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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Radioaktivitätsmarkierung«, sagte die Professorin und zeigte auf ein gelbes Klebeband mit roten Symbolen, das um den gesamten Schreibtisch und entlang der Fußbodenleisten lief. »Man hat mir versichert, dass alles saniert ist. Wenn sie lügen, brauche ich bald im Dunkeln keine Lampen mehr. Haben Sie die Mail dabei?«
    Annika reichte ihr den Ausdruck, Birgitta Larsén hielt das Blatt ein Stück von sich, hob die Augenbrauen und las.
    »Hm«, sagte sie, während ihre Augen über die Zeilen wanderten. »Ach ja, aha, ja, ja, nein …«
    Dann seufzte sie tief, und Annika hätte schwören können, dass es ein Seufzer der Erleichterung war.
    »Das ist nur sein üblicher Unsinn«, sagte sie, »nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen.«
    Sie gab Annika das Blatt zurück.
    »Machiavelli ist Ernst Ericsson, nehme ich an«, sagte Annika. »Und meine Freundin ist natürlich Ebba, er hat uns ja gemeinsam gesehen. Ebba hat mir erzählt, was mit ihrer Firma passiert ist, darüber kann man ja geteilter Meinung sein, aber was meint er mit den toten Tieren? Soll Ernst bei irgendwelchen Versuchsreihen betrogen haben?«
    Birgitta erhob sich gereizt.
    »In unserer Branche behält man seine Arbeit für sich«, sagte sie. »Es ist nicht wie bei Ihnen, wo man sich zeigt und jeden Tag Dinge hinausposaunt, entschuldigen Sie meine Wortwahl. Hier arbeitet man über mehrere Jahre still vor sich hin, ehe man verrät, was man herausgefunden hat. Lars-Henry hat natürlich überhaupt keine Ahnung, wie Ernsts Forschung verlaufen ist. Das ist einfach klassischer, widerlicher Neid. Ernsts Tieren geht es wunderbar, er ist außerdem ganz vernarrt in sie. Ich bin auf dem Weg dorthin, ich treffe mich mit Bernhard Thorell, um über eine Renovierung der Räumlichkeiten zu sprechen.«
    »Kann ich mitkommen?«
    Birgitta sah sie verwundert an.
    »Wir nehmen prinzipiell niemanden mit dorthin«, sagte sie. »Nach all den Attacken von Tierschützern sind die Räume komplett abgeschirmt, sie sind auch nirgends verzeichnet. Warum wollen Sie sie sehen?«
    Annika sah Birgitta Larsén fest an.
    »Ich bin interessiert«, sagte sie dann.
    »Woran?«
    An dem, was du verheimlichst, dachte Annika. Was du nicht sagst. Was du mir über Caroline verschweigst und was am Samstag vorgefallen ist.
    »An der Wissenschaft«, antwortete sie. »An der Entwicklung und dem Fortschritt. Sie machen hier schließlich die Arbeit, ich bin nur ein Sprachrohr.«
    Die Antwort schien die Professorin zu überzeugen. Sie nahm einen Schlüsselbund aus einer Schublade und ging zur Tür.
    »Es ist ein Stück zu gehen«, sagte sie, »und auf dem Weg dorthin brauche ich noch einen anständigen Kaffee.«
    Sie verließen das Gebäude und traten hinaus in die Sonne, kürzten über den Rasen ab und erreichten das Restaurant Jöns Jakob. Die mit schimmernd blauen Stahlkanten versehenen Glastüren glitten automatisch auseinander, als sie näher kamen. Drinnen roch es nach Schulkantine, gekochtem Gemüse und brauner Soße. Ihre Schritte klapperten auf dem rotbraunen Steinboden. An der Decke kreuzten sich meterdicke Holzbalken. Der Eindruck eines Speisesaals wurde durch die rechteckigen Birkentische noch verstärkt.
    »Sie haben zwar keine Sterne im Guide Michelin«, sagte Birgitta, »aber der Milchkaffee ist trinkbar.«
    Sie bestellten jeder einen, Annika bezahlte für beide.
    »Haben Sie auch Versuchstiere?«, fragte sie, als sie wieder hinaus ins Sonnenlicht traten.
    »Zurzeit rund fünfzig«, sagte Birgitta Larsén und bog auf einen kleinen Pfad ab. »Hauptsächlich Mäuse und einige Kaninchen. Die sind erschreckend niedlich.«
    »Fällt es Ihnen nicht schwer, sie zu quälen?«, fragte Annika und trabte der robusten kleinen Frau hinterher.
    Die Professorin bedachte Annika mit einem sehr flüchtigen Blick.
    »Liebchen«, sagte sie, »meine Forschung beinhaltet vor allem Verhaltensstudien. Ich bringe den Mäusen bei, sich entweder mit der linken oder der rechten Pfote Süßigkeiten zu angeln, in einem Schwimmbecken zu schwimmen oder sich auf einer freien Fläche einen Schokoladenkeks zu holen.«
    »Welches Gebiet erforschen Sie eigentlich?«
    »Das Altern«, antwortete Birgitta Larsén. »Ich untersuche die biologischen Effekte des Alterns, vornehmlich auf das Nervensystem, aber auch auf die Organe, die vom Nervensystem gesteuert werden. Warum?«
    »Und dafür brauchen Sie Versuchstiere?«
    »Eigentlich sind die Alterungsprozesse von Hefepilzen, Würmern, Mäusen und Menschen einander sehr

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