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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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mit Kartoffeln und betätigte den Schalter.
    »Wieso sollte ich?«, schrie sie durch den Lärm der Maschine.
    Anne nahm eine rohe Kartoffel, biss hinein und zuckte die Achseln.
    »Vielleicht ist es ja auch eine andere«, schrie sie. »Wenn sie erst mal angefangen haben, machen sie ja meistens weiter …«
    Die Kartoffeln lagen zerkleinert auf dem Boden des Behälters, Annika schaltete die Maschine aus und kippte den Inhalt in eine feuerfeste Form. Während sie Salz und Pfeffer zugab, dröhnte die Stille zwischen ihnen. Sie verteilte Zwiebelringe und gehackten Knoblauch auf den Kartoffeln, streute geriebenen Käse über das Ganze und schüttete die Sahne darüber.
    »Ich habe nur Angst, dass du wieder betrogen wirst«, sagte Anne still. »Wie geht es übrigens mit den Engeln? Hast du mal mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Die Engel?«, fragte Annika und stellte die Form in den Ofen.
    »Du solltest eine Therapie machen«, sagte Anne Snapphane. »Glaub mir, das wirkt Wunder. Ich habe gelernt, die Welt mit ganz neuen Augen zu sehen, ich durchschaue meine eigenen eingefahrenen Handlungsmuster viel besser. Kannst du dich nicht mal hinsetzen? Du hast mir noch gar nicht gesagt, was du von meinem Vortrag hältst.«
    Annika wusch sich die Hände, trocknete sie mit einem Küchenhandtuch ab und setzte sich aufs Sofa.
    »Den neuen Entwurf habe ich nur quergelesen«, sagte sie. »Ich weiß, ich hatte es versprochen, aber in der letzten Woche war so viel los, die neue Kita …«
    Anne rang resigniert die Hände.
    »Ich weiß, ich habe versprochen, dir zu helfen, aber ich wusste ja nicht, dass du ausgerechnet heute herkommen würdest …«
    »Aber was denkst du denn über das, was ich geschrieben habe?«
    Annika schaute zur Küche hinüber und fühlte sich unbehaglich.
    »Ich finde es gut«, sagte sie, »aber es ist deinem letzten Vortrag sehr ähnlich.«
    »Ich wusste es!«, sagte Anne triumphierend. »Bei der verdammten Agentur meckern sie bloß herum.«
    »Aber wollten sie nicht, dass du etwas ganz Neues machst? Damit du mehr Interessenten bekommst? In diesem Fall glaube ich, dass du noch mal von vorn anfangen, dir ein anderes Thema suchen musst. Und du hast doch eine Menge Erfahrungen gemacht …«
    Anne starrte Annika an.
    »Wie meinst du das,
mehr Interessenten?
Glaubst du, ich bin nicht gefragt?«
    »Doch«, sagte Annika, »das ist es nicht, aber die Agentur meinte sicher …«
    »Fängst du jetzt auch noch an? Es wäre wirklich nett, wenn irgendwer auch mal auf
meiner
Seite wäre.«
    »Ich komme nächste Woche zu dir, und dann machen wir es gemeinsam«, sagte Annika schnell. »Wann hast du Zeit?«
    Anne sah einen Augenblick nachdenklich aus.
    »Die nächste Woche ist vollkommen dicht«, sagte sie. »Es ginge höchstens am Dienstagnachmittag.«
    »Okay«, sagte Annika. »Dann komme ich zu dir nach Hause. Wie geht es dir sonst? Fühlst du dich im Haus wohl?«
    Anne verdrehte die Augen.
    »Gestern Abend war Eigentümerversammlung«, sagte sie. »Wein, Schnittchen und so ein Quatsch. Wir haben einen neuen Vorsitzenden gewählt, von und zu Dummkopf aus dem dritten Stock, so ein Schleimer mit Seidenkrawatte. Die Leute in dem Haus sind so überheblich, dass es einen in den Wahnsinn treibt. Fast so schlimm wie hier draußen.«
    Annika spürte, wie sich ihr Nacken verspannte.
    »Ich habe heute Morgen mit der Nachbarin von gegenüber Kaffee getrunken«, sagte sie. »Sie ist in unserem Alter, hat für x Millionen ihr Biotec-Unternehmen verkauft und betreibt jetzt Alzheimerforschung am KI …«
    »Ach nein, wie nett«, sagte Anne. »Dann könnt ihr hier draußen zusammensitzen und eure Bankkonten vergleichen. Es ist so freundlich von euch, dass wir Gossenkinder aus der Innenstadt gelegentlich herkommen und ein bisschen frische Luft schnappen dürfen.«
    Sie lachte laut und kalt, Annika schluckte trocken.
    »Ich muss das Essen fertig machen«, sagte sie und erhob sich.
    »Hast du eine Tüte?«, fragte Anne und nahm die Stiefel auf den Schoß.
    Annika ging zur Anrichte, öffnete eine Schublade und zog eine Plastiktüte heraus.
    »Nordéns ICA Djursholm«, las Anne auf der Tüte. »Was ist denn da passiert, Ankan? Hast du nach all den Jahren die Kooperative verraten?«
    Annika wandte sich zu Anne um, lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und verschränkte die Arme.
    »Warum bist du so fies?«, fragte sie still, und Annes Lachen verklang.
    »Fies?«, sagte Anne erstaunt. »Was meinst du damit? In einer Freundschaft wird man doch

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