Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
Taube vielleicht, was ihm insgeheim etwas peinlich war. Wieder einmal nahm er sich vor, einen diesbezüglichen Volkshochschulkurs zu besuchen, sobald dieser Einsatz vorbei war.
    »Ich höre«, sagte er, den Blick in die blattlose Krone des Baumes gerichtet. Die Stimme seufzte. Adam meinte zu spüren, wie die Frau das Für und Wider einer Antwort abwog. Schließlich entschied sie sich, ihm einen Informationsfetzen zuzuwerfen.
    »Noah hat ein Video. Die Wirkung seiner Veröffentlichung wäre verheerend. Sie würde nicht nur unser Land, sondern ganze Kontinente ins Chaos stürzen.«
    »Was ist auf diesem Video zu sehen?«, fragte Altmann und erhielt eine Gegenfrage zur Antwort.
    »Was wissen Sie über die Pandemie?«
    Er schlenderte weiter zu einem sanft angeleuchteten Steinquader, auf dem ein weiteres Kunstwerk thronte. Dabei fasste er die Mail zusammen, die von den CDC, den Centers of Desease Control , letzte Woche als Memo an alle Einsatzkräfte herausgegangen war:
    »Die Manila- oder auch Bertrand-Grippe, benannt nach Luke Bertrand, einem US-amerikanischen Touristen. Infizierte sich während einer Rundreise durch die Philippinen. In einem von ihm besichtigten Slum namens Isla Puting Bato in Metro Manila wurde ein totes Schwein aus dem Meer angetrieben und ohne Einhaltung von Hygienestandards zubereitet und gegessen. Bertrand hat nach eigenen Aussagen nichts davon zu sich genommen, gilt aber seit jenem Tag als Patient Nummer null.«
    Die Stimme applaudierte mit einem Zungenschlag. »Sie sind bestens informiert, Adam. Dann kennen Sie auch den ersten Verbreitungsweg.«
    »Selbstverständlich.«
    Im CDC-Memo hatte gestanden, dass Bertrand ein Superspreader gewesen war, also die Person, die die Kettenreaktion der Verbreitung in Gang setzte. Nach seinem Slumausflug übernachtete er in einem Viersternehotel Manilas, wo er sich von einem Hotelarzt wegen starken Nasenblutens untersuchen ließ, dem ersten Symptom, das typischerweise den Beginn der ansteckenden Phase markierte. Allein in der Lobby infizierte er sieben Personen: eine dreiköpfige australische Familie, einen japanischen Geschäftsmann und drei Russen. Trotz starker Atemwegsprobleme und Fieber trat Bertrand seinen Heimweg nach Los Angeles über Frankfurt und Atlanta an, womit er auf den weltgrößten Verkehrsknotenpunkten mit Tausenden von Menschen in Kontakt geriet.
    »Seit vier Wochen schon herrscht Pandemiestufe sechs auf der WHO-Skala«, sagte die Frau in seinem Ohr. »Über zweitausend offiziell bestätigte Tote, die sich auf alle Kontinente verteilen. Tendenz exponentiell steigend.«
    »Stimmen diese Zahlen?«, fragte Altmann, der mittlerweile das Objekt auf dem Steinsockel identifiziert hatte. Es war kein Kunstwerk, sondern ein Mahnmal: ein Stück eines der zerfetzten Stahlträger des World Trade Center. Altmann sah zu dem Totempfahl zurück, dachte an die fast ausgerotteten Ureinwohner und fragte sich, ob es an ihm lag, dass er an den Tod erinnert wurde, wohin er nur blickte, selbst auf einem menschenleeren Innenhof der amerikanischen Botschaft.
    »Die meisten Medien gehen von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus, die von den offiziellen Stellen nicht gemeldet wird, um Panik in der Bevölkerung zu vermeiden.«
    Noch während er sprach, weiteten sich Altmanns Augen im Moment der Erkenntnis. »Ist es das?«, fragte er die Stimme. »Enthüllt das Noah-Video das wahre Ausmaß der Pandemie?«
    Die Frau zögerte kaum merklich, schließlich rang sie sich ein zustimmendes Grunzen ab. »So könnte man es auch ausdrücken.«
    Altmann hatte auf einmal das unerklärliche Verlangen, sich seine schwarzen Lederhandschuhe auszuziehen und mit den Fingerspitzen die Inschrift auf der Gedenktafel für die Tausenden Verstorbenen des 11. September zu berühren. Derweil mahnte ihn die Einsatzleiterin zur Eile.
    »Sie dürfen keine weitere Zeit verlieren, Adam. Die Lage gerät zusehends außer Kontrolle. Seit der Sperrung des New Yorker Flughafens denken die Behörden über ein Verbot sämtlicher Interkontinentalflüge nach. Zwölf Krankenhäuser in Atlanta, Chicago, New York, Los Angeles, Denver und Miami stehen bereits unter Quarantäne. Bei allen anderen, die noch zugänglich sind, platzen die Isolierstationen aus allen Nähten. Auch außerhalb der USA herrscht teilweise der Ausnahmezustand. So gibt es in Polen, Ungarn und Spanien kaum noch Influenzamittel, in Teilen Asiens wurde der Schul- und Universitätsbetrieb auf Eis gelegt. Nur Deutschland entzieht sich der

Weitere Kostenlose Bücher