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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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jetzt versuche ich, wenigstens eine oder zwei Wochen im Jahr dort zu verbringen. Meine Wurzeln pflegen.«
    Annikas Lächeln erstarrte, hätte sie wissen müssen, dass seine Eltern verunglückt waren?
    »Ihre Eltern?«, fragte sie und fühlte sich völlig unbeholfen.
    Einen Moment senkte er den Blick und schaute zu Boden, dann sah er ihr mit einem leicht wehmütigen Ausdruck in den hellen Augen ins Gesicht.
    »Sie sind gestorben, als ich noch ein Teenager war.«
    Hatte Berit nicht etwas darüber erzählt? Dass sein Vater im Risikokapitalgeschäft tätig war und in den Alpen tödlich verunglückte?
    »Oh«, sagte sie. »Das tut mir leid.«
    Er lachte.
    »Schon gut«, sagte er. »Ich bin darüber hinweg. Ist ja auch schon ein paar Jahre her. Im Moment bin ich nur hier, um mich über die Arbeit an unserem Forschungsprojekt auf den neuesten Stand bringen zu lassen.«
    Annika betrachtete ihn verstohlen. Wenn man ihn so aus der Nähe sah, wirkte er größer.
    »Wird es dafür einen Nobelpreis geben?«
    »Dafür?«
    Er lachte wieder.
    »Das weiß man nie. Viele wären dieses Preises würdig, oft sieht man erst im Nachhinein, welche Entdeckungen Bestand haben, man kann es also so nicht sagen. Es war Nobels Wille, dass der Preis der Menschheit auf lange Sicht nützt. Von daher ist es gut, dass das Komitee sorgfältig und mit Weitblick auswählt. Sie wollten wissen, worüber Professor Svensson mit mir gesprochen hat?«
    »Wenn Sie es mir erzählen mögen …«
    Bernhard Thorell ließ den Blick über den Rasen schweifen und dachte einen Moment nach.
    »Der Professor steht unserer Arbeit sehr kritisch gegenüber«, sagte er dann, »denn wir haben eine Möglichkeit gefunden, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Er beschuldigt uns, ewiges Leben erreichen zu wollen, aber darum geht es in unserer Forschung nicht.«
    »Er findet, dass Sie Gott spielen«, sagte Annika und lächelte.
    Bernhard Thorell erwiderte ihr Lächeln.
    »Es ist leider so gut wie unmöglich, mit diesem Mann konstruktiv zu diskutieren. Ich würde ihn als ziemlich eigenartigen Kreationisten beschreiben.«
    »Ist die Pharmaindustrie dasselbe wie der ›Schlund des Monsters‹?«
    »Genau. Und wir sollen uns in Acht nehmen, sonst ›droht Vergeltung‹.«
    Die letzten Worte sagte er mit heiserer Stimme und aufgerissenen Augen. Annika lachte.
    »Nemesis wird Sie bestrafen?«, fragte sie, und Bernhard Thorells Lächeln wurde breiter. Auf seinen Wangen bildeten sich Grübchen, die Farbe seiner Augen wurde noch leuchtender. Annika blickte hinein und dachte, oh nein, nicht schon wieder, nicht noch ein Bosse, aber sie konnte ihr Lächeln einfach nicht abstellen.
    »Sie kennen Nemesis also?«, sagte Bernhard Thorell und trat einen Schritt näher.
    »Die Göttin der Vergeltung«, sagte Annika, »und ein Drama von Alfred Nobel.«
    Er legte den Kopf schräg, strahlte, dass seine Augen funkelten.
    »Davon wissen nicht viele«, sagte er. »Dass Alfred Nobel sich so sehr für Beatrice Cenci interessiert hat.«
    Er stand so dicht, dass es sich in Annikas Kopf drehte.
    »Sie war eine faszinierende Person mit einem schrecklichen Schicksal«, sagte Annika und fand, dass ihre Stimme merkwürdig klang, ein wenig zu hoch und zu grell.
    Er beugte den Nacken ohne ihren Blick loszulassen, steckte die Hände in die Hosentaschen, sodass sich das maßgeschneiderte Jackett an den Schultern ein wenig hob.
    Gütiger Himmel, sieht der gut aus, dachte Annika.
    »So jung«, sagte er leise, »und so schön …«
    Es klang, als wollte er ihr schmeicheln.
    »Ich weiß«, sagte Annika atemlos. »Sie war unglaublich schön. Ebba, meine Nachbarin, hat in ihrem Wohnzimmer ein Gemälde, das sie zeigt …«
    Plötzlich herrschte zwischen ihnen Totenstille. Bernhard Thorell starrte sie an. Das Funkeln in seinem Blick erlosch.
    »Aber nicht das von Guido Renis, oder?«
    Annika durchforschte ihre Erinnerungen, hatte Ebba erwähnt, wer das Bild gemalt hatte?
    »Ich weiß es nicht, ich kann ja mal nachfragen«, sagte sie, lächelte verwirrt und trat einen Schritt zurück.
    Das Kätzchen hängte sich das Tennisschlägerfutteral über die Schulter und umfasste den Fahrradlenker mit beiden Händen. Sie warf den Pferdeschwanz in den Nacken, während sie die Schirmmütze über den Augen an die richtige Stelle schob. Die Tennisschuhe klatschten auf den Asphalt. Hopp, Galopp, das Scheißfahrrad rollte so schön neben ihr her. Wenn sie etwas beherrschte, dann war es die Kunst, mit dem Schickimicki-Vorstadtmilieu zu

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