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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Sachverstand haben und seriös arbeiten. Wir gehen hier rein.«
    Sie öffnete eine Tür. Reihe um Reihe mit Plexiglaskästen wurden sichtbar.
    »Hier wohnen die Mäuschen«, sagte sie. »Wie Sie sehen, haben sie Späne in ihren Käfigen, und das Weiße, was Sie da erkennen, sind ihre Spielsachen. Alle in dieser Reihe gehören mir.«
    »Spielsachen?«, fragte Annika und nahm an, dass die Professorin die weißen Fusseln meinte, die in den Kisten verstreut lagen.
    »Wir haben ein Experiment gemacht und die Mäuse wählen lassen, womit sie am liebsten spielen wollen. Kleine Plastikhäuser, Eierkartons oder Kleenextücher. Es stellte sich heraus, dass sie die Papiertaschentücher am lustigsten fanden. Sie zernagen und zerreißen sie und bauen kleine Nester damit. Auf dem zweiten Platz waren die Eierkartons, aber die kleinen, niedlichen Plastikhäuser haben sie überhaupt nicht interessiert. Am liebsten schleppten sie Papiertücher zum Eierkarton und richteten sich ein.«
    »Unglaublich«, sagte Annika und sah, dass die Mäuse wahrhaftig mit den Papiertüchern spielten. »Was wäre geschehen, wenn Lars-Henry wirklich recht gehabt hätte?«
    Birgitta Larsén sah sie an, griff dann nach einem Ordner und begann darin vor- und zurückzublättern.
    »Wenn Ernst betrogen und die falschen Resultate eingeschickt hätte, meinen Sie? Und wenn jemand wirklich beweisen könnte, dass das der Fall war?«
    »Ja, welche Konsequenzen hätte das für Ernsts Karriere gehabt?«
    Sie blätterte noch ein wenig in den Unterlagen und zögerte eine Antwort hinaus.
    »Wenn aufgeflogen wäre, dass er ein Lügner ist? Ja, was meinen Sie?«
    »Er wäre auf jeden Fall nicht Vorstandsvorsitzender des Nobelkomitees geworden. Vielleicht hätte er irgendwo eine Stelle als Laborassistent bekommen.«
    Birgitta Larsén schlug den Ordner mit einem Knall zu und stellte ihn zurück ins Regal.
    »Mäuse sind keine Gesellschaftstiere«, sagte sie. »Die Weibchen halten zusammen, aber die Männchen bringen sich gegenseitig um, sobald sich die Gelegenheit bietet. Ratten hingegen sind Gruppentiere, die haben wir ein Stück weiter hinten. Manchmal haben wir auch Kaninchen, die sind auf der anderen Seite. Insgesamt kommen wir hier am KI auf zweitausend Käfige.«
    »Keine Katzen, Hunde oder Affen?«, fragte Annika.
    »Das ist lange her«, sagte Birgitta Larsén. »Ende der achtziger Jahre wurden neue Gesetze erlassen, und die Tierforschung wurde stark reglementiert. Bis dahin gab es hier alle möglichen Tierarten.«
    Sie schloss die Tür und eilte weiter, sie passierten einen Raum mit der Aufschrift
Einschläferung
und erreichten schließlich einen Operationssaal.
    »Bernhard Thorell gesehen?«, fragte sie einen jungen Mann, der dabei war, einem Nagetier Blut abzunehmen.
    »Was ist das da?«, fragte Annika und deutete auf ein Metallgestell, das auf einem der Tische stand.
    »Ein stereotaktisches Instrument«, sagte Birgitta Larsén. »Also ein Werkzeug, mit dem man das Tier festschraubt und es während der Operation fixiert hält. Das dort an der Wand ist das Narkosegerät, mit dem wird es zunächst betäubt. Wie Sie sehen, verfügt es über Schrauben und Bohrer, damit man die Schädeldecke millimetergenau durchdringen kann. Es ist ein ziemlich kleines Exemplar, wir haben auch noch größere.«
    Annika betrachtete die Rahmen und Arme des Gestells und schauderte. Sie hatte Bilder von Tieren gesehen, die in solche Instrumente eingespannt waren.
    »Ah, da sind Sie ja!«, rief die Professorin froh und fegte den Gang hinunter. »Sehen Sie, wie schlecht es uns geht?«
    Die Antwort des Mannes hörte Annika nicht, sie konnte den Blick nicht von den Operationsgeräten weiter hinten auf dem Tisch wenden.
    »Und was ist das hier?«, fragte sie den jungen Mann, der der Maus das Blut abgenommen hatte.
    »Das Besteck«, sagte er und zeigte auf die einzelnen Gegenstände. »Skalpell, Klemmen, Nadelführung, Klauenpinzette, Operationsschere …«
    »Und das tut dem Tier nicht weh?«, fragte Annika.
    Er lächelte schüchtern.
    »Es ist ja betäubt, und die Tiere, die eingeschläfert werden müssen, betäuben wir noch ein wenig stärker.«
    »Werden sie zum Einschläfern immer narkotisiert?«, fragte Annika und schielte zur Tür der Todeszelle hinüber.
    »Mäuse tötet man am leichtesten mit einem einzigen Ruck am Kopf, man bricht ihnen ganz einfach das Genick. Größere Tiere werden in einen Käfig gesetzt, wo sie eine Mischung aus Säure und Kohlendioxid einatmen.«
    Eine Gaskammer,

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