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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Kopf hatte sich wieder zurückgemeldet und Noah das gesagt, was er bereits wusste: »Sie wollen dich nicht töten. Also gehst du kaum ein Risiko ein. Tu so, als ob du Oscar zur Vernunft bringen willst, täusche eine Ohrfeige an, greif dir eine der Ketten hinter dir, und zieh sie dem Maskenmann um den Hals, damit er sich im Reflex an die Kehle greift, was dir den Zugriff auf seine Maschinenpistole ermöglicht. Der Rest ist ein Kinderspiel.«
    Peng. Peng. Zweimal in den Kopf von Elvis. Und peng. Eine in den seines maskierten Komplizen.
    Letzterer hing leblos mit dem Kopf in der Kettenschlinge, während Elvis’ toter Körper in eine bizarre Position gefallen war. Es sah fast so aus, als wäre er vor Oscar auf die Knie gegangen und würde den Schlamm zu dessen Füßen küssen.
    »War das jetzt wirklich nötig?«, fragte die Frau mit deutlich veränderter Stimme. Jetzt spielte sie nur noch die coole Amazone. In Wahrheit, das verrieten auch ihre schreckgeweiteten Pupillen, rief der unerwartete Rollentausch ein nur schwer zu kontrollierendes Angstgefühl in ihr hervor. Jetzt war sie es, die in das Halbdunkel des Transporters steigen und sich auf Noahs Anweisung die Ketten anlegen musste. Er überprüfte ihren sicheren Halt, dann drehte er sich zur Wagenspitze.
    Eine mit blickdichter Plastikfolie abgeklebte Scheibe diente als Sichtbarriere zwischen dem Laderaum und der Fahrgastkabine. Noah schlug das Glas mit dem Lauf der Maschinenpistole ein und riss die Scheibe samt Gummidichtung aus der Fassung. Dann richtete er das Wort an Oscar, der immer noch wie festgewachsen draußen im Nieselregen stand.
    »Kannst du fahren?«
    Sein Begleiter hob den Kopf und schien durch Noah hindurchzusehen. Oscars Blick war wieder so glasig wie auf der Taxifahrt, kurz nach ihrer Flucht aus dem Adlon.
    »Traust du dir das zu?« Noah machte eine knappe Kopfbewegung in Richtung Lenkrad.
    Verdammt, hat der überhaupt einen Führerschein?
    Oscar beugte sich zu Elvis und löste ihm den Fahrzeugschlüssel aus der Hand. Er agierte wie in Trance, mit zeitlupenartigen Bewegungen. Noah trieb ihn nicht zur Eile. Wenn jemand die Schüsse gehört haben sollte, wäre er längst unterwegs. Viel wahrscheinlicher aber war, dass die Baustelle am Wochenende unbesetzt war, sonst hätten die Entführer sie nicht als Parkplatz gewählt. Und die Menschen in dem Chaos vor dem Bahnhof hatten gewiss andere Probleme, als sich um eine Fehlzündung Gedanken zu machen.
    Während Oscar um den Kastenwagen schlurfte, stieg Noah wieder aus und zog Elvis’ Leiche in den Transporter hinein. Hier durchsuchte er dessen Jackentaschen und nahm alles wieder an sich, was die Frau ihnen vorhin entwendet hatte: Geld, Pässe, Handy und beide Pistolen. Seine eigene und die des Entführers. Oscar hatten sie lediglich eine kleine, speckige Lederbrieftasche abgenommen. Noah steckte sie unter den schweigenden Blicken der Frau ein. Dann löste er den maskierten Komplizen aus den Ketten und kontrollierte sowohl bei ihm wie auch bei Elvis die Innenflächen der Hände.
    Room 17.
    Bei allen die gleiche Tätowierung.
    Schloss sich hier der Kreis? Allerdings schien es ein Kreis des Irrsinns zu sein.
    »Sechs, sechs, sechs. Ich hab gesagt, es wird böse enden«, hörte er Oscar beim Öffnen der Fahrertür sagen. Es klang, als führte er ein verzweifeltes Selbstgespräch.
    Noah schob den Maskenmann unter die Bank, unter der er zuvor die Leiche von Elvis verstaut hatte. Nachdem er von innen die Flügeltüren verriegelt hatte, setzte er sich seiner angeketteten Entführerin gegenüber.
    »Fahr!«, rief er Oscar zu, der, unverständliches Zeug flüsternd, hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte. Mit seinem kurzen Oberkörper und dem riesigen, lockigen Schädel wirkte er wie ein Teddybär, der kaum über das Armaturenbrett reichte.
    »Wohin?«, fragte Oscar und startete den Motor. Er klang mechanisch.
    Typisch für Menschen, die unter Schock stehen .
    Der Wagen erzitterte. Dieselgeruch mischte sich mit dem des Farbverdünners.
    »Das sage ich dir gleich. Such erst einmal einen Ausgang von der Baustelle, aber nicht die Hauptausfahrt. Es muss eine geben, die vom Centraal Bahnhof weit abgelegen ist.«
    Sonst hätten sie die Baustelle nicht zum Parkplatz ihres Fluchtfahrzeugs bestimmt. Mit mir im Stau zu stehen war sicher nicht der Plan.
    Stotternd setzte sich der Transporter in Bewegung. Wegen der Unebenheiten des Schlammwegs schaukelte er wie eine Pferdekutsche. Die Stahlketten, an denen Noah und Oscar jetzt

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