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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Onkel Michel? Wer sind Sie?«
    »Das sind keine Tricks, Angélique«, versicherte er lässig. »Wie viele französische Bürger gibt es in Asien? Nicht viele, und die Menschen klatschen nun mal gern. Ich selbst, ich bin André Poncin, Chinahändler, Japanhändler. Sie haben nichts von mir zu befürchten. Ich will nichts als Ihnen helfen.«
    »Aber wie? Mir kann niemand helfen.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach er leise, während er sie aufmerksam beobachtete. »Sie lieben ihn, nicht wahr? Sie könnten die beste Ehefrau sein, die ein Mann haben kann, nicht wahr?«
    »Ja. Ja, natürlich.«
    »Dann drängen Sie ihn, verführen Sie ihn, überreden Sie ihn, so gut Sie nur können, damit er Ihre Verlobung bekanntmacht. Dabei kann ich Sie vielleicht beraten.« Nun endlich sah er, daß sie ihm wirklich zuhörte, ihn wirklich verstand. Behutsam versetzte er ihr den Todesstoß. »Eine kluge Frau, und Sie sind ebenso klug wie schön, würde jetzt schnell heiraten. Sehr schnell.«
    Struan las. Die Öllampe auf seinem Nachttisch gab genügend Licht, die Tür zu ihrem Zimmer war angelehnt. Sein Bett war bequem, und er war ganz in die Geschichte vertieft. Das seidene Nachthemd unterstrich die Farbe seiner Augen, sein Gesicht war immer noch bleich und schmal und ohne seine frühere Kraft. Auf dem Nachttisch warteten ein Schlafmittel, seine Pfeife, Tabak, Streichhölzer und mit ein wenig Whisky versetztes Wasser: »Wird Ihnen gut tun, Malcolm«, hatte Doktor Babcott gesagt. »Whisky ist der beste Schlaftrunk, den man sich denken kann – stark verdünnt. Besser als alle Tinkturen.«
    »Ohne die würde ich die ganze Nacht wach liegen und mich elend fühlen.«
    »Es sind jetzt siebzehn Tage seit dem Überfall, Malcolm, es wird Zeit, endlich damit aufzuhören. Wirklich aufzuhören. Es ist nicht gut, von Schlafmitteln abhängig zu sein. Am besten hören wir sofort damit auf.«
    »Das habe ich schon mehrmals versucht, aber es ging nicht. In ein, zwei Tagen werde ich aufhören…«
    Die Vorhänge waren zugezogen, das Zimmer war gemütlich, das Ticken der Schweizer Uhr friedvoll. Es war fast ein Uhr, und das Buch Die Morde in der Rue Morgue hatte Dimitri ihm am Vormittag geliehen und dabei gesagt: »Es wird Ihnen gefallen, Male, Kriminalroman nennt man so was – Edgar Allan Poe ist einer unserer besten Schriftsteller, Verzeihung, war, er ist ‘49 gestorben, im Jahr nach dem Gold Rush. Und wenn Ihnen dies gefällt – ich habe eine ganze Reihe seiner Bücher und Gedichte.«
    »Vielen Dank, das ist sehr liebenswürdig. Nett von Ihnen, so oft hereinzusehen. Aber warum heute so finster, Dimitri?«
    »Die Nachrichten von zu Hause sind schlecht. Meine Familie – es ist wirklich schlimm, Male, alles durcheinander, Vetter, Brüder, Onkel auf beiden Seiten. Verdammt, davon wollen Sie sicher nichts wissen. Hören Sie, ich habe noch viele andere Bücher, eine richtige Bibliothek.«
    »Erzählen Sie mir bitte von Ihrer Familie«, sagte er, weil die Schmerzen des Tages einsetzten. »Ich würde es wirklich gerne hören.«
    »Wenn Sie möchten. Also, mein Granddaddy und seine Familie kamen aus Rußland, von der Krim – habe ich Ihnen erzählt, daß meine Vorfahren Kosaken waren? Sie ließen sich in einem kleinen Ort namens Far Hills in New Jersey nieder, bewirtschafteten nach dem Krieg von 1812, in dem mein Granddad fiel, eine Farm, übrigens eine hervorragende Gegend für die Pferdezucht, und wir kamen zu Wohlstand. Der größte Teil der Familie blieb in New Jersey, nur zwei Söhne zogen nach Süden, nach Richmond in Virginia. Als ich in der Army war, vor etwas über fünfzehn Jahren, war das einfach noch die Union Army, ohne Nord oder Süd. Ich ging zur Kavallerie und blieb fünf Jahre lang, verbrachte den größten Teil meiner Zeit im Süden und Westen, in den Indianerkriegen, wenn man sie so nennen kann. Eine Zeitlang war ich auch in Texas, ein Jahr, als es noch Republik war; da hab ich denen geholfen, ihre Indianer wegzupusten, und dann, zwei Jahre, nachdem sich Texas ‘45 der Union anschloß, waren wir außerhalb von Austin stationiert. Dort habe ich meine Frau Emilie kennengelernt – sie kommt auch aus Richmond –, ihr Pa war Colonel beim Nachschub. Das ist eine richtig schöne Gegend, um Austin herum, aber noch mehr um Richmond. Emilie… Kann ich Ihnen irgendwas holen?«
    »Nein, danke, Dimitri, die Schmerzen werden vorübergehen. Fahren Sie bitte fort… Wenn Sie erzählen, ist mir das eine große Hilfe.«
    »Aber sicher. Also, meine

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