gab es sicher berechtigte Gründe dafür. Er vertraute auf das System, auch wenn die Spezialeinheit, die ihn beschäftigte, von keiner offiziellen Stelle kontrolliert wurde und ihre Ausgaben in keinem Rechnungsbericht auftauchten. Gefahrenabwehr war einfach zu wichtig, um sie durch demokratische Spielereien zu gefährden.
    »Warum auf einmal so neugierig, Adam?«
    »Adam, Adam, Adam …« , äffte er sie in Gedanken nach. Weshalb tut sie auf einmal so vertraut? Langsam ärgerte er sich, dass er nicht einmal ihren Namen kannte, während sie Zugang zu seiner kompletten Personalakte hatte.
    »Ich bin nicht neugierig, sondern wütend«, sagte er. »Wenn ich als Babysitter bestellt werde, will ich keinen Kampfhund im Laufstall finden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Noah wurde mir als exzentrischer Wissenschaftler verkauft, nicht als Close-Combat-Experte. Um so kämpfen zu können, muss der liebe Doktor eine Menge Studenten getötet haben.«
    »Was wollen Sie? Seinen Lebenslauf?«
    »Nennen Sie mir wenigstens den Grund für meinen Einsatz.«
    »Wieso ist der auf einmal so wichtig?«
    Altmann hätte ihr die Wahrheit sagen können. Dass er noch nie zuvor jemanden mit solch einer Perfektion hatte töten sehen. So schnell und artistisch, so … ja, künstlerisch , ein anderes Wort fiel ihm nicht ein. Er hätte ihr erklären können, dass er da Vinci auch nicht in der Sixtinischen Kapelle erschossen hätte, doch vermutlich hätte sie diese Analogie nicht nachvollziehen können, deshalb bluffte er: »Wenn Sie mir nicht sagen, weshalb Noah erledigt werden soll, müssen Sie sich einen anderen für den Job suchen.«
    Während des bisherigen Gesprächs war er ziellos durch den Innenhof der US-Botschaft gewandert und stand nun vor einem schutzummantelten Baum; einer Eiche, einem Ahorn oder so etwas. Altmann konnte weder Pflanzen noch Vögel bestimmen, abgesehen von Spatz oder

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