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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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meine Versuchstiere sind tot«, sagte sie bebend. »Jemand hat sie letzte Nacht umgebracht.«
    Vor Annikas Augen tanzten die langen Reihen von Plexiglaskästen, kleine weiße und schwarze Mäuse, die sich Nester aus Kleenextüchern bauten und ihre Eierkartons möblierten.
    »Sie wurden umgebracht? Wie denn?«
    »Den Mäusen wurde das Genick gebrochen, die Kaninchen und Ratten haben sie totgeschlagen.«
    »Ach du lieber Gott«, sagte Annika. »Wer könnte das getan haben?«
    »Die Polizei verdächtigt eine Tierschutzorganisation, aber das glaube ich nicht. Keiner weiß, wo unser Labor ist. Nichts ist aufgebrochen, und nur meine Tiere sind tot. Das mit Lars-Henry ist ja schrecklich.«
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte Annika.
    Birgitta Larsén schnäuzte sich wieder.
    »Ja, davon habe ich gehört. Stimmt es, dass er geköpft wurde?«
    Annika schluckte trocken.
    »Nicht ganz«, sagte sie. »Aber fast.«
    »Sie müssen mir davon erzählen«, sagte Birgitta Larsén.
    »Dann sollte ich wohl besser bei Ihnen vorbeikommen?«, schlug Annika vorsichtig vor.
    Es klang, als seufzte Birgitta Larsén.
    »Ja, ja, kommen Sie ruhig …«
    Annika legte auf und ging hinüber zu Spiken.
    »Ich fahre ins KI«, sagte sie. »Dann schreibe ich von zu Hause.«
    Der Nachrichtenchef brummte etwas, ohne aufzublicken.
    »Außerdem wollte ich wissen, ob ich Kilometergeld bekomme. Immerhin fahre ich andauernd mit meinem Auto dienstlich durch die Gegend«, sagte Annika.
    Spiken sah sie perplex an.
    »Das weiß ich doch nicht«, sagte er.
    »Wer weiß es denn?«, fragte sie.
    Er zuckte die Achseln und streckte sich zum klingelnden Telefon.
    »Wegen mir kannst du auch mit dem Fahrrad fahren«, sagte er. »Oder schwimmen. Hallo, hier ist Spiken … Hallo, verdammt noch mal!«
    Annika wandte der Redaktion den Rücken und ging hinaus ins Grau.
    Als Annika vor dem Svarta Räfven parkte, hing Regen in der Luft, aber er wollte einfach nicht fallen. Der Wind riss an den Baumkronen, war schneidend und roch nach Herbst.
    Ist der Sommer schon vorbei?, dachte Annika.
    Sie ging zu Birgitta Larséns Institut hinüber und wurde von einem Doktoranden hereingelassen.
    »Erzählen Sie«, sagte Birgitta und bot Annika einen Stuhl an, sobald sie das helle, von Radioaktivität bedrohte Büro betreten hatte.
    Die Biophysikerin war sichtbar mitgenommen. Ihre Fassade war frisch, schien aber dünn.
    »Ist die Polizei schon hier gewesen?«, fragte Annika und ließ sich auf dem Bürostuhl nieder. »Was sagen die denn über die toten Tiere?«
    »Ich bin bereits vernommen worden«, sagte die Professorin, »jetzt sind sie unten im Labor. Was ist gestern Abend passiert?«
    »Ich bin zu Lars-Henry Svenssons Sommerhaus auf Fågelbrolandet gefahren, um ihn ein bisschen zu befragen«, sagte Annika.
    »Aha«, machte Birgitta Larsén und stellte eine Packung Schokoladenkekse zwischen sie. »Warum haben Sie das getan?«
    »Ich glaube, dass am Samstag etwas vorgefallen ist, und ich wollte mit ihm darüber sprechen«, sagte Annika und lehnte es ab, ein Plätzchen zu nehmen. »Entweder ist bei der Konferenz, beim Seminar oder hinterher beim Büfett etwas geschehen. Und egal, was es war, es muss der Auslöser für den Mord an Ernst und auch an Lars-Henry gewesen sein. Heute bin ich davon überzeugter denn je.«
    »Tja«, sagte Birgitta Larsén und wischte sich die Finger an ihrem weißen Laborkittel ab, »ich war die ganze Zeit dabei, aber mir ist nichts Besonderes aufgefallen. Was könnte es denn gewesen sein?«
    Der Ton der Frau schien ein wenig zu unbeschwert. Sie wirkte zu gezwungen, ihr Blick war ängstlich.
    »Danach wollte ich Sie fragen«, sagte Annika.
    »Also
ich
weiß gar nichts«, entgegnete sie und untersuchte ihren Schokoladenkeks. Einem plötzlichen Impuls folgend, lehnte Annika sich zu ihr hinüber.
    »Birgitta«, sagte sie und sah der Frau auf die gleiche Weise in die Augen, wie sie es bei Kalle tat, wenn er trotzig war. »Sie verschweigen mir etwas, etwas über Caroline, und ich glaube, Sie haben große Angst deswegen. Ernst ist tot, Lars-Henry ist tot, und wollen Sie wissen, wie sie gestorben sind? Jemand hat sie ermordet und anschließend ihre Körper verstümmelt. Jemand hat einen zwölf Zentimeter langen Nagel durch das Auge ins Gehirn geschlagen und einen zweiten Nagel durch den Kehlkopf in die Wirbelsäule. Bei beiden Leichen. Was sagt Ihnen das?«
    Annika ließ die Frau nicht aus dem Blick, und während sie sprach, wuchs der Schreck in ihren Augen, bis sie von

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