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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wieder zum Mittelpunkt machen.«
    »Du meinst, es ist wichtig,
was
wir sagen, nicht, auf welcher Frequenz wir es senden?«
    »So ungefähr«, sagte Annika. »Weißt du, was ich heute Morgen gemacht habe? Ich habe ein paar Kinder, die Kalle gemobbt haben, zu Tode erschreckt.«
    »Wow«, sagte Berit. »Das werden sie dir heimzahlen.«
    »Das ist mir völlig egal, solange sie Kalle in Ruhe lassen. Wer hat deiner Meinung nach von der Abschiebung des Bandhagen-Papas gewusst?«
    Berit griff nach einem Blätterstapel und setzte ihre Lesebrille auf.
    »Es sieht folgendermaßen aus: Die Regierung hat die Abschiebung befürwortet. Sie haben sich auf einen Terroristen-Paragrafen berufen, ein Gesetz, das die besondere Kontrolle von Ausländern regelt, wenn sie keinen Einblick gewähren wollen. Du weißt schon, Landessicherheit und so was, und in solchen Fällen ist die Regierung die einzige entscheidungsbefugte Instanz.«
    »Ist dieses Gesetz auch neu?«
    »Nein, das gibt es schon seit über dreißig Jahren und ist ungefähr ebenso häufig angewendet worden, sie nutzen es also nicht aus. Aber jedes Mal wird man doch gleichermaßen misstrauisch, weil selten klar wird, was hinter der Entscheidung steht. Wird der Fall nicht als
besonders eilig
eingestuft, ist die Regierung eigentlich verpflichtet, Informationen von der Ausländerbehörde einzuholen, und die Sache geht vors Amtsgericht. Doch aus unerfindlichen Gründen sind all diese Fälle immer
besonders eilig …
«
    »Aber sie dürfen die Menschen doch nicht abschieben, wenn ihnen Folter droht?«, sagte Annika.
    »Nein, eben drum«, sagte Berit. »Laut diesem Gesetz muss die Regierung alle Abschiebungsmaßnahmen aussetzen, wenn das Risiko der Folter oder Todesstrafe besteht. Stattdessen wird der vermeintliche Terrorist mit einer Meldepflicht belegt. Er muss dann einige Male pro Woche bei der Polizei seine reinen, kleinen Fingerchen vorzeigen. Das geht drei Jahre so, dann muss die Sache vor Gericht verhandelt werden.«
    »Einfacher ist es, jemanden rauszuwerfen.«
    »Vor allem, wenn zufällig die Amerikaner vorbeikommen«, sagte Berit.
    »Wer wird dafür ans Messer geliefert?«
    Berit warf die Blätter von sich und nahm die Brille ab.
    »Formal betrachtet hat der Beamte vom Staatsschutz Mist gebaut. Er heißt Anton Abrahamsson. Er hat die Staatsgewalt einer ausländischen Polizeibehörde überlassen. Da liegt der Hase im Pfeffer, aber der Skandal ist ganz woanders. Wie können wir zulassen, dass ein Schlosser aus Bandhagen ohne jeglichen Beweis als Terrorist abgestempelt und aus dem Land geworfen wird?«
    »Was sagte der Typ vom Staatsschutz?«
    »Ich habe ihn noch nicht erreicht«, erwiderte Berit. »Er hat Erziehungsurlaub.«
    »Wie passend«, sagte Annika.
    »Nicht wahr?«, sagte Berit.
    »Und was sagen die vom Justizministerium?«, fragte Annika und dachte an Thomas.
    »Dass die Ministerin erst am 7. Januar von der Abschiebung in Kenntnis gesetzt wurde, also einige Wochen später.«
    »Glaubst du das?«
    Berit seufzte.
    »Für Jemal spielt das de facto keine Rolle«, sagte sie. »Das Außenministerium behauptet, sie hätten das Versprechen bekommen, dass er gut behandelt würde. Jemand von der Botschaft besucht ihn einmal im Monat. Er meint, dass es ihm glänzend geht, aber Fatima sagt, die Folter habe ihm schwer zugesetzt.«
    »Du wirst wohl mal vorbeigucken müssen«, sagte Annika.
    »Ich kriege heute Nachmittag von der Botschaft Bescheid, ob ich nächstes Mal mitfahren kann«, sagte Berit.
    Annika nahm ihre Tasche und setzte sich an einen Tisch für Tagesreporter, um Berit in Ruhe arbeiten zu lassen und selbst ungestört telefonieren zu können.
    Irgendetwas war am Samstag vorgefallen, da war sie sich sicher. Etwas hatte den neuen Nobelmord provoziert. Oder sollte sie lieber KI-Mord sagen? Nobel hatte vielleicht gar nichts mit der Sache zu tun.
    Sie rief die Zentrale des KI an und verlangte Birgitta Larsén.
    Es klingelte fünfmal, sechsmal …
    Sonst ging Birgitta immer beim ersten Klingeln dran, Annika wollte also schon auflegen, als am anderen Ende zögernd der Hörer abgenommen wurde.
    »Hallo?«
    »Birgitta? Hallo, hier ist Annika Bengtzon …«
    Ein lang gezogenes Schniefen unterbrach sie.
    »Birgitta?«, sagte Annika. »Ist alles in Ordnung? Haben Sie von Lars-Henry gehört?«
    »Die Tiere«, sagte Birgitta Larsén und klang völlig aufgelöst.
    »Die Tiere?«, wiederholte Annika.
    Die Professorin schnäuzte sich geräuschvoll und schnaufte in den Hörer.
    »All

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